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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Ausrede hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst und Claire wusste, dass er Kim keine direkte Abfuhr erteilen würde. Er ging zum Sofa. Eve rückte beiseite und gab ihm einen Controller. Kim schnappte sich den anderen vom Beistelltisch.
    »Sichern und laden, nehme ich an.«
    Claire ging nach oben. Das Badezimmer war frei und sie nahm eine Dusche. Danach machte sie alles sauber, bemitleidete sich wegen des Zustands ihres Gesichts und ihrer blauen Flecken, die sich schon an ihrem Hals abzuzeichnen begannen, und ging in ihr Zimmer. Dort zog sie eine Jeans und ein Oberteil an. Ein hübsches Oberteil. Und sie sorgte dafür, dass das Kreuz, das Shane ihr einmal geschenkt hatte, gut zur Geltung kam. Außerdem legte sie ein wenig Lipgloss auf. Nur ein wenig.
    Als sie ihre Zimmertür aufmachte, konnte sie von unten die Rufe und das Kampfgeschrei hören; Kim und Shane waren in das Spiel vertieft, wodurch sie sich nicht weniger ausgeschlossen fühlte. »Komm schon, schluck es«, versuchte sie, sich mit einem rauen, heiseren Flüstern einzureden, setzte ein Lächeln auf und ging den Flur entlang.
    Da öffnete sich die Geheimtür gegenüber Eves Zimmer mit einem leisen Klicken und im dämmrigen Lichtschein sah Claire das Flackern des Schwarz-Weiß-Bildes einer Frau in bauschigen viktorianischen Röcken. Es sah aus wie ein Geist. Überall sonst wäre Claire schreiend davongelaufen und zu den einheimischen Geisterjägern gerannt.
    Doch sie befand sich in Morganville und Claire kannte Ada nur zu gut. »Was?«, fragte sie. Ada - oder zumindest Adas Projektion – legte den Finger an die Lippen. Sie drehte sich um und sah dabei aus wie etwas, das aus einem Karton ausgeschnitten war: Alles reduzierte sich auf eine Mittellinie, die sich dann wieder nach beiden Seiten hin zu einer Rückansicht ausbreitete. Dann glitt sie die Treppe hinauf, ohne das Holz zu berühren.
    »Das ist jetzt nicht dein Ernst«, seufzte Claire. »Großartig. Einfach großartig.«
    Sie folgte Ada und die Tür fiel hinter ihr mit einem gedämpften Klicken zu. Am oberen Treppenabsatz erstrahlten die Tiffany-Lampen in einem Kaleidoskop aus Farben und Claire sah Adas Abbild - das Gesicht wieder nach vorne gerichtet. Sie stand in der Nähe des alten roten Samtsofas an der Wand. »Okay, ich bin hier«, sagte sie. »Was willst du?«
    Doch Ada legte wieder nur den Finger an die Lippen, was mehr als nervig war. Ada war ein Computer - ein intelligenter und wohl auch menschlicher Computer, aber trotzdem... Sie benahm sich sehr geheimnisvoll und clever und Claire gefiel dieses recht grausame Lächeln auf diesen glatten dunkelgrauen Lippen ganz und gar nicht.
    Ada berührte die Wand, woraufhin diese anfing zu schimmern. Eines der Portale, die Ada in der ganzen Stadt kontrollierte, zeichnete sich dunkel darauf ab... eine Art magischer Tunnel, auch wenn Claire es hasste, wenn man das als Magie bezeichnete. Es war Physik, sonst nichts. Beängstigend fortgeschrittene Physik. Es bedeutete aber auch, dass das der ultimativ schnellste Weg war, aber auch ein gefährlicher. Claire blickte finster auf die Öffnung und versuchte zu erahnen, welcher Ort sich am anderen Ende befinden könnte. Nichts. Und es sah viel zu dunkel aus, um sicher zu sein.
    »Nein«, sagte sie. »Wohl kaum. Tut mir leid.«
    Sie entschuldigte sich bei einer verrückten Computerdame, die sie kaum kannte. Ada war nicht ihre Freundin. Ada mochte sie nicht einmal besonders, auch wenn ihr Ada - auf Myrnins Geheiß hin - irgendwie gehorchen musste.
    Adas Lächeln verschwand. Sie zuckte die Achseln, drehte sich um und glitt durch das Portal.
    Sie verschwand in der Dunkelheit. Nach ein paar Sekunden ragte eine schlanke graue Hand aus den Schatten und machte eine ungeduldige Komm-mit-Geste.
    »Nein«, sagte Claire wieder und setzte sich dabei auf die Couch. »Keine Chance. Ich habe heute schon genug erlebt, du musst deine komische kleine Krise selbst lösen, Ada.«
    Ihr Handy klingelte und das Geräusch, das in dem verborgenen Zimmer widerhallte, ließ Claire zusammenfahren. Sie zog das Handy aus der Tasche. Auf dem Display stand Anruf von Shane. Sie klappte es auf.
    »Shane?«
    Rauschen, dann Adas seltsame, flache Maschinenstimme. »Myrnin braucht dich. Sofort. Los, komm!« Sie klang zornig und kalt, aber so klang sie eigentlich immer, wenn sie nicht gerade Myrnin ansäuselte. Claire klappte das Handy zu, blies sich das Haar aus der Stirn und starrte in die Dunkelheit. Es könnte tatsächlich Myrnins Labor sein. Sie konnte

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