Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
Man munkelte sogar, dass er fürs Verteidigungsministerium arbeitete. Vielleicht war Tavishs Geekery ja ansteckend, ebenso wie seine magische Expertise.
»Ach ja, da wäre noch diese kleine Überraschung.« Ich hielt meinen linken Arm hoch und ließ mein magisches Amulettarmband klirren. »Bei vier Anhängern weiß ich, glaube ich, wozu sie da sind, aber was ist mit dem Schwert, dem Kreuz und dem Ei? Und, ach ja, die Perlen?«
Malik neigte anmutig den Kopf. Na, abstreiten hätte ihm ohnehin nichts geholfen. »Die Perlen stehen für Zeit, eine pro Monat. Das Ei soll die Seele des Zauberers in Schach halten. Das Kreuz dient zu deinem Schutz vor dem Dämon.«
Ich runzelte die Stirn: zwölf Perlen bedeutete zwölf Monate. Ja, klar, Clíona hatte mir ein Jahr und einen Tag Frist gegeben. Und fünf Perlen waren durchsichtig – hatten ihre Magie also bereits verloren. Das Ei erklärte, warum mir die Seele des Zauberers bis jetzt keinen Schaden zugefügt hatte. Und jetzt, wo Engel/Die Mutter die Seele entfernt hatten, würde sie das auch nicht mehr können, der Göttin sei Dank. Es erklärte die Risse im Ei, die ausgesehen hatten wie altes Porzellan. Ein Kreuz als Schutzsymbol war nichts Ungewöhnliches, allerdings erforderte dies den Segen eines wahrhaft gläubigen Menschen. Was nicht allzu schwer war: Priester waren gerne bereit, für eine kleine Spende einen solchen Segen zu erteilen.
»Und das Schwert soll die Verbindung zwischen dir und Rosa kappen«, fuhr Malik fort, jetzt wieder vollkommen ernst. »Sollte sie versuchen, den Zauber, den ihr euch teilt, jemals wieder zu aktivieren.«
Kacke. Das war ’ne Bombe. Es erschreckte mich zutiefst. Rosa war ein Vampir, und der Zauber verband uns auf magische Weise. Er hatte mir erlaubt, mir ahnungslos ihren Körper auszuborgen, wenn ich auf meinen Faeling-Rettungsmissionen im Vampir-Territorium unterwegs war – ahnungslos deshalb, weil ich ihn für einen teuren, maßgeschneiderten Glamour gehalten hatte. Ich hatte nicht gewusst, dass ich tatsächlich Rosas Körper benutzte. Die »Gabe« bewirkt, dass sich die Seele eines Vampirs auf magische Weise mit seinem Körper verbindet – deshalb sind Vampire so gut wie unsterblich. Man muss ihnen schon den Kopf abschlagen oder das Herz herausreißen oder den Körper vollständig zerstören (durch Feuer oder durch die Einwirkung der Sonne oder eine Kombination von beidem, je nachdem, wie alt der Vampir ist), wenn man Vampire töten und deren Seele befreien will (welche dann, laut der meisten Religionen auf dieser Erde, direkt in die Hölle fährt. Ich persönlich will mir da kein Urteil erlauben). Rosas Seele war durch den Zauber gefangen gewesen; ihr Körper war noch voll funktionsfähig, aber leer, »unbeseelt« gewesen. Als ich die Wahrheit herausfand, schwor ich mir, diesen Zauber nie wieder zu benutzen. Und dann war Rosa an Halloween von der Themse verschlungen worden. Seitdem war das magische Tattoo an meiner Hüfte, mit dem ich den Zauber benutzen konnte, immer mehr verblasst, bis es fast ganz verschwunden war. Ich hatte angenommen, dass dies auch für Rosa galt.
Mein Magen krampfte sich ängstlich zusammen. »Willst du damit sagen, sie könnte wieder zurückkommen?«
»Nein, nicht nach so langer Zeit«, entgegnete er. »Das Schwert ist nur eine Vorsichtsmaßnahme, falls man sie findet und sich ihre Seele wider Erwarten regenerieren sollte.« Er schaute auf die fünfzig Meter unter uns dahinfließende Themse hinab. Ich spürte seinen Kummer, vermischt mit Zorn und Schuldgefühlen, was meine eigene Erleichterung ziemlich trübte. Es fühlte sich an wie Mesmer , aber er schien seine Gefühle nicht absichtlich auf mich zu projizieren; es war vielmehr, als würde ich ein Echo auffangen. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Ich erschauderte und schlang unbehaglich die Arme um mich. Lag es an diesem Traum-Ding? Ich wollte nicht fragen, es erschien mir unsensibel.
Schließlich verflüchtigte sich dieses emotionale Echo. Ich trat zu ihm und berührte sanft seinen Arm. »Es tut mir leid«, sagte ich. Und das stimmte. Es tat mir leid für ihn , nicht für sie. Er hatte Rosa geliebt; er war derjenige, der ihr die Gabe verabreicht hatte. Aber es war besser, dass es Rosa nicht mehr gab. Ich hatte unabsichtlich einige ihrer Gedanken aufgefangen, einige ihrer Erinnerungen und Wünsche gesehen, sowohl als Mensch als auch als Vampir, und das reichte mir bis ans Lebensende.
Er wandte den Kopf und schaute auf meine Hand, ohne sie wirklich
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