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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Das herrliche Tier schüttelte seine zottige Mähne, dass die Tropfen nur so in alle Richtungen flogen, dann schob es schnaubend seine Nüstern vor mein Gesicht. Der heiße, nach Torf und Whisky riechende Atem des Wesens strich mir über die Wangen.
    »Hallo, Tavish«, sagte ich spöttisch und atmete ein. Leider nicht nur die Luft, sondern auch seine Magie. Sofort spürte ich, wie sich eine köstliche Trägheit in meinen Gliedern breitmachte, mir einen erwartungsvollen Seufzer entriss und meine Gedanken verwirrte, bis nur noch Platz für ihn war. Meine eigene Magie regte sich, strömte aus mir heraus. Meine Haut färbte sich golden; der Duft von Geißblatt lag in der Luft, der goldene Schimmer meiner Magie hüllte den Kelpie ein, und plötzlich kauerte Tavish in seiner menschlichen Gestalt über mir, auf Arme und Knie gestützt. Er starrte mit seinen geheimnisvollen Silberaugen auf mich herab, seine langen zotteligen Dreadlocks umhüllten unsere Gesichter und verbargen sie vor den Blicken der Morrígan.
    »Hallo, Püppchen«, sagte er leise. Sein schwarzgrünes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, seine spitzen weißen Zähne blitzten. »Schön, dich zu sehen, obwohl du dir recht viel Zeit gelassen hast. Die Morrígan hat mich fast zuschanden geritten.«
    Bezaubert von seinem Charme erwiderte ich sein Lächeln. Seine Magie kribbelte in mir, schoss durch meine Adern. Ich hob die Hand und zeichnete die scharfen Konturen seines langen, seltsam anziehenden Gesichts nach, seine lange gerade Nase, das spitze Kinn, die zarten Fächerkiemen unterhalb seiner Ohrläppchen. Seine Augen fielen zu, und ein Schaudern durchlief seinen muskulösen Körper. Leise murmelnd feuerte er mich an. Mein Blick huschte tiefer und erfasste ihn in seiner ganzen gloriosen Nacktheit. »Nicht ganz zuschanden«, flüsterte ich, und mein Magen zog sich erwartungsvoll zusammen. Junge, Junge … Doch dann drängte sich der Sinn seiner Worte in mein Bewusstsein. Ich runzelte die Stirn. Nein, das war nicht richtig. Dafür war ich nicht hier. Ich war hier, um …
    Ein gellender Wutschrei zerriss die Stille. Tavish wurde weggerissen, und über mir schwebte plötzlich die Morrígan, ihr wutverzerrtes Gesicht nur wenige Zentimeter von dem meinen entfernt. Ich war wie erstarrt, konnte kein Glied rühren.
    Ihre Augen bohrten sich wie Laser in die meinen, ihr Körper wand sich mit schlangengleicher Eleganz. »Du bist genauso töricht wie der Rest deines Geschlechts, kleine Sidhe«, zischte sie. »Ein Blick, und du bist bereit, alles auf dem Altar der Liebe und der Schönheit zu opfern.«
    Ein Blick? Tavish hatte mich mit einer ganzen Ladung Kelpie-Magie gezappt, und das wusste sie ganz genau.
    Sie bäumte sich auf, hob das Gesicht zum Himmel und brüllte: »Clíona, Schwester, siehst du, was du angerichtet hast? Meine Kinder, sie sterben, und dein Fleisch und Blut liegt hier und ist so schwach, wie deinesgleichen immer gewesen ist.« Sie hielt plötzlich einen doppelschneidigen Dolch in der Klauenhand. »Ich werde ihr das Herz herausschneiden und dein verfluchtes Fleisch und Blut ein für alle Mal auslöschen.«
    Sie holte aus und …
    Verkackte Göttinnen und ihre Prüfungen. Und was sollte das Ganze von wegen »Fleisch und Blut«?
    Ich zog die Knie an und versetzte ihr einen harten Stoß in den Unterleib, dort, wo er in den Aalkörper überging. Sie flog mit einem schrillen Schrei nach hinten, schwang aber sofort wieder zurück, als hinge sie an einem Faden oder würde von den Flötentönen eines Schlangenbeschwörers geleitet. Mit gefletschtem Zahn und erhobenem Dolch stürzte sie sich erneut auf mich. Ich rollte mich zur Seite, aber ihr Messer streifte meine Schulter. Ich spürte es kaum.
    Verzweifelt griff ich nach der nächstbesten Waffe, die sich bot: dem gekrümmten Horn; es war leichter, als ich erwartet hatte. Ich umklammerte es mit beiden Händen, die Spitze nach oben gerichtet. Bei ihrem nächsten Angriff stieß ich zu, verfehlte sie aber. Ihre Dolchspitze dagegen streifte meinen Hals. Ich spürte stolpernd das warme Blut, das mir über Kehle und Schlüsselbeine lief. Verdammt, ich musste ein wenig Abstand zu ihr gewinnen, aber ihr Aalkörper wurde immer länger. Bedrohlich kam sie über das Gras auf mich zugeschlängelt.
    Der Puls rauschte mir in den Ohren, an meinen Schulterblättern kribbelte es: Ich stieß bereits mit dem Rücken an die Kreiskuppel. Ich strich mit dem Handrücken über meine Kehle und bekam einen Riesenschreck, denn ich sah,

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