Bittersuess
nicht in die Sache so reingeschliddert, wie er es geschildert hat.
Doch ich will ihm glauben – unbedingt. Für mich würde eine kleine Welt zusammenbrechen, wenn er mich angelogen hätte. Er ist im Moment der Einzige, der mir zeigt, dass es wirklich das Gute im Menschen noch gibt. Bei Kevin und dem Anderen hab ich die Hoffnung darauf aufgegeben.
Die Zeit vergeht heute irgendwie langsamer als sonst, endlich höre ich ein Auto und meine Anspannung steigt. Ich kann nur hoffen, dass er wieder allein gekommen ist, ohne die beiden anderen Widerlinge.
Eine Türe wird aufgeschlossen, dann noch eine Türe, es ist die zu dem kleinen Flur. Mein Herzschlag beschleunigt sich und stoppt beinahe, als ich sehe, dass Kevin und sein Kumpel in mein Zimmer eintreten.
Ich schaue panisch zu r Tür, hoffe darauf, dass Nicolas auch kommt, aber niemand betritt mehr den Raum.
„Na Prinzessin?“, höre ich Kevins kalte Stimme. „Wie ich sehe, isst du endlich wieder was…“
Ich antworte nicht, sondern schaue nur ängstlich zwischen ihm und seinem Partner hin und her.
Ich sehe, dass sein Blick auf mein Handgelenk fällt.
„Dieser Idiot“, zischt er wütend. „Hat vergessen, die kleine Schlampe festzumachen.“
„Wer weiß, was sie ihm dafür geboten hat“, lacht der kleine Dicke hämisch.
„Bekommen wir auch etwas von dir – für kleine Vergünstigungen?“, fragt Kevin und ich kann hören, dass er wieder grinst.
Ich spüre, wie der Angstschweiß mir aus jeder Pore rinnt. Ich bin unfähig zu antworten, unfähig mich zu rühren.
Drohend kommt er zu mir und lässt sich aufs Bett fallen. Sofort weiche ich auf die andere Seite zurück.
„Hör auf – du weißt, was er gesagt hat“, wendet sich der Dicke Kevin zu.
„Ja“, sagt Kevin nur verächtlich. „Möchte wissen, was die mit ihm gemacht hat…“, fügt er abfällig hinzu.
„Nun – wir erhöhen jetzt den Schwierigkeitsgrad“, der Kleine kommt jetzt auch zu mir und reicht mir etwas, das aussieht, wie ein Zeitungsschnipsel.
„Du liest das hier laut vor, verstanden?“
Ich schaue verdutzt auf das Papier. Es ist ein kleiner Text , mit Datum und Quellenangabe versehen.
‚Eine komplette Zeitung war ihnen wohl zu riskan …t’
Dann wühlt er in einem Rucksack und holt einen Camcorder heraus. „Und Action!“, sagt er zynisch.
Ich schaue auf den Artikel, es ist ein Bericht über Unwetter, die im Westen von Deutschland hinuntergegangen sind.
„Los jetzt“, Kevins Stimme klingt so feindselig, dass ich zusammenzucke.
Ich lese das Datum vor und den Namen der Zeitung. Dann beginne ich mit dem Artikel. Es ist von schweren Schäden die Rede. Ich bin froh, dass das Unwetter nicht hierher gezogen ist.
Dann fällt mir eine Passage ins Auge und ich stocke etwas, bevor ich sie vorlese. „Besonders schlimm waren die Schäden in WALDGEBIETEN“, ich betone das Wort auffällig und hoffe, dass meine Eltern oder die Polizei merken, dass dies ein Hinweis für sie war.
„Clever“, Kevin greift blitzschnell in meine Haare und zieht meinen Kopf zurück. „Und jetzt liest du es noch einmal – und zwar ohne diese Betonung, verstanden?“, fragt er mich. Seine andere Hand legt sich um meinen Hals, ich bekomme Todesangst. Er braucht jetzt nur leicht zuzudrücken mit seinen riesigen Händen und…
„Hör auf jetzt“, weist ihn der andere an. „Das gibt nur Ärger.“
Kevin lässt mich los, verpasst mir aber noch eine schallende Ohrfeige. „Noch einmal so ein Versuch und ich mach dich kalt, verstanden?“
Ich nicke und schlucke heftig. Schnell mach ich ein paar tiefe Atemzüge und versuche, mein Zittern unter Kontrolle zu kriegen.
Sie geben mir ein paar Minuten um mich wieder zu sammeln. Ich verhaspele mich ein paar Mal beim Lesen, immer noch hab ich eine wahnsinnige Angst. Doch diesmal haben sie nichts auszusetzen.
Kevin rauscht wortlos aus dem Raum, der andere fischt noch etwas Brot und Obst aus seinem Rucksack und schmeißt es mir aufs Bett. Dann reißt er an meiner Hand und macht die Handschelle fest.
Ich warte atemlos, bis sie das Haus verlassen haben, erst jetzt fällt die Anspannung von mir ab.
Wieder kann ich die Tränen nicht zurückhalten, ich kann mich kaum beruhigen. Ich sehne mich richtig nach Nicolas, nach seinem Trost, aber er scheint wohl heute nicht zu kommen. Warum nicht?
Tut ihm sein Verhalten von gestern leid? Will er wieder Abstand?
Der Gedanke daran tut überraschend weh und wieder kann ich nur den Kopf über mich schütteln.
„Lass
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