Bittersuess
Frohes Weihnachtsfest. Dir und… ihm“, sagt meine Mutter noch schnell, dann wird das Gespräch weggedrückt.
Ich sitze lange Zeit wie erstarrt da. Es war schön mal wieder – wenn auch nur kurz – mit ihr zu sprechen. Aber das Verhalten meines Vaters erschüttert mich immer noch. Mehr, als ich eigentlich gerne zugeben würde.
Ich stehe auf und gehe zu den Ställen. Es ist schon fast zwei Uhr in der Nacht und um mich herum ist alles stockdunkel. Gott sei Dank ist Vollmond, so dass ich sehen kann, wohin ich trete.
Nicolas ist gerade in einer Box und misst Fieber bei einem seiner Sorgenkinder. Er kommt sofort heraus, als er mich hört.
„Und?“, er zieht sich die Handschuhe aus , dann nimmt er mich in seine Arme.
„Na ja, es war ein sehr kurzes Gespräch. Meine Mutter war dran“, erzähle ich ihm. Ich wundere mich s elbst, wie nüchtern ich über das Telefonat sprechen kann, vor ein paar Wochen wäre ich sicherlich noch in Tränen ausgebrochen, aber jetzt bin ich für meine Verhältnisse doch recht gefasst.
„ Das ist sehr schade. Ich wünschte, dein Vater würde mittlerweile etwas anders denken.“
„Er ist stur“, ich zucke mit den Schultern.
„Willst du nochmal nach Berlin fliegen? Deine Mutter scheint nicht mehr so abweisend zu sein“, schlägt er mir vor.
„Nein“, ich schüttelte energisch den Kopf. „Wozu? Sie wissen, wo ich bin und dass wir heiraten wollen. Sie haben meine Handynummer und was sie interessiert, können sie von Jonas erfahren. Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, dass SIE etwas unternehmen“, sage ich entschieden.
„Okay“, Nicolas nimmt mich noch fester in seine Arme. „Sollen wir schlafen gehen?“
„Ja“, antworte ich nur.
Doch die Nacht wird unruhig und kurz. Die Welpen melden sich fiepsend und einer der beiden macht sein Geschäftchen ins Wohnzimmer. Nicolas beseitigt fluchend die Pfütze und legt noch mehr Stellen mit Zeitungspapier aus.
U m acht Uhr morgens bollert Marta dann an die Tür, damit wir mit zum Gottesdienst fahren.
Nicolas stöhnt laut auf, doch ich freue mich darauf , dorthin zu gehen. Also ergibt er sich leidend in sein Schicksal und fährt mit zur Kirche.
Sie ist sehr klein, aber total bezaubernd. Ich frage ihn, ob diese hier auch für unsere Hochzeit in Frage kommt, und er bejaht. Offenbar gefällt ihm das Thema besser als der Weihnachtsgottesdienst und seine Augen beginnen zu leuchten.
Als wir wiederkommen, kümmern wir uns erstmal um unseren Hundenachwuchs.
„Wir haben noch gar keine Namen“, erinnere ich Nicolas.
„Es ist ein Rüde und eine Hündin. Such du aus“, lächelnd er die beiden kleinen Hunde.
„Pepe und Lilly“, sage ich sofort. Es ist ja nicht so, als ob ich da noch nicht drüber nachgegrübelt hätte. „Und dass das ein Mädchen und ein Junge sind, hab ich selbst schon festgestellt, du Klugscheißer.“
„Wie bitte?“
Nicolas steht aus der Hocke auf und funkelt mich angriffslustig an. „Sag das noch mal, Prinzessin…“
„Du bist ein kleiner , argentinischer Besserwisser“, sage ich hochnäsig, halte es aber für ratsam mal ein paar Schritte zurückzugehen.
Nicolas macht einen Satz nach vorne und will nach mir greifen, ich flüchte lachend aus dem Haus und renne in Richtung der Ställe, doch nach wenigen Metern hat er mich mit seinen langen Beinen eingeholt und wirft mich über seine Schulter.
„ Lass mich runter !“, schreie ich auf und trommele auf seinen Rücken.
„So redest du nicht mit deinem zukünftigen Ehemann!“
Zu allem Überfluss bleibt diese Szene nicht unter uns, sondern Marta, Lucia und Juan, die gerade bei einem Kaffee auf der Veranda des Haupthauses sitzen, schauen in unsere Richtung.
„LASS MICH SOFORT RUNTER!“, kreische ich weiter.
„Gleich, du Biest“, er haut mir kräftig auf den Po.
Ich kann zwar nicht sehen, wohin er mich trägt, aber ich spüre es kurze Zeit später. Mit einem laute n Platscher lande ich in der Pferdetränke der angrenzenden Koppel.
Das Wasser verschlägt mir erstmal den Atem, aber da es sehr heiß ist, ist das auch nicht wirklich schlimm.
Schlimmer ist allerdings die Blamage vor den Anderen.
Ich höre ihr lautes Gelächter bis hier hin. Mein hei ßgeliebter Verlobter dreht sich derweil ungerührt um und geht zurück zu unserem Haus.
„WAS FÄLLT DIR EIN?“, brülle ich ihm hinterher, was natürlich zu noch mehr Gelächter führt.
Triefendnass steige ich so huldvoll wie möglich aus der Tränke hinaus und renne ihm hinterher.
„Ist
Weitere Kostenlose Bücher