Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
gefüttert.«
»Gefüttert … Verdammt, was bin ich blöd! Natürlich! Deshalb wärst du gestern früh beinahe geschwunden – er hat zu viel Blut von dir getrunken. Gen, das darfst du nicht erlauben, du musst …«
»Finn! Du weißt ja nicht, wovon du redest!« Ich versuchte nicht zu laut zu werden. Natürlich ließ ich Malik nicht auf diese Weise ran … Ich hatte ihn ja seit gestern Abend überhaupt nicht mehr gesehen. Aber vielleicht hatte ich es mit dem Blutspenden ja ein wenig übertrieben. Darüber galt es später nachzudenken, jetzt: »Und selbst wenn, ginge es dich nichts an.«
»Ich bin dein Boss, Gen. Es geht mich also sehr wohl was an, ob du arbeitsfähig bist oder nicht.«
Verdammte Kacke. »Da wären wir dann wohl wieder beim Thema. Darauf läuft’s immer hinaus, oder?« Wütend, enttäuscht, verletzt zog ich meinen Spellcrackers-Ausweis aus der Jackentasche, packte seine Hand und klatschte ihn auf seine Handfläche. »Ich kündige.«
Er schaute den Ausweis ein paar Sekunden lang schockiert an, dann versuchte er, ihn mir zurückzugeben. »Es tut mir leid, Gen, ich hätte das nicht sagen sollen.«
»Allerdings nicht.« Ich funkelte den Ausweis böse an. Ich mochte meinen Job.
»Ich mache mir Sorgen um dich«, erklärte er. Er packte meinen Arm und versuchte, mir den Ausweis in meine zitternde Hand zu drücken. »Da, nimm ihn bitte wieder zurück.«
Ich zögerte unschlüssig. Nur zu gerne hätte ich ihn wieder zurückgenommen. Aber ich hatte keine Lust, mir jedes Mal meinen Job vorhalten zu lassen, wenn ich etwas tat, was ihm nicht passte.
»Gen, tu das nicht«, flehte Finn. »Nicht wegen eines verdammten Blutsaugers. Dem liegt doch gar nichts an dir; der benutzt dich doch bloß.«
Nein, er nicht. Aber die Fae von London, Clíona, die Urmutter – die schon. Oder zumindest versuchten sie es mit diesem verdammten Fruchtbarkeitsfluch. Aber Finn war kein schlechter Kerl. Meine Finger begannen sich schon über dem Ausweis zu schließen, da verspürte ich plötzlich ein scharfes Ziehen in den Lenden, eine Lust, so groß, dass ich hätte aufschreien können – es war pure Magie.
Ich warf einen Blick in Finns Gesicht und entdeckte das verräterische grüne Funkeln in seinen Augen: Der Magiestoß kam von ihm. Ich sah rot: Das reichte! Ich hatte es so satt, dass jeder versuchte, mich zu manipulieren.
Ich ließ den Ausweis fallen, machte auf dem Absatz kehrt, ging zur Limo und stieg ein.
Victoria Harrier folgte mir. »Können wir jetzt fahren?«, fragte sie gelassen.
Ich nickte. Die Wagentür fiel mit einem satten Klonk ins Schloss und erstickte Finns Rufe, doch zurückzukommen. Die Limousine setzte sich in Bewegung, und ich ließ mich in den gut gepolsterten Sitz sinken. Durch die getönten Fenster wirkte London irgendwie fern, entrückt. Meine Augen brannten. Mir saß ein Kloß in der Kehle, und ich schluckte mühsam. Aber für Selbstmitleid war jetzt keine Zeit.
Erst galt es, einen Killer zu finden und einen Fluch zu brechen .
justify
12. K apitel
W ar das wirklich eine gute Idee, den Job einfach so hinzuwerfen?«, fragte Victoria Harrier wenige Minuten später in die Stille.
Ich hörte auf, wie blind aus dem Fenster zu starren, und wandte mich zum ersten Mal meiner Umgebung zu. Victoria Harrier saß mir gegenüber auf dem Rücksitz, die Beine übereinandergeschlagen. Anstatt des in Luxuslimousinen üblichen Barbereichs gab es hier ein mobiles Büro: zwei State-of-the-Art-Laptops, einer dieser kleinen Drucker, die alles können, drei Telefone auf Schwenkarmen und alles Nötige an Schreibgerät, fein säuberlich verstaut. Ich schaute genauer hin: Sämtliche elektronischen Geräte waren mit Pufferzaubern geschützt, und auch an der getönten Scheibe, die uns vom Chauffeur trennte, sowie an sämtlichen Türen klebten Edelsteine, in denen Schutzzauber wirkten. Alles war so nobel, sündteuer und etepetete, wie Finn vermutet hatte.
»Ähm – keine Sorge wegen Ihres Honorars«, krächzte ich, »das kriege ich schon irgendwie hin.« Würde ich auch, früher oder später. »Aber da Sie ja Malik al Khans Anwältin sind, verfügen Sie bestimmt über eine entsprechende Zahlungsgarantie.« Ich musste an meine vorherigen Überlegungen denken. »Obwohl es mich wundert, dass eine Hexe wie Sie für einen Vampir arbeitet. Ich dachte, das verstößt gegen die uralten Regeln des Hexenrats?«
»Ich bin Ihre Anwältin, Ms Taylor.« Sie drückte auf einen Knopf, und vor ihr klappte ein Tischchen heraus. Sie
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