Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
berühren. Ich verkrampfte mich unwillkürlich. Doch als ich seinen betörenden Beerenduft roch, fiel die Anspannung von mir ab, und ich spürte nur noch eine tiefe Sehnsucht. Ich vergaß alles um mich herum und schlang ebenfalls meine Arme um ihn, schmiegte mich an seinen warmen, muskulösen Körper, lauschte dem kräftigen Hämmern seines Herzens, spürte den Sog seiner Magie tief in meinem Bauch … Himmel, ich wollte ihn so sehr.
Er drückte sein Gesicht in mein Haar. »Bei den Göttern, Gen, es tut mir so leid«, flüsterte er. Sein warmer Atem strich über meine Wange, das Kribbeln in meinem Unterleib nahm zu. Meine eigene Magie regte sich, und schon wurde ich von einer starken Lust gepackt. Ich drängte mich an ihn, jetzt war mir alles egal, ich wollte nur noch ihn. Er hielt mich fester. »Es tut mir so leid. Ich habe versucht, ihr das mit dem Dryaden und dem Schockzauber zu erklären, aber Helen …«
Dieser Name wirkte wie eine kalte Dusche. Ich zuckte zurück und befreite mich aus seinen Armen. Mit wild klopfendem Herzen starrte ich aufs Pflaster. Shit, was war bloß los mit mir? Ein Kuss, und ich warf mich ihm an den Hals! Aber es war ja nicht nur der Kuss. Da war noch Tavishs Dornröschenzauber und was immer daranhing. Verdammter Kelpie . Und wer wusste schon, was mir die Göttin angehängt hatte. Immerhin, dafür konnte man Helen Crane dankbar sein: Ihr Name war ein garantierter Lustkiller.
Sozusagen gewappnet mit der Vorstellung ihres schmalen, attraktiven, hochmütigen Gesichts, konnte ich es wagen, wieder zu Finn aufzublicken. Was hatte er noch gleich gesagt?
Ach ja. »Finn, es geht nicht darum, dass ich diesen blöden Zauber gestohlen habe«, sagte ich entnervt. »Und auch nicht darum, wozu ich ihn gebraucht habe. Helen hat, aus welchem Grund auch immer, die Kontrolle über sich verloren. Und sie missbraucht ihren Job.«
»Gen, bei den Göttern …« Er fuhr sich aufgebracht durch die Haare. »Glaubst du, ich weiß das nicht?«
»Hugh meint, du solltest mal mit ihr reden, sie zur Vernunft bringen?«, schlug ich vor, doch als ich sah, wie er eines seiner Hörner rieb, vergaß ich prompt wieder alles um mich herum und konnte nur noch daran denken, die Hand auszustrecken, um das andere zu streicheln.
»Helen hat’s im Moment ziemlich schwer.« Er seufzte. »Es ist kompliziert.«
Meine Hand zuckte zurück.
Helen = kalte Dusche. Es funktionierte wirklich ! Ich schnaubte. »Kompliziert! Na klar.«
»Ja, ja, ich weiß. Aber so ist es, ehrlich.« Er hielt inne, schaute kurz auf das Polizeigebäude in meinem Rücken und fuhr dann leiser fort. »Es geht um Helens Sohn. Er ist vor ein paar Monaten einfach aufgetaucht, und das macht jede Menge Probleme.«
»Helen hat einen Sohn?«, fragte ich verblüfft. »Seit wann denn?«
Finns perplexe Miene verriet mir, dass er erwartet hatte, ich wüsste, wovon er redete. Ja, konnte sein, dass er so was schon mal erwähnt hatte. Aber irgendwie war ich im Moment mehr an seinen breiten Schultern interessiert und daran, wie herrlich es wäre, wenn er sein Jackett ausziehen würde… und, ach ja, das moosgrüne Hemd, das so gut zu seinen Augen passte… und wohin das führen würde …
Auf einmal, ich konnte nicht anders, sah ich einen süßen kleinen Baby-Satyr vor mir, mit moosgrünen Augen und winzigen Hörnern. Natürlich hätte er nur dann Hörner, wenn er ein Junge wäre. Ein Mädchen hätte meine Gene, sie wäre eine Sidhe. Natürlich müsste ich mich bewusst für ein Mädchen entscheiden, wenn ich eines haben wollte, sonst würde die Magie automatisch Finn favorisieren, was Geschlecht, Spezies und Art der Magie betraf. Und schwanger würde ich sowieso nur werden, wenn ich mich ganz bewusst dafür entschiede (außer, es handelte sich um außergewöhnliche Umstände und ein Fruchtbarkeitsritus käme hinzu). Also entweder ein kleiner Junge mit süßen kleinen Hörnern, kleinen Hufen und einem buschigen Schwanz oder ein kleines Mädchen mit bernsteinfarbenen Katzenaugen, so wie meine.
»Und nach der Geburt hat Helen ihn den Sidhe gegeben. Er ist also ein Wechselbalg«, beendete Finn seine ausführliche Erklärung. Er schaute mich erwartungsvoll an. Als ich ihn daraufhin nur belämmert anglotzte, sagte er gereizt: »Bei den Göttern, Gen, du willst, dass ich mit Helen rede, und ich versuche dir zu erklären, warum das im Moment so schwierig ist. Helen ist mit ihrer Situation überfordert. Das ist eine emotionale Achterbahn für sie – und ja, ich weiß, das
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