Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
ist keine Entschuldigung«, fügte er hastig hinzu, als er mein Gesicht sah.
Nein, ist es nicht . Ich musste meinen Blick sozusagen mit einem plopp von ihm losreißen, wie eine Saugglocke … abermals huschten Visionen von kleinen Satyren und Sidhemädchen durch meinen erotisch aufgeheizten Verstand. Entschlossen heftete ich meinen Blick auf den steinernen Torbogen über der Ausfahrt, das war sicherer. Helens Sohn war also ein Wechselbalg. Hm – was änderte das eigentlich an seinem Menschsein, außer dass er in den Schönen Landen aufgewachsen war? Wie alt er wohl sein mochte, jetzt, wo er wieder da war? Wenn er Probleme verursachte, dann wahrscheinlich im Teenageralter oder etwas darüber. Wie auch immer, die interessantere Frage war, warum ich von Babyfantasien heimgesucht wurde, während Finn über seine Exfrau redete? Entweder ich hatte mich, ohne es zu merken, in eine Vollidiotin verwandelt oder jemand – eine gewisse Göttin, zum Beispiel – hatte mir den Verstand vernebelt.
Außerdem: Was scherte es Finn, dass Helen Schwierigkeiten mit ihrem pubertierenden Wechselbalg hatte? Er hatte mir ja oft genug versichert, dass es zwischen ihnen aus war. Oder musste man schon ein Vollidiot wie ich sein, um das zu glauben? Hatte er nicht gesagt, dass das Kind nicht von ihm sei, als das Thema das letzte Mal zur Sprache gekommen war? Hm … Mein Magen verkrampfte sich. Nein, hatte er nicht. Er hatte die Jalousien runtergelassen und die Luken dicht gemacht, will sagen, kein Wort mehr gesagt.
»Hexen haben doch immer Töchter, wenn der Vater ein Sidhe ist?«, unterbrach ich seine alles andere als romantischen Erklärungen über Helen.
»Was?«
Ich riskierte einen kurzen Blick zu ihm hoch. Er schaute mich an, als hätte ich auf einmal angefangen, Pixies zu speien.
»So kriegt man mehr Hexen.« Ich schaute ihn prüfend an. »Und wenn der Papa ein Mensch ist und das Kind ein Junge, wird’s ein Zauberer; wenn’s ein Mädchen ist, die Tochter einer Hexe. Und wenn Daddy zu den minderen Fae gehört, dann wird’s immer ein Junge: ein Faeling …« Sein Stirnrunzeln hatte sich vertieft: Er schien zu kapieren, worauf ich hinauswollte.
»Ich bin nicht der Vater von Helens Sohn, Gen«, sagte er, und in seiner Wange zuckte ein Muskel. Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. »Sein Vater war ein ganz normaler Mann. Das alles passierte, bevor wir uns kennenlernten. Warum fragst du mich nicht einfach, ob das Kind von mir ist, wenn du’s unbedingt wissen willst, anstatt so um den heißen Brei herumzureden?«
Auch ich runzelte nun die Stirn. Ja, warum nicht? Es war mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen. Nun, mir war viel nicht in den Sinn gekommen, was ich längst hätte tun sollen, ein paar Auskünfte über Helens Sprössling waren da noch das wenigste. Na, jetzt wusste ich wenigstens, dass daran die einlullende Wirkung von Tavishs Dornröschenzauber schuld war und nicht etwa ein Versäumnis meinerseits.
»Du hast ja recht, ich hätte offen fragen sollen. Tut mir leid, dass ich’s nicht getan habe.« Ich schaute mit einem zerknirschten Lächeln zu ihm auf. Dabei überlegte ich, ob ich ein paar nette Worte über Helen sagen sollte, aber die wollten mir beim besten Willen nicht über die Lippen. Ungnädig platzte es aus mir heraus: »Na ja, das erklärt wenigstens, warum sie so bies…« Ich unterbrach mich und entschied mich für eine etwas diplomatischere Formulierung. »Warum sie ein so unglücklicher Mensch zu sein scheint. Und warum sie wie ein Weihnachtsbaum rumläuft. Sie muss bei der Geburt ihres Sohnes viel von ihrer eigenen Magie verloren haben, und jetzt schützt sie sich natürlich mit diesen Klunkern …«
»Nein«, widersprach Finn gereizt, »dadurch, dass sie ihn aufgab, konnte sie ihre Magie behalten.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Echt? Ich wusste nicht, dass das möglich ist.«
»Anscheinend schon.« Er hob die Hände, um anzudeuten, dass dieses Thema damit beendet sei. »Hör zu, ich rede noch mal mit Helen. Aber Helen ist nicht das einzige Problem. Jetzt müssen wir uns auch noch mit den anderen Fae rumschlagen. Nach dem, was gestern zwischen dir und dem Dryaden vorgefallen ist, wird es schwerer werden, dich zu beschützen.«
Ich seufzte. Der flirtende Finn schien sich während meines Knastaufenthalts in Luft aufgelöst und dem verantwortungsvollen, ritterlichen Finn Platz gemacht zu haben. Es war ja auch zu schön gewesen, um wahr zu sein.
»Finn, das haben wir doch schon
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