Bittersüße Nacht - McLeod, S: Bittersüße Nacht - The Bitter Seed of Magic
herausfordern, nicht wahr?
Ich rückte meinen Rucksack auf meiner Schulter zurecht und drückte mit wild klopfendem Herzen auf die Klingel. Den Kopf nach oben zur Überwachungskamera gewandt, hörte ich das Summen des Türöffners und trat ein.
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19. K apitel
A uch das geräumige Foyer des Clubs war ganz auf Bestattungsinstitut gestylt: schwarz gestrichene Wandpaneele, dicker schwarzer Teppichboden, einige kunstvoll arrangierte, langstielige weiße Lilien, die einen süßlichen Duft verströmten, plüschige weiße Samtbänke. Eine Vielzahl winziger UV -Spots an der Decke tauchten das Ganze in ein schummriges Solariumlicht. In diesem Licht sieht alles, was man anhat – sogar die Unterwäsche – schwarz aus. Der Weg zu dem natürlich sargförmigen Kassenhäuschen war mit den im UV -Licht unheimlich leuchtenden weißen Kordeln abgeteilt worden.
Vor der Tür, die in den Clubinnenraum führte, saßen mit aufgestellten Ohren und seitlich aus dem Maul hängender Zunge zwei riesige irische Wolfshunde und betrachteten mich aufmerksam mit Augen, die in diesem seltsamen Licht unnatürlich hellblau funkelten, und auch ihr langes grauweißes Fell glänzte silbern. Ich machte einen weiten Bogen um die Hunde. Nicht, dass ich Hunde nicht mag, aber ich hatte wie jedermann die Gerüchte gehört: Sie waren entweder Vampire oder wurden von den Vamps kontrolliert. Es war schließlich ziemlich riskant, einfach so im Glassarg herumzuliegen und nur von Menschen beschützt zu werden. Es gab jede Menge militante Fanatiker, denen die Blutsauger – und ihr wirtschaftlicher Erfolg – ein Dorn im Auge waren. Aber ich hätte selbst nach all meinen Besuchen im Club nicht sagen können, ob die Gerüchte wahr waren oder nicht.
Ich schlängelte mich durch den Zickzackkorso zur Kasse. Dabei warf ich einen Blick zu den sargförmigen Bildschirmen hinauf, auf denen Kamerabilder der komatösen Vampire in ihren Glassärgen einander ablösten. Darius befand sich nicht darunter, er musste sich also in seinem Zimmer aufhalten. In dem Kassensarg saß der Tagesmanager des Clubs, Gareth, und blätterte gelangweilt in einer Zeitschrift; ich konnte sehen, dass es die Bite Monthly war, eine der bekannteren Vampir-Zeitschriften. Er trug wie immer seine Bestatteruniform: schwarzer Anzug und hoher schwarzer Zylinder mit schwarzem Trauerflor. Der Zylinder lag allerdings hinter ihm auf einem Regal. Der blonde Gareth sah aus wie ein Surfer-Boy, was so gar nicht zu seiner Traueraufmachung passen wollte.
»Ich dachte, um diese Zeit wäre mehr los«, bemerkte ich und hielt ihm gleichzeitig das Eintrittsgeld hin.
»Die Mitglieder lassen sich erst blicken, wenn Leben in die Vamps kommt. He, es ist schon nach fünf.« Er schaute stirnrunzelnd auf das Geld, nahm es aber nicht. Seine Augen sahen in dem UV -Licht beinahe so unheimlich aus wie die der Hunde. »Nach fünf Uhr nur für Mitglieder, Ms Taylor. So lauten die Regeln.«
»Jetzt komm schon, Gareth. Erstens mal bin ich kein Mensch, also gelten die Regeln nicht für mich. Und zweitens weißt du ganz genau, dass ich in fünf Minuten wieder draußen bin.«
»Bedaure, das kann ich nicht machen.« Er deutete auf die Überwachungskameras. »Das könnte uns unsere Lizenz kosten. Und die von der Stadtverwaltung schicken fast jede Woche jemanden zur Inspektion her. Die schauen sich auch die Bandaufnahmen an. Und ich riskiere meine Kandidatur.« Er riss den Mund auf und zeigte mir seine implantierten Fangzähne. »Wie soll ich je echte kriegen, wenn mich mein Sponsor fallen lässt. Kein anderer Vampir würde mich dann noch nehmen.« Er ließ seinen Mund hörbar zuschnappen. »Wenn Sie reinwollen, müssen Sie Mitglied werden.«
Ich umklammerte frustriert meinen Rucksackriemen. Einen Sponsor zu ergattern, der dir nach der Probezeit die Gabe verabreicht, ist sozusagen der Super-Jackpot unter den Lotteriegewinnen: die Aussicht auf Unsterblichkeit in den Reihen der erlauchten Blutsauger. Natürlich geht es bei dieser Lotterie weniger um Glück als um das richtige Aussehen, die richtige Einstellung und das Potential, mit Ersterem deinen Sponsor noch reicher zu machen. Eine Kandidatur war jedoch nicht so leicht zu ergattern, denn der Sponsor war sich natürlich im Klaren darüber, dass er seinen Zögling nun mindestens fünfzig bis hundert Jahre am Hals hatte, bevor er ihn guten Gewissens in die Freiheit entlassen konnte. Kein Vampir, der bei Verstand ist, wird die Gabe jemandem offerieren, der nicht
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