Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
vorzubeugen. Wir wollen doch nicht, dass DI Crane wieder einen Grund findet, Sie einzusperren.«
Allerdings nicht. Hm. Ein Treffen mit dem Raven-Master? Wie nett. Victoria Harriers »praktische Hilfe« war, nun ja, sehr praktisch, außer … Ich trommelte mit den Fingern auf die Akte und musterte mein Gegenüber aus schmalen Augen. »Sie wissen ja sicher, dass DI Crane mich nicht unbedingt sympathisch findet« – schöne Untertreibung, was? – »und mir ist natürlich auch aufgefallen, dass Sie beide sich ebenfalls nicht gerade gut verstehen … Nun, um ganz offen zu sein, Sie sind eine Hexe, und Sie hassen Vampire. Wer sagt mir, dass dies nicht einfach eine Falle ist?«
»Eine gute Frage, Ms Taylor.« Sie lächelte. »Ich hoffe, ich kann Sie diesbezüglich beruhigen. Sie haben doch sicher schon einmal von der Merlin Foundation gehört?«
Die Merlin Foundation finanziert die HOPE -Klinik, wo ich als Freiwillige arbeitete, und noch andere, ähnliche Einrichtungen. Darüber hinaus engagierte sie sich unter anderem im Schulwesen. Nur leider war diese Stiftung unglaublich bürokratisch, was man vor allem dann zu spüren bekam, wenn man tatsächlich Geld wollte. Die Ärzte an unserer Klinik stöhnten andauernd über den ganzen Papierkram, den die Stiftung verlangte. »Mir hat man die Stiftung als eine Art magischer Freimaurerzirkel mit Charity-Ambitionen beschrieben«, erklärte ich diplomatisch.
Victoria Harrier lachte schallend. »Ja, ich weiß, man sagt der Stiftung Geheimniskrämerei nach, aber sie existiert ja auch schon so lange. Und Sie haben recht, es fließt eine Menge Geld in wohltätige Einrichtungen. Uns interessiert im Moment jedoch mehr die ältere, privatere Seite der Foundation.« Sie lächelte und erteilte mir dann eine Geschichtsstunde. »Die Foundation wurde im vierzehnten Jahrhundert gegründet, als die Hexenverfolgungen am schlimmsten waren. Der Hexenrat entwarf einen Plan: Eine ausgewählte Anzahl von Hexen wurde damit beauftragt, die höchsten Ebenen des Landes zu infiltrieren – Herzöge, Earls und Grafen zu heiraten, einflussreiche Politiker und Anwälte. Und Söhne mit ihnen zu zeugen – Söhne, die natürlich Zauberer waren, großartige Zauberer, die wiederum aufwachsen und einflussreiche Positionen in Gesellschaft und Politik einnehmen würden. Auf diese Weise waren sie in der Lage, ihre magischen Verwandten zu beschützen. Sie würden wiederum Hexen heiraten – die vom Hexenrat dazu auserwählt worden waren – und so dafür sorgen, dass das magische Erbe erhalten blieb. Diese Tradition wird auch heute noch, wenn auch in einer etwas anderen Weise, gepflegt.«
Ich konnte mich vage erinnern, dass meine alte Chefin, Stella, mal erwähnt hatte, dass der Hexenrat sie dazu überreden wollte, einen bestimmten Zauberer zu heiraten. Man hatte ihr dafür eine deftige Mitgift angeboten, aber sie hatte trotzdem abgelehnt, weil der Kerl, wie sie sagte, ein arroganter Widerling gewesen sei.
»Die Foundation hat über die Jahrhunderte großen Einfluss gewonnen. Ihre Mitglieder stammen aus den besten Familien des Landes und üben großen Einfluss auf allen gesellschaftlichen Ebenen aus.«
»Mit anderen Worten: Hoch lebe der Nepotismus.«
»Sie sagen es, Ms Taylor«, entgegnete sie ungerührt. »Mein Mann ist ein Zauberer, meine Söhne ebenfalls. Dank ihrer – und meiner – Verbindungen sowohl innerhalb der Foundation als auch der finanziellen, juristischen und politischen Sektoren dieses Landes kann ich wohl guten Gewissens sagen, dass DI Crane Ihnen keine weiteren Schwierigkeiten mehr machen wird. Selbst wenn ihr nicht ihre jugendliche Indiskretion im Wege stehen würde.«
Das klang zu gut, um wahr zu sein. Aber Moment mal. »Was für eine jugendliche Indiskretion?«
justify
13. K apitel
I hr Sohn, natürlich«, antwortete Victoria Harrier, »Mr Panos hat ihn erwähnt. Helen Crane stammt, wie ich, aus einer einflussreichen Hexenfamilie; sie war einem Zauberer versprochen, hat sich aber stattdessen mit irgend so einem Jüngling eingelassen. Wie es diese Dinge so an sich haben, wurde sie schwanger. Der Junge hat sich, wie es scheint, vor der Verantwortung gedrückt, und ihre Familie beschloss, als Helens Sohn geboren worden war, ihn an die Sidhe zu übergeben – ein Beschluss, den sowohl der Hexenrat als auch die Stiftung unterstützten.«
Ich runzelte die Stirn. »Aber ihr Sohn ist trotzdem ein Zauberer, oder?«
»Ja, aber ohne nennenswerte familiäre Verbindungen. Sie können sich
Weitere Kostenlose Bücher