Bittersueße Sehnsucht
nur noch mal zeigen, was du verpasst.“ Ein provokantes Grinsen breitete sich über sein Gesicht aus. Ich biss mir auf die Lippen. „Das ist so – sexy –„, schoss es mir durch den Kopf, „gemein!“, sprach ich allerdings laut aus. „Machs gut!“ Immer noch grinsend hob er die Hand und ich trat ins Treppenhaus, während ich seufzend ausatmete.
Das morgendliche Geplänkel hatte natürlich zur Folge, dass ich wie eine Irre Richtung U-Bahn rannte, von einem Bein aufs andere trippelte, während ich in Gedanken die Haltestellen mitzählte und schließlich keuchend und nach Luft ringend durch die automatische Tür des Munich Palais hetzte.
Sandra hob erstaunt den Kopf, als ich sie kurz grüßte und im Stechschritt an ihr vorbei, Richtung Personalraum lief. „Guten Morgen erstmal!“ Sandra begrüßte mich mit einem schiefen Grinsen, als ich fertig angezogen zurück zum Empfang kam. „Das war ja eine Punktlandung heute.“ Ich schnaufte noch mal tief durch und sah auf die Uhr. Sie hatte Recht, es war nämlich bereits vier Minuten nach Sechs. „Puh! Wem sagst du das!“ Ich bemühte mich um eine abgeklärte Miene. „Eine verspätete U-Bahn und der ganze Morgen ist dahin.“
Dass mein überdurchschnittlich attraktiver, sexhungriger Freund dahinter steckte, brauchte sie ja nicht zu wissen. Ich verbiss mir ein Schmunzeln.
Freund. Das Wort klang sogar in Gedanken unglaublich gut. Und es bewirkte, dass mein Herz sofort seine Schlagzahl erhöhte. Ryan und ich waren jetzt offiziell zusammen. Ich befand mich auf einem Höhenflug, seit seinem Geständnis, über den nächtlichen Dächern von München. Denn seitdem war mir auch klar, dass ich mir seit unserem ersten Zusammentreffen nichts sehnlicher gewünscht hatte.
„Hättest du dann Zeit, für die Übergabe?“ Sandras Stimme durchdrang meinen Gedankennebel und ich wandte mich erschrocken zu ihr um. „Hm?“, machte ich, weil ich nicht sicher war, was sie gerade gesagt hatte. „Übergabe? Jetzt? Ich würde nämlich gern nach Hause.“ Sie lachte zwar, musterte mich aber mit einer Mischung aus Argwohn und Erstaunen. „Hast du deinen Kopf heute zu Hause vergessen?“
„T-tut mir leid, ich bin wohl noch nicht ganz wach.“, stammelte ich eilig, um mein eigenartiges Verhalten zu erklären. „Na dann solltest du es vielleicht mit einem starken Kaffee versuchen.“ Sie schenkte mir ein versöhnliches Lächeln.
Als Sandra gegangen war, arbeitete ich meine Checkliste ab und versuchte, meine Gedanken zu beschäftigen, damit sie nicht ständig zu Ryan abschweiften. Als ich gerade aus dem Büro kam, stand Jan am Tresen. „Guten Morgen!“, rief er fröhlich und ein neugieriges Grinsen zuckte um seine Mundwinkel. „Na, gut geschlafen?“ Natürlich verstand ich seine Anspielung, denn seit etwa einer Woche übernachtete ich regelmäßig bei Ryan. „Bestens!“, erwiderte ich gutgelaunt. „Davon kannst du mir ja dann heute Mittag berichten!“ Mit einem verstohlenem Schmunzeln stieß er sich vom Tresen ab und warf mir im Vorbeigehen einen Handkuss zu.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf, während er im Aufzug verschwand. Auch wenn Jan wirklich ultraneugierig war und immerzu wissen wollte, was alles mit Ryan passierte und wann es passierte und wie es passierte, musste ich gestehen, dass es mich überhaupt nicht störte. Ganz im Gegenteil. Wir hatten schon oft zusammengesessen, ein Glas Prosecco getrunken und sämtliche Situationen mit Ryan analysiert. Ich war mir sicher, dass auch er seinen Teil dazu beigetragen hatte, dass ich mich endlich getraut hatte, Ryan mein Herz zu öffnen.
Als Julika drei Stunden später erschien, sprang ich gerade im Dreieck. Mehrere Gäste reisten fast gleichzeitig ab, das Telefon schien ununterbrochen zu klingeln und zwei Gäste warteten auf ihre Schlüsselkarten. Zum Glück hatte sie schnell erfasst, dass ich dringend Hilfe brauchte und begann sofort, sich um das Telefon zu kümmern.
Eine halbe Stunde später, wurde es zum Glück ein bisschen ruhiger.
„Hey, wir hatten noch gar keine Zeit, uns richtig zu begrüßen.“ Sie lachte und räumte einige Schlüsselkarten beiseite. „Ja, die letzte Stunde ging´s hier zu, wie am Hauptbahnhof.“ Ich atmete tief durch und ging kurz nach nebenan, um einen Schluck Wasser zu trinken. Draußen klingelte bereits wieder das Telefon.
Ich hörte, wie Julika abnahm. Einen Augenblick später stand sie mit ernster Miene im Türrahmen. „Es ist für dich – das Klinikum rechts der Isar.“ Mir
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