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Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic

Titel: Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne McLeod
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Blutsklavin eines Vampirs gegeben. Sie hatte großes Glück gehabt.
    »Oliver – mein Sohn – hat Ana in einem dieser Blutbordelle in Sucker Town gefunden.« Ihre Lippen kräuselten sich verächtlich, was ihr, wie ich vermutete, überhaupt nicht bewusst war. »Bluthäuser nennt man die, glaube ich. Damals war sie bereits sechzehn und schon über zwei Jahre lang dort. Oliver ist von Natur aus ein wenig donquichottisch, er besitzt diesen weltfremden Idealismus. Er hat es sich in den Kopf gesetzt, dieses schöne, arme Mädchen zu retten; er hat sie aus Sucker Town herausgeholt und ihr einen Platz in der Drogenentzugsabteilung der HOPE -Klinik verschafft – und sich natürlich Hals über Kopf in das Mädchen verliebt. Ein Jahr später haben sie geheiratet.« Sie lächelte das Foto stolz an. »Das wurde erst vor Kurzem aufgenommen, an ihrem neunten Hochzeitstag.«
    »Und die Vamps in dem Bluthaus haben sie einfach so gehen lassen?«, rief ich ungläubig aus.
    »Natürlich nicht«, entgegnete Victoria Harrier knapp. »Aber Oliver arbeitet bei der Kanzlei, die für die Verlängerung der Lizenzen für Vampir-Etablissements zuständig ist. Er hat den Eigentümern gar keine andere Wahl gelassen.«
    »Ah … ja«, sagte ich, immer noch ein wenig skeptisch. Oliver hatte die Vamps also ganz einfach erpresst – und es schien ausnahmsweise funktioniert zu haben. Ana hatte also wirklich Glück gehabt; nur: Irgendwas an dieser Geschichte kam mir immer noch spanisch vor. Ich umklammerte Graces Anhänger und schaute grübelnd aus dem getönten Wagenfenster. Abwesend bemerkte ich, dass wir soeben am Trafalgar Square vorbeikamen.
    »Sie haben ein bitteres Ende erwartet, nach einem so tragischen Anfang.« Sie riss mich aus meiner Konzentration. »Nun, bis jetzt ist dieses Ende nicht eingetroffen. Und ich beabsichtige, es nie eintreffen zu lassen. Meiner Schwiegertochter und meinen Enkelkindern zuliebe habe ich beschlossen, Ihnen dabei zu helfen, diesen schrecklichen Fluch zu brechen.« Sie hielt mir eine Schachtel Taschentücher hin. »Sie weinen ja …«
    »Tut mir leid, das hab ich gar nicht gemerkt«, brummte ich zerstreut, zog ein paar Tücher aus der Box und wischte mir das Gesicht ab.
    Sie musterte mich einen Moment lang stirnrunzelnd, ging aber nicht weiter darauf ein. »Ich möchte Ihnen so viel praktische Hilfe geben, wie ich nur irgend kann«, fuhr sie fort. Sie nahm einen braunen Umschlag zur Hand und reichte ihn mir. Auf dem Umschlag klebte ein Aufkleber, auf dem in Großbuchstaben der Name »Jane Bird« stand. »Ich weiß, dass Sie davon überzeugt sind, dass die Tote, die man heute früh aus der Themse gefischt hat, mit dem Fluch in Verbindung steht. In diesem Umschlag sind Kopien des Polizeiberichts. Man hat das Faelingmädchen zwar bisher noch nicht identifizieren können, nimmt aber an, dass sie um die zwanzig Jahre alt gewesen sein muss. Sie passt zu keinem der Vermisstenfotos der Polizei – ich habe Ihnen eine Kopie dieser Liste beigefügt – , aber ›Jane Birds‹ Aussehen lässt darauf schließen, dass sie mit den Tower-Raben verwandt sein könnte.«
    Die Erwähnung der Raben erinnerte mich wieder an den Vogel, den ich auf der Tower Bridge gesehen hatte, und an den anderen auf dem Torbogen von Scotland Yard. Er/sie (Einzahl? Mehrzahl?) mussten etwas mit »Jane Bird« zu tun haben, das konnte kein Zufall sein. Doch dann kam mir der Gedanke, dass der Rabe – es war einfacher, ihn als einen einzelnen Vogel zu betrachten – gar nicht vom Tower stammen konnte. Die Tower-Raben ließen sich nämlich freiwillig die Flügel stutzen und konnten gar nicht fliegen – jedenfalls so lange nicht, bis ihre Arbeitsverträge ausliefen. Dennoch konnte »Jane Bird« natürlich trotzdem mit ihnen verwandt sein. Nun, diese Sache galt es, sich ein wenig näher anzusehen. Ich schlug die Akte auf. Auf dem ersten Blatt stand Hughs Unterschrift.
    »Das ist alles, was ich bis jetzt bekommen konnte.« Victoria Harriers effizienter Tonfall ließ wissen, wie beeindruckt ich sein sollte. War ich auch, irgendwie. Noch beeindruckter wäre ich allerdings gewesen, wenn ich nicht gewusst hätte, dass Hugh mir dieselben Informationen früher oder später sowieso zugespielt hätte. »Auch habe ich für morgen Mittag ein Treffen zwischen Ihnen und dem Raven-Master und seinen Raben vereinbart. Ich werde Sie selbstverständlich begleiten, um jedem Vorwurf einer Verletzung der vom Gericht gegen Sie ausgesprochenen einstweiligen Verfügung

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