Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
Vom Netzwerk:
dass meine Knie wieder genug Festigkeit hatten, dann schob ich meine Hände in meine Jeanstaschen – da konnten sie weniger Unsinn machen. Ob um meinetwillen oder um seinetwillen, hätte ich allerdings nicht sagen können. Mit ihm zu reden, das war eine Sache. Ihn zu berühren oder von ihm berührt zu werden, eine ganz andere. Das führte, wie mir gerade bewiesen worden war, dazu, dass ich meine mir selbst verhängte »Finger-weg-Politik« vollkommen vergaß. Wie kam es überhaupt, dass ich derart übertrieben auf einen simplen Handkuss reagierte? Denn mehr hatte er ja meines Wissens nicht getan, oder? Zumindest glaubte ich das. Ich trat einen Schritt zurück und lehnte mich gegen einen Stahlträger.
    Malik wandte sich ab und starrte mit einem Stirnrunzeln auf die Themse hinab. Die Sonne war mittlerweile hinter dem Horizont verschwunden, und an beiden Ufern des Flusses leuchteten bunte Lichter, die sich orange, rot oder blau im Wasser spiegelten. Ich wusste, dass der Laufgang gewöhnlich auch beleuchtet war, doch in Maliks Traumlandschaft blieb er im Dunkeln.
    »Keine Sorge, Genevieve«, sagte er schließlich in einem so ruhigen Ton, als wäre nichts geschehen. »Deine Anwältin spricht soeben mit einem Richter, um deine Freilassung zu erwirken.«
    Back to business also. Ich atmete erleichtert auf. »Danke.«
    »Die Presse hat nichts von deiner Verhaftung erfahren«, fuhr er fort, »offiziell hilfst du der Polizei bei der Aufklärung des Mordes an dem Faelingmädchen, das man heute früh gefunden hat.«
    Interessant . »Aber wenn die Bullen meine Verhaftung geheim halten, warum dauert es dann so lange, bis man mich wieder gehen lässt?«
    »Weil Detective Inspector Helen Crane glaubt, du würdest ihr etwas verschweigen. Das hat zu Komplikationen geführt.«
    »Dachte ich’s mir doch, dass sie versuchen würde, das gegen mich zu verwenden«, murmelte ich.
    »Dann verschweigst du also tatsächlich etwas, Genevieve?«
    »Ja, aber nicht, weil ich will. Ich würde nur zu gerne alles ausplaudern, aber leider kann ich nicht.«
    »Kannst nicht oder willst nicht?« Finn war nicht das einzige schlaue Kerlchen.
    »Kann nicht«, antwortete ich prompt. »Die Info kam mit ’nem Knebel – einem magischen.«
    »Ich verstehe.« Seine Miene war unergründlich wie immer, als er sich nun vom Fluss ab- und mir wieder zuwandte. »Vielleicht solltest du mir dann alles sagen, was du sagen kannst.«
    Ich begann mit Hughs morgendlichem Telefonanruf, erzählte von dem Glamour des toten Faelingmädchens, von meinem Gerangel mit der Hexenzicke, bis zu dem Debakel mit dem Silberstaub im Bannkreis. Er unterbrach mich gelegentlich und stellte in seiner ruhigen Art eine Frage, dann lief er weiter auf und ab. Nun, er lief nicht wirklich auf und ab, aber seine ganze Haltung verriet mir, wie nervös er auf einmal war. Aber da er immer wieder Blicke zu einem der beiden fernen Ausgänge warf, vermutete ich, dass es nicht meine Geschichte war, die ihn nervös machte.
    »Und jetzt wird’s knifflig«, sagte ich und setzte mich in einem der rautenförmigen Fenster zurecht. Ich begann, ihm von meinem Ausflug in den Disney-Himmel zu berichten und erwartet natürlich jeden Moment, dass sich die göttliche Hand um meine Kehle schloss. Zu meiner Überraschung jedoch tat der Knebel das Gegenteil: Er hüpfte aus meinem Hals, und daraufhin ergoss sich meine Geschichte, als wäre bei mir ein innerer Damm gebrochen: »… und die Göttin möchte, dass ich jemandes Gebete erhöre und den finde, der die Faelinge wegen des Fluchs tötet, und dass ich letztendlich diesen Fluch breche.«
    Ich hörte auf zu reden, da alles heraus war. Es schien, als ob mich diesmal eine unsichtbare Hand gezwungen hätte, alles zu sagen. Nach Luft schnappend sank ich auf die Knie und blieb erst mal auf dem schäbigen blauen Teppich sitzen. So seltsam das auch alles war, ich war froh, dass ich meine Geschichte endlich jemandem hatte erzählen können.
    Malik ging vor mir in die Hocke, die schlanken Hände ineinander verwoben. »Und du hast mit niemandem darüber reden können, außer mit mir?«
    »Bis jetzt nicht.«
    »Was bedeuten würde, dass jene, mit denen du nicht reden konntest, irgendwie mit diesen Morden in Verbindung stehen?«
    Er war zu demselben Schluss gelangt wie ich, was das gehörnte Satansabbild im Disney-Himmel betraf.
    »Nein«, widersprach ich energisch, »Finn hat nichts damit zu tun.«
    »Genevieve.« Malik hob sanft mein Kinn. »Wir alle sind in der Lage, die

Weitere Kostenlose Bücher