Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
widmen. Wäre das, was auf dem Spiel steht, das nicht wert?«
Ich sprang frustriert auf. Wut und Angst erfüllten mich. »Hör zu!« Ich stach ihm meinen Finger in die Brust. »Erstens: Wenn ich je ein Kind bekomme, dann würde ich es nie im Leben sich selbst überlassen, bloß weil es ein sogenannter Erwachsener wäre. Dieses Kind bliebe sein Leben lang mein Kind.« Ich stach ihn erneut mit meinem Finger, meine Stimme wurde lauter. »Zweitens: Glaubst du wirklich, dass ich mir das alles nicht schon selbst gesagt habe? Und drittens: Was, zum Teufel, machst du da überhaupt? Das geht dich doch nichts an – du bist kein Fae. Und falls Tavish dich auf mich angesetzt hat, kannst du ihm Folgendes ausrichten: Vergiss es, so läuft’s nicht! Ich will kein Kind. Und solange man mir nicht mehr zu bieten hat als ein vages Image am Firmament und ein paar kryptische Hinweise, werde ich auch keines kriegen, ein für alle Mal! Ich werde einen anderen Weg finden, diesen Fluch zu brechen, und wenn ich dabei draufgehe!«
Er erhob sich mit einer fließenden, anmutigen Bewegung. Auf seinem Gesicht zeichneten sich Verwirrung und Besorgnis ab. »Ich verstehe ja, dass dir diese Situation Sorgen bereitet, Genevieve, und dass es nicht unbedingt das ist, was du willst. Aber ich hatte keine Ahnung, dass der Gedanke an ein eigenes Kind solche Ängste in dir auslöst.« Er streckte die Hand nach mir aus, aber ich wich zurück, bevor er mich berühren konnte. »Woran liegt das?«
»Das fragst du mich ?«, kreischte ich. Ich ballte die Fäuste, zwang mich, ruhig zu bleiben. »Obwohl du weißt, was zwischen meinem Vater und meiner Mutter vorgefallen ist? Was er ihr angetan hat? Einen schönen Start ins Leben hatte ich!«, höhnte ich. »Und es ist nicht besser geworden, oder? Mein eigener Vater hat, verdammt noch mal, versucht, mich mit einem psychopathischen, sadistischen Blutsauger zu verheiraten! Und die darauffolgenden zehn Jahre war ich dann das Pfand in einem miesen Prohibitionsspiel, das ihr ausgekocht hattet, ohne dass ich je gefragt wurde. Ohne dass ich je davon wusste! Ach ja, und nicht zu vergessen, dass ich bis jetzt drei Mal – nein, Moment mal, ich glaube sogar vier Mal – gestorben bin. Vier Mal, Malik! Ich mag ja eine Sidhe und beinahe unsterblich sein, aber das geht jedem an die Substanz. Nächstes Mal sterbe ich vielleicht wirklich, nächstes Mal schwinde ich vielleicht für immer. Nein, in so eine Welt will ich kein Kind hineinbringen, nicht bei meiner Erbmasse und meinem verdammten Pech! Nicht mal für den Fruchtbarkeitsfluch.«
Er runzelte verwirrt die Stirn. »Ich habe deine Mutter zwar nie kennengelernt, aber nach allem, was ich hörte, war dein Vater geradezu vernarrt in sie und Natalja ebenso. Ich habe nie gehört, dass er sie misshandelt hätte …«
»Komm schon, Malik, du glaubst doch nicht etwa diese Geschichte, dass mein Vater meiner Mutter bei einem Fruchtbarkeitsritus begegnet ist und sie sich Hals über Kopf ineinander verliebt haben und sie bei meiner Geburt auf tragische Weise umgekommen ist? Das ist doch alles ein Märchen. Und an Märchen glaube ich schon lange nicht mehr.«
Und auch an viele andere Dinge nicht mehr, wie daran, dass mein Vater nur das Beste für mich wollte, dass Vamps auch nur Menschen sind, die einfach etwas spitzere Zähne haben. Und diese Desillusionierung hatte ich allein dem psychotischen Vamp zu verdanken, dem mein Vater mich versprochen hatte: der Autarch, Oberster Vamp von ganz Großbritannien und Maliks ehemaliger Herr und Meister. Ich versuchte die Angst, ja, Panik zu ignorieren, die allein bei der Erinnerung an dieses Monster immer in mir aufstieg. Ich funkelte Malik böse an.
»Das reimt sich einfach nicht zusammen.« Ich schlug mit der flachen Hand an einen Stahlträger. »Ich meine, wie konnte sich ein Vampir überhaupt unbemerkt in einen Fruchtbarkeitsritus der Fae einschleichen? Ganz zu schweigen davon, eine der Fae auch noch zu schwängern? Und sie zu entführen? Ach ja, und sie so lange vor ihrer Königin und ihrem Hof verborgen zu halten, bis sie ihm ein Kind schenkte?«
»Ah.« Malik strich sich das Haar aus dem Gesicht. »Jetzt verstehe ich. Du glaubst, dein Vater hätte deine Mutter in irgendeiner Weise gezwungen …«
»Das glaube ich nicht nur, das weiß ich!«, brüllte ich. »Keine Sidhe würde freiwillig ein Kind von einem Vampir bekommen!«
Er erstarrte. In seinen Augen blitzte es rot auf, dann erlosch das Glühen wieder. Die Temperatur fiel um fast
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