Bittersuess
wieder die Kehle zu. Ich schlucke heftig dagegen an.
„Hey“, er greift nach meiner Hand und drückt sie. „Sie werden sich daran halten.“
Ich schaue ihn nur verzweifelt an, ich glaube ihm kein Wort, aber ich erwidere nichts darauf.
Nachdem er seinen Kaffee ausgetrunken hat, verabschiedet er sich von mir. Wieder hat er mi ch nicht gefesselt und ich beschließe, ganz brav im Bett zu bleiben, um die beiden Anderen nicht zu verärgern.
Dieser Tag vergeht irgendwie schleppend. Ich nutze wieder Nicolas’ MP3-Player, doch so richtig beruhigt die Musik m ich nicht.
Als ich die beiden hereinpoltern höre, überschlägt mein Herz sich fast vor Angst. Wieder stellt Kevin verächtlich fest, dass Nicolas mich nicht gefesselt hat und sofort holt er das nach. Er packt mich grob an, aber macht nichts weiter. Sein Kumpan stellt mir nur etwas zu essen hin, dann verschwinden sie wieder. Sie wirken etwas angespannter als sonst, hat das etwas zu bedeuten?
Hoffnung keimt in mir auf – vielleicht zeichnet sich endlich ein Ende meiner Gefangenschaft ab.
‚Und dann siehst du Nicolas nie mehr’ , ist der erste Gedanke, den ich habe.
Nicht: ‚Hurra, ich sehe meine Eltern wieder’, oder ‚Gott sei Dank, der Albtraum ist vorbei!’
Mein erster Gedanke gilt Nicolas. Ich glaube, ich bin schon völlig durchgedreht.
Er kommt wirklich erst wieder am morgen des nächsten Tages. Aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht und jeder Menge zu essen.
„Alles klar?“, fragt er mich sofort und ich nicke nur.
‚Natürlich ist alles klar’ , frohlockt es in mir. Warum sollte es auch nicht so sein bei so einem leckeren Anblick – und damit meine ich nicht nur das Essen.
„Ich würde dir heute gerne die Klammern rausnehmen. Ist das okay für dich? Es müsste alles verheilt sein“, er schaut mich aufmerksam an.
„J… ja“, sage ich tapfer, obwohl ich in Wirklichkeit eine Memme bin. Mir ist noch in grausiger Erinnerung, wie er sie gesetzt hat.
„Das tut nicht mehr so weh“, versucht er mich zu beruhigen, offenbar sieht man mir meine Panik schon wieder an.
‚Tussi!’ , schimpfe ich mit mir selbst.
Nach dem Frühstück ist es dann soweit. Er holt eine Tasche und streift sich Handschuhe über.
„Bereit?“, fragt er mich.
„Na ja, so bereit man für so etwas sein kann“, antworte ich wahrheitsgemäß.
„Ich versuche, es so sanft wie möglich zu machen“, sagt er leise und schenkt mir eines seiner umwerfenden Lächeln.
„Okay.“
„Entspann dich, es ist wirklich nicht schlimm“, sagt er ruhig.
Und er hat Recht, es tut kaum weh, nur bei einer ziept es ein bisschen. Er kommt mir dabei sehr nahe, ich kann seinen Atem spüren und das hinterlässt ein Kribbeln in meinem Bauch.
„Geschafft – du warst wirklich tapfer“, lächelt er mir zu.
„Hör schon auf, ich bin ein Angsthase, ich weiß“, ich spüre, wie ich erröte.
Nicolas lacht leise und stupst mich auf die Nase. „Man wird bald so gut wie nichts mehr sehen können. Möchtest du dich mal im Spiegel anschauen?“
Neugierig gehe ich ins Bad und tatsächlich, die Wunde ist gut verheilt. Und fast sieht man keine Hämatome mehr in meinem Gesicht. Allmählich sehe ich wieder menschlich aus, ich atme erleichtert auf.
„Perfekt, danke.“
„Ich glaube, Dank ist wirklich nicht angebracht“, sagt er heiser und zieht mich zu sich. Er nimmt mich in die Arme und hält mich ganz fest.
Ich bin etwas überrascht von dieser Geste, weiß nicht, wieso er das jetzt gerade tut, aber ich genieße es. Ich genieße es sogar sehr und ganz bestimmt mehr, als ich es sollte.
Seine Hände streicheln meinen Rücken und ein Schauer läuft durch meinen Körper. Es ist schon unheimlich, wie stark ich auf ihn reagiere, aber ich kann absolut nichts dagegen tun.
Scheu lasse ich meine Hände auch über seinen Rücken gleiten, ich höre, dass er leise aufseufzt.
Abrupt lässt er mich auf einmal los und rennt fast schon aus der Türe. „Ich bin heute Abend wieder da“, sagt er nur und verlässt das Haus.
Ich bin verwirrt über dieses Ende – vielleicht bin ich aber auch nicht die Einzige, die hier durcheinander ist. Sind bei ihm Gefühle für mich im Spiel? Empfindet er gar dasselbe, wie ich für ihn?
Ich meine, dass kann ja keine Liebe sein, nicht in dieser Situation – aber was ist es dann?
Was empfinde ich für Nicolas? Und was er für mich?
Ich kann es nicht beantworten, alles was ich weiß, ist, dass ich mich unglaublich gut fühle, wenn er da ist. Und das s seine
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