Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
Resultate?«
»Nicht, dass ich wüsste.«
Sie machte sich eine Notiz. »Wie ich gehört habe, ist Ihr Vater ein Vampir; wie stehen die Fae dazu? Stört es sie, oder sind sie der Meinung, dass dies zu Problemen führen könnte?«
Ich runzelte die Stirn. »Wieso möchte Lady Meriel das wissen?«
Sie blinzelte, als würde es sie überraschen, dass ich so etwas fragte, dann tippte sie mit ihrem Stift auf den Block und sagte streng. »Bitte beantworten Sie die Frage, Ms Taylor.«
»Soweit ich weiß, ist es ihnen egal«, erwiderte ich langsam. Worauf wollte sie hinaus?
»Gut.« Sie machte sich eine Notiz, die sie sogar unterstrich. »Also, dann sollten wir uns jetzt über Ihre 3V-Infektion unterhalten.« Etwas seltsam Vertrautes glühte kurz in ihren Augen auf, und ich bekam eine Gänsehaut.
»Na ja, es ist zwar kein Geheimnis mehr, aber genauso irrelevant wie Ihre letzte Frage.«
»Für Sie ist es aber durchaus relevant, Ms Taylor. Sie haben selbst gesagt, dass Sie sich Sorgen um die mögliche Zukunft eines Kindes machen, das Sie in die Welt setzen, was vollkommen verständlich ist.« Sie nickte mitfühlend. »Aber, wie ich schon sagte, hat Ana, meine Schwiegertochter, selbst 3V und nimmt dagegen G-Zav« – das Methadon für Vamp-Junkies – »trotzdem erwartet Ana nun bereits ihr sechstes Kind, ihr sechstes gesundes Kind. Ich kann Ihnen versichern, dass keines meiner Enkelkinder unter 3V leidet: Es gibt weder Spuren von V1 noch von V2 oder V3 in ihrem Blut. 3V kann nicht im Mutterleib von der Mutter aufs Kind übertragen werden. Ana ist sicher nur zu gerne bereit, mit Ihnen darüber zu reden. Vielleicht hilft es Ihnen ja, Ihre Sorgen abzulegen.«
»Ich mache Freiwilligendienst im HOPE «, sagte ich, »und es sind weniger die physischen Folgen, um die ich mir Sorgen mache, als ….« In diesem Moment kamen mir mehrere Gedanken gleichzeitig, sodass ich den Faden verlor. Ich sah erneut das lächelnde Gesicht der werdenden Mutter vor mir. Victoria Harriers Schwiegertochter hatte 3V. Sie war ein Faeling. Sie war auf G-Zav, und das schon seit zehn Jahren. Und obwohl sie damit sicher besser zurechtkam als ich, eine vollblütige Sidhe Fae, war das an sich schon eine große Belastung. Und der einzige Ort, an dem sie ihr G-Zav bekommen konnte, war die HOPE -Klinik. Ich kannte jeden Faeling, der dort regelmäßig vorbeikommen musste. Aber ihr war ich noch nie begegnet.
Mein Misstrauen bekam Fangzähne und biss zu. Ich schaute mich in der luxuriösen Limousine um, die teure Ausstattung, all die Geräte: Reichtum, Macht und Magie sind ebenso begehrenswert für Vampire wie Blut. Und diese Familie hatte all das. Es schien mir immer wahrscheinlicher, dass sich hier ein blutsaugendes Kuckuckskind ins wohlgemachte Nest gesetzt hatte. Und nicht nur das. Jetzt wurde mir klar, was mich an Victoria Harriers Geschichte gestört hatte: Hexen und Zauberer sind geradezu fanatisch, wenn es um die Reinerhaltung ihrer Abstammung geht. Eine Faelingschwiegertochter war das Letzte, was sich so eine Familie wünschen würde.
»Irgendetwas macht Ihnen Sorgen, stimmt’s, Ms Taylor?« Victoria Harriers bohrende Frage riss mich ins Hier und Jetzt zurück und zu dem vertrauten Funkeln in ihren Augen.
»Ja, Sie haben recht«, antwortete ich. Sie schaute mich erwartungsvoll an. Da beschloss ich, meine Theorie mithilfe meiner eigenen Magie zu testen. Ich konzentrierte mich und spürte, wie sich meine Magie von meiner Mitte aus entfaltete. Sie drang bis in meine Fingerspitzen, die auf einmal einen goldenen Glanz bekamen. Ich streckte die Arme vor und nahm Victoria Harriers Gesicht in meine Hände, schob entschlossen meine Magie in sie hinein. Sie zuckte überrascht zurück, doch schon in der nächsten Sekunde breitete sich ein seliges Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Ein goldener Glanz glomm in ihren Pupillen auf, und sie unterwarf sich widerstandslos meinem Glamour.
Das war viel zu leicht gegangen.
Jemanden mit einem Glamour zu verzaubern war nicht ganz so anders wie die Gedankenfessel eines Vampirs: Beides diente dazu, die Kontrolle über das Opfer zu erlangen. Vampirische Gedankenfesseln sind so etwas wie magisches Rohypnol – ein rascher Biss im Vorbeigehen, ohne dass man es merkt oder ohne dass man sich hinterher daran erinnern kann. Das geschieht öfter, als sich die Menschen das vorstellen können. Sie unterschätzen die Vamps. Dazu noch eine Dosis Mesmer zur Verwirrung der Gefühle, und die Leute würden nicht glauben, was passiert ist,
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