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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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du denn, was in dem Glas ist?«
    Ooookay. Ich verkniff mir die Frage, wer hier wohl der freundliche Spender gewesen sein mochte. »Hat die Bibliothekarin nicht irgendwas von Ähren gesagt?«, fragte ich skeptisch.
    Ricous Halskiemen bebten. »Es ist Frühling; an Ähren ist jetzt schwer ranzukommen.«
    Na gut. »Und Rabenfedern?«
    »Die Tower-Raben wollten nicht, und dein gefiederter Freund war nirgends aufzutreiben. Aber ich hab dafür das hier für dich.« Sein Schwanz fuhr über den Springbrunnen, und plötzlich schoss ein aufgerissenes Maul mit scharfen Zähnen aus dem Wasser und versuchte, nach Ricous Schwanz zu schnappen. Das Maul gehörte zu einem anderthalb Meter langen, armdicken Aal, der sich im Wasser schlängelte. »Ein Weibchen, ich hab nachgesehen, also pass besser auf deine Finger auf.« Ricou lachte klickend. Dann reichte er mir ein Stück Reispapier. »Da steht die Glyphe drauf, die du brauchst, um den Kreis zu schließen.« Er hob die Nase und atmete tief ein. »Noch ungefähr fünfzehn Minuten bis Sonnenuntergang. Viel Glück.«
    »Danke, Ricou«, sagte ich. Dann löste ich Graces Kette von meinem Hals – ich wollte sie nicht im Dazwischen verlieren – und reichte sie ihm zusammen mit meiner Jacke. »Kannst du das in Sylvias Obhut geben?«
    »Klar, Liebchen.« Er nahm beides entgegen, die Kette hängte er sich behutsam über eine Klaue, hüpfte dann aus dem Waffenkreis und ging zu Sylvia und ihrer Bank.
    Allein im Kreis, schob ich mir erst einmal ein paar Lakritzspiralen in den Mund und kaute kräftig. Ich schaute mich um. Während meiner Unterhaltung mit Ricou hatte sich Publikum angesammelt. In einer Ecke stand ein Dutzend Hexen in dunkelblauen Polizeiuniformen, und zu den Constables Taegrin und Lamber hatten sich vier weitere Troll-Polizisten gesellt. Hugh stand neben Malik im Schutz des Gewölbehauses. Neben den beiden hockte ein riesiger silbergrauer Wolfshund. Hm, Mad Max war also doch noch in seiner Hundegestalt aufgetaucht. Hoffentlich kriegte Hugh was aus ihm heraus.
    Und alle waren sie gekommen, um mir zuzusehen.
    Ich Glückskind.
    Nun ja, sobald sich der Kreis geschlossen hatte, würden sie mich ohnehin nicht mehr sehen können, denn dann würde sich der Kreis nicht mehr hier befinden, sondern irgendwo im Dazwischen – vorausgesetzt, ich hatte alles richtig gemacht. Offenbar war neutraler Boden vonnöten, wenn man eine Göttin herbeirufen wollte.
    Ich wischte meine auf einmal schweißfeuchten Handflächen an meiner Jeans ab und verzichtete auf ein Stoßgebet – es hätte ja der falschen Gottheit zu Ohren kommen können. Dann bückte ich mich und nahm den kleinen Silberdolch zur Hand. Meine Finger brannten, dort, wo ich ihn berührte. Ich trat an den Rand des Kreises, legte den Reispapierfetzen in meine linke Handfläche und holte tief Luft. Ich konzentrierte mich und schnitt mit dem Messer durch das Papier und in meine Haut. Helles rotes Blut quoll aus dem Schnitt, und es roch auf einmal nach Honig und Kupfer und Magie. Ein rasender Hunger – nicht mein Hunger – fiel über mich her und ließ mich beinahe einknicken. Ein heißer, würziger Wind wehte mir die Haare aus dem Gesicht. Ich blickte auf und sah Malik am Rande des Kreises stehen, nur wenige Zentimeter von mir entfernt. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt.
    »Los, schließ den Kreis, Genevieve.« Seine Augen waren tiefe schwarze Abgründe, und ich sah alle vier Fangzähne aufblitzen. »Der Geruch deines Bluts ist … verführerisch.«
    Verführerisch? Ein fieser Impuls regte sich in mir. Na, dem würde ich es heimzahlen.
    Seinen Blick festhaltend, streckte ich meine Hand vor und ließ den ersten Blutstropfen auf das eiserne Axtblatt fallen. Es zischte. Seine Nasenflügel blähten sich. Der zweite Tropfen traf die Spitze des Breitschwerts, das sich mit der Axt überlappte. Seine Halsmuskeln traten wie Stränge hervor. Wie in Zeitlupe fiel der dritte Tropfen auf den Helm mit dem Federbusch, der auf der Schwertklinge lag. Malik setzte fauchend zum Sprung an …
    Die Magie schoss aus mir heraus, ich fiel schreiend auf die Knie, die Magie raste um den Waffenkreis herum und schloss sich dann zu einer Kuppel aus wirbelnden roten Blutschwaden.
    Keuchend und nach Atem ringend lag ich im Kreis. Meine Güte, so hatte sich eine Kreisschließung ja noch nie angefühlt, nicht mal eine mit Blut. Aber ich hatte ja auch noch nie einen Bannkreis ins Dazwischen geöffnet. Als ich sicher war, dass mich meine Beine wieder tragen würden,

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