BitterSueß
als sie den Vampir mit Seele, Angel, besucht und an der Wand ein Paar stählerne Fesseln bemerkt … wenn Angel zum bösen »Angelus« wird und sich finster-lustvoll-selbstironisch seinem Sadismus hingibt, feurig, wild, voller Leidenschaft … doch noch mehr bannte mich die gesamte Atmosphäre von Blut und Schmerz, von Leiden und tapferen Kämpfen. Besonders liebte ich es ja, wenn Frauen zwar gequält wurden, dabei aber stolz blieben.
ÄUSSERST prägend dann für mich vor ein paar Monaten SECRETARY. Da war ich bereits hellwach, will sagen, ich hatte mehrere Sessions erlebt und endlich meine Neigung, meine Veranlagung akzeptiert. »Secretary« – welch leichtfüßiger herrlicher Film zum Thema SM: lustig, also durchaus mit komödiantischen Elementen angereichert, doch niemals albern, wie ich fand, er hatte diesen doppelten Boden, ohne allzu sehr in psychologischen Tiefen zu schürfen, klar auch einige Schwächen (das banale Ende), aber er zeigte mir sehr schön die Qual der Heldin vorher, als sie noch kaum etwas über sich wusste, und ihre Erlösung und frei werdende Kraft, als sie ES erkennt … sich selbst dazu bekennt, wer sie ist. Und korrespondierend dazu der dominante Mann mit menschlichen Schwächen, ein Charakter, der es auch schwer hat sich einzugestehen, was er mag … mhm und dann die Szene, in der sie den Brief vorlesen muss und er ihr den Hintern versohlt – alleine diese Kombination machte mich sofort total an (fehlt noch in meiner Sammlung realer SM-Erlebnisse – Vorfreude pur).
Davon abgesehen halte ich mich stets eher fern von solchen Filmen, die allzu direkt und platt SM thematisieren. Ich mag es nach wie vor subtil. Ja, ich schätze Entdeckungsreisen, geheimnisvolle wilde Romantik, auch in dieser Hinsicht, ich will nicht mit der Nase draufgestoßen werden.
28. November 2002
Das Neueste: Ich habe schon wieder eine faszinierende Frau kennengelernt. Sie heißt Marie-Louise und ist um einiges älter als Murana …
Und: Meine Besprechung mit dem »Q«, die vor ein paar Tagen tatsächlich stattfand, so, wie er es mir angekündigt hatte, verlief wirklich anders als gedacht. Ich meine, DAMIT hatte ich wirklich nicht gerechnet. Und das bringt mich jetzt ein bisschen in die Bredouille … Aber der Reihe nach.
Die zwei Chef-Ekelpakete waren diesmal nicht dabei, und noch dazu hatte mich der »Q.« in sein Büro gebeten, damit wir ungestört sein konnten.
Nach einigem Vorgeplänkel kam der »Q.« dann zur Sache. »Frau S., es ist Ihnen sicher nicht verborgen geblieben, dass der Zustand des Projektes kritisch ist. Wir hatten eigentlich damit gerechnet, dass es noch mindestens ein halbes Jahr, vielleicht auch länger bestehen würde, doch nun hat sich alles derart rasant entwickelt, dass uns gar nichts anderes übrig bleibt, als radikal umzudisponieren.«
Leeres Geschwafel, dachte ich bei mir, und ich schaute den Oberboss mit großen Augen an.
»Nun, es stimmt«, räumte ich ein, »natürlich habe ich bemerkt, dass die Dinge nicht zum Besten stehen. Aber: radikale Änderungen? Ich denke, damit rechnen die meisten hier nicht wirklich. Heißt das, der Laden wird dichtgemacht? Zum Jahresende?«
Absichtlich hatte ich mich ein wenig grob ausgedrückt, und »der Q.« zuckte leicht zusammen. Er war für einen Manager sehr gebildet, hatte äußerst feine Umgangsformen und so.
Dann nickte er langsam. »Aufgrund gravierender Fehler, die in der Vergangenheit seitens der früheren Projektleitung begangen wurden, sehen wir uns leider dazu gezwungen. Der Kunde ist kurz davor, den Vertrag mit uns außerordentlich zu kündigen, uns also den Stuhl vor die Tür zu stellen, und um diesen Eklat abzuwenden, kommen wir dessen Entscheidung zuvor.«
»Verstehe«, murmelte ich, trank einen Schluck Kaffee und sah mich im Geiste schon meine Sachen packen. Es tat mir einigermaßen leid; ich hatte das Projekt liebgewonnen. Auch wenn sein Glanz in letzter Zeit abblätterte. (Jaaa … zugegeben, die erotische Ausstrahlung einiger Mitarbeiter – vor allem eines ganz bestimmten Chefs, hatte SEHR zum Projektglanz beigetragen). Insgeheim zog es mir durch den Sinn, dass hier wirklich eine Mega-Intrige gegen Andy Young lief, denn mit der »früheren Projektleitung« konnte nur er gemeint sein. Vermutet hatte ich das ja schon immer. Und ich wusste auch, wer in erster Linie dahintersteckte. Das hätte ich nun auch sagen können … »der Q.« sah mich auffordernd an, und seine Aussagen verlangten geradezu nach einem Kommentar, einer
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