Bittersueße Sehnsucht
dankbar. „Okay“, hauchte ich, dann spürte ich seine weichen Lippen auf meinen und mir wurde bewusst, wie sehr ich ihn vermisst hatte. Seufzend schlang ich meine Arme um seinen Hals und atmete tief seinen Duft ein.
Als er seine Lippen wieder von mir löste, richtete ich mich auf und sah ihn an. „Eins würde mich aber noch interessieren.“
Ryan hob die Brauen. „Schieß los.“
„Wie kommt es, dass du heute Abend auch hier bist – ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass unser Zusammentreffen ein riesiger Zufall ist.“ Nachdenklich fuhr ich mit den Fingerspitzen über seinen Handrücken.
„Ein Bekannter von dir hat mich angerufen. Er hat mir erklärt, dass er selbst nicht hingehen kann, weil er krank ist. Erst habe ich abgelehnt, aber er hat mich extrem hartnäckig dazu überredet. Als ich ihn fragte, warum er sie nicht dir gibt, meinte er, du hättest schon irgendwas anderes vor.“ Ryan zuckte die Schultern. „Offenbar wusste er nicht, dass du auch hier bist.“ Plötzlich begann es mir zu dämmern. „Oh Gott, Laura!“, rief ich und erntete dafür einen verwunderten Blick.
„Was ist mir ihr?“
„Sie hat das eingefädelt – da bin ich mir sicher!“ Ich wusste nicht, ob ich in diesem Moment einen hysterischen Anfall erleiden würde. „Wie hieß denn der Bekannte von mir?“
„Jan – glaub ich“ Ryan schien mir immer noch nicht wirklich folgen zu können. „Ich hätt´s mir ja denken können.“ Ein ungläubiges Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich Ryan ansah. „Es war kein Zufall, dass wir uns hier getroffen haben.“
Wir blieben noch eine Weile sitzen und unterhielten uns, bis ich begann, zu frösteln. „Was hältst du davon, die Party zu mir zu verlagern.“ Mit einem sanften Lächeln legte mir Ryan sein Jackett über die Schultern. Ich schlang meine Arme um meinen zitternden Körper und nickte dankbar. „Ich suche nur noch schnell Laura und verabschiede mich.“
„Okay, ich warte am Ausgang auf dich“ Ryan stand auf und öffnete die Tür. Ich atmete auf, als ich eintrat und die warme Luft meine klammen Glieder wärmte.
Suchend bahnte ich mir einen Weg durch die anderen Gäste und entdeckte Laura an der Bar. Ich schlich mich von hinten an sie heran, schlang meine Arme um ihre Taille und drückte sie fest. „Danke! Danke! Danke!“ Überschwänglich presste ich ihr einen Kuss auf die Wange. „Hey, was fällt dir ein, mich so zu erschrecken!“, lachend drehte sie sich zu mir um und musterte mich prüfend. „Es sieht so aus, als hättet ihr alles geklärt?“, wollte sie wissen und ich nickte heftig. „Jetzt habe ich aber ein schlechtes Gewissen, weil Jan wegen mir nicht auf diese Party gehen konnte!“
„Ach, keine Sorge, vielleicht ist ja auch noch zufällig irgendwo eine Karte für ihn rumgelegen.“ Laura grinste und schielte verstohlen über meine Schulter hinweg. Ich drehte mich um und blickte in Jans verschmitztes Gesicht. „Wisst ihr was? Ihr seid einfach die besten Freunde, die man sich wünschen kann!“ Ich fiel Jan um den Hals. „Na, du glaubst doch nicht, dass wir dabei zusehen, wie du diesen heißen Typen einfach aufgibst“ Jan zwinkerte grinsend. „Und jetzt nimmst du die hier“ Er zauberte hinter seinem Rücken eine Flasche Champagner hervor und drückte sie mir in die Hand, „und machst dir einen schönen Abend mit ihm.“
„Das werde ich – danke noch mal!“ Ich warf den beiden einen Handkuss zu und lief eilig zum Ausgang, wo Ryan schon auf mich wartete.
Als er die Tür zu seiner Wohnung aufgeschlossen hatte, drehte Ryan sich zu mir um und hauchte einen kurzen Kuss auf meine Lippen. „Warte hier, ich muss nur schnell was holen.“ Ein geheimnisvolles Lächeln zuckte um seine Mundwinkel, dann verschwand er in der Abstellkammer, die an den langen, schmalen Flur angrenzte. Etwas verwirrt blieb ich zurück und lehnte mich an den Türrahmen. Was hatte er denn jetzt schon wieder vor? Als ich mich das fragte, musste ich schmunzeln, mit Ryan war jeder Augenblick besonders – und außergewöhnlich. Aus der Kammer drang ein Rumpeln, gefolgt von einem gezischten „Autsch!“. Ich lehnte mich nach vorne und spähte in den Flur. „Alles okay?“, rief ich fragend. „Alles bestens. Ich wurde gerade nur von einem heimtückischen Schuhkarton angegriffen.“, ertönte Ryans Stimme, gefolgt von einem kurzen Lachen. Dann erschien er auf dem Flur und hatte etwas Undefinierbares unter seinem Arm geklemmt.
Das wachsende Fragezeichen auf meinem Gesicht,
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