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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Schließlich fragte sie: »Geht es Ihnen gut?«
    Amelie blieb stehen, sah sie jedoch nicht an. »Ich... mache mir Sorgen, aber sonst geht es mir gut. Warum fragst du?«
    Weil Sie vorgestern Nacht versucht haben, sich umzubringen? Claire hielt es für unklug, das aufs Tapet zu bringen. »Nur... falls Sie irgendetwas brauchen...«
    Dieses Mal sah Amelie sie an und in ihrem Gesichtsausdruck lag etwas Warmes, beinahe Menschliches. »Danke.« Doch dann brach Amelies persönlicher Winter wieder an und ihr Gesicht wurde starr und kalt. »Es gibt nichts, was du tun kannst, Claire. Niemand von uns kann etwas tun. Geh jetzt!«
    Letzteres war keine Bitte und Claire nahm es als Entlassung auf. Shane wartete unten an der Treppe. Er blickte mit einem besorgten, fast finsteren Gesicht zu ihr hinauf, das sich jedoch erleichtert glättete, als er sah, dass sie zu ihm kam. »Tu das nicht«, sagte er.
    »Was?«
    »Sie hat im Moment so etwas an sich. Merkst du das nicht? Versuch nicht zu helfen. Schau einfach weg.«
    Claire tippte auf das goldene Armband an ihrem Handgelenk. »Klar, weil das ja auch funktioniert.«
    Er zog sie von der kleinen Treppe weg und schloss die Geheimtür hinter ihr. Michael und Eve waren bereits Hand in Hand auf dem Weg nach unten. »Es ist schon spät«, sagte Shane. »Gehst du oder bleibst du?«
    »Gibt es nur diese beiden Möglichkeiten? Ich kann auch einfach noch eine Stunde bleiben und dann gehen?«
    »Das passt mir gut«, sagte er und nahm ihre Hand. »Ich hab eine Überraschung für dich.«
    Die Überraschung bestand darin, dass er sein Zimmer aufgeräumt hatte. Er hatte nicht nur willkürlich ein paar Dinge vom Boden aufgehoben, sondern er hatte es wirklich geputzt - alles weggeräumt, das Bett gemacht, einfach alles. Es sei denn...
    »Was hast du Eve dafür gegeben?«
    Er schaute sie gekränkt und viel zu unschuldig an. »Wie meinst du das?«
    »Oh, komm schon. Du hast mit Eve ausgehandelt, dass sie dein Zimmer für dich sauber macht.«
    Er seufzte. »Sie brauchte für irgendetwas Geld, deshalb... ja Aber es ist trotzdem gut, oder? Du bist beeindruckt, dass ich daran gedacht habe?«
    Claire unterdrückte ein Lachen. »Ja, ich bin beeindruckt davon, dass ein Junge darauf kommt, Geld für ein sauberes Zimmer auszugeben.«
    »Das ist es wert, solange du beeindruckt bist.« Er ließ sich aufs Bett fallen, wobei er Platz für sie ließ, deshalb rollte sie sich neben ihm in seinem Arm zusammen. Ihr Kopf ruhte auf seiner Brust und sie lauschte dem starken, gleichmäßigen Schlagen seines Herzens. Ob Eve das wohl vermisst, fragte sie sich plötzlich. Ob sie es wohl vergisst und dann...
    »Hey«, sagte Shane und kitzelte sie, woraufhin sie sich wand. »Nicht grübeln. Das hier ist die Grübeln-verboten-Zone.«
    »Ich kann nichts dafür.«
    »Dann werde ich dich wohl ablenken müssen.«
    Sie wollte gerade oh, ja, bitte sagen, aber da küsste er sie bereits und umfasste mit seinen großen Händen ihre Taille. Ihr Blut pulsierte schneller, heißer und stärker und alles, was sie noch denken konnte, war ja.
    Es vergingen ungefähr zwei Stunden, bis sie sich dazu bringen konnte, aufzustehen und nach Hause zu gehen. Die Versuchung, für immer in Shanes Arme gekuschelt zu bleiben, war überwältigend, aber sie wusste, dass sie ihre Versprechen halten musste.
    Shane wusste es auch, und während er ihr zärtlich mit den Fingern das Haar aus dem Gesicht kämmte, seufzte er und küsste sie auf die Stirn. »Du musst gehen«, sagte er. »Sonst tauchen hier Eltern mit Mistgabeln und Fackeln auf.«
    »Tut mir leid.«
    »Hey, mir auch. Ich hol mal die Schlüssel.« Er schlüpfte aus dem Bett und sie betrachtete das leichte Schimmern seiner Haut, als er sein T-Shirt aufhob und wieder anzog. »Und du musst dich jetzt wirklich anziehen, denn wenn du mich weiterhin so anschaust, gehen wir nirgendwohin.«
    Claire angelte ihre Hose und ihr T-Shirt und zog sie an. Dabei erhaschte sie im Spiegel, der ausnahmsweise mal nicht von irgendwelchen Stapeln verstellt war, einen Blick auf sich selbst.
    Sie sah... anders aus. Erwachsen. Rot im Gesicht, glücklich und lebendig - und überhaupt nicht wie eine Langweilerin.
    Er weckt das Beste in mir, dachte sie, aber sie sprach es nicht aus, weil sie fürchtete, er könnte das komisch finden.
    Shane borgte sich Eves Auto, um sie zurück zum Haus ihrer Eltern - ihrem Zuhause? - zu fahren, und gegen Mitternacht stand sie an ihrem Zimmerfenster und beobachtete, wie die große schwarze Limousine

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