Bittersuesser Verrat
können. Aber nicht mit den Wiederholungen auf YouTube.
Monica trug ein Minikleid mit Blumenmuster, das toll an ihr aussah. Ihre Bräune hatte den Winter unbeschadet überlebt und ihre Haut sah gesund aus und schimmerte. Sie ging auf Claire zu und blieb ein paar Schritte vor ihr stehen, umgeben von ihrer Fashion-Armee.
Es sah aus, als würde sie von einer Bande aus Barbie- und Ken-Puppen bedroht.
»Du«, sagte Monica und zeigte mit einem anklagenden, perfekt manikürten Finger auf sie. Claire richtete ihren Blick auf den verführerisch rosa lackierten Nagel, dann wieder auf Monicas Gesicht.
»Ja?«
»Komm her.«
Und bevor Claire überhaupt daran denken konnte zu protestieren, hatte Monica sie in eine Umarmung gerissen.
Eine Umarmung.
Mit Monica.
Claire erlangte ihre Fassung wieder, zumindest so weit, dass sie Monica am Arm packen und auf eine sichere Distanz von sich wegschieben konnte. »Was z um Henker...?«
»Miststück, du bist die Beste. Im Ernst, ich kann es gar nicht glauben!«
Monica war... aufgeregt. Glücklich. Nicht kurz davor, sie zusammenzuschlagen.
Wow. »Versteh mich nicht falsch, aber auf was für einem Trip bist du denn?«
Monica lachte, griff in ihre Umhängetasche und zog zwei zusammengeheftete Blätter heraus. Es war ein Wirtschaftstest.
Und in der Ecke stand in roter Farbe »Eins«.
»Auf dem Trip hier«, sagte sie. »Weißt du, wie lange es her ist, dass ich irgendwo eine Eins hatte? Überhaupt einmal eine hatte? Das wird meinen Bruder umhauen.«
Claire gab ihr die Blätter zurück. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke.« Monicas gute Laune verschwand und sie bekam wieder ihr normales Biestgesicht. »Wie es aussieht, habe ich doch etwas für mein Geld bekommen.«
Aus irgendwelchen Gründen musste Claire an Shane denken, der Eve dafür bezahlt hatte, sein Zimmer zu putzen. »So was soll vorkommen, glaub mir. Okay, dann sind wir quitt?«
»Erst mal, ja«, sagte Monica. »Halt dich bereit. Ich habe noch andere Fächer, in denen ich eine Niete bin.«
Claire biss sich auf die Zunge, ehe sie Das bezweifle ich nicht sagen konnte, und beobachtete, wie Monica und ihre Schar Mitläufer lachend und plaudernd davonschwirrten, als wären sie in ihrer eigenen privaten Shampoowerbung.
Fast hätte sie Kim vergessen, doch als sie aus dem Augenwinkel das kalte Glitzern des Kameraobjektivs sah, drehte sie sich um und sagte: »Hör auf damit, ja?«
»Keine Chance«, sagte Kim gut gelaunt und ließ die Kamera weiterlaufen. »Nicht bevor das Band voll ist.«
»Das ist eine Digitalkamera!«
»Genau. Hey, dann erzähl mir doch mal von dir und Monica.
Heimliche Liebesaffäre? Todfeinde? Seid ihr die bösen Schwestern aus dem Märchen? Komm schon, mir kannst du es ruhig sagen. Ich sag es auch niemandem weiter.«
»Außer allen auf Facebook.«
»Na das ist ja wohl klar. Komm schon, du verschwendest hier Minuten. Sag was!«
»Ich habe zwei Worte für dich«, sagte Claire, »und das zweite davon lautet dich. Die Lücke bitte ausfüllen.«
Kim senkte die Kamera und schaltete sie aus, dann schüttelte sie sich das dunkle Haar aus dem Gesicht. »Wow. Du bist wohl heute mit dem falschen Fuß aufgestanden?«
»Ich stehe nicht gern vor der Kamera.«
»Das tut niemand. Darum geht es ja auch. Ich will die Leute so aufnehmen, wie sie wirklich sind. Dieser Typ zum Beispiel, Mr Football-Kumpel? Er ist ein Volltrottel. Ich habe ihn dazu gebracht, lang genug zu reden, dass man regelrecht sehen konnte, dass er ein Volltrottel ist. Das macht echt Spaß. Du solltest es mal ausprobieren.«
»Nein, danke.« Claire glaubte nicht, dass die Mächte, die in Morganville herrschten, besonders gut auf Guerilla-Filmemacherei zu sprechen waren, und sie fragte sich, ob irgendjemand Oliver davon erzählt hatte. Ihm schien Kims kleines Projekt nicht so gut zu gefallen.
Vielleicht war es Zeit für einen Mokka.
»Hey«, sagte Kim, als Claire weitergehen wollte. »Wegen Shane.«
Das brachte sie abrupt zum Stehenbleiben. »Was ist mit ihm?«
»Ich wollte nur wissen - also, ist das zwischen euch ernst?«
»Ja, es ist ernst«, sagte Claire ausdruckslos, wobei sie sich nicht auszumalen versuchte, was Shane auf diese Frage antworten würde. Er legte sich nicht gern fest. Er legte sich fest; aber dazu äußerte er sich nicht gern offiziell. »Hast du noch anderswo gefilmt?«
»Klar überall«, sagte Kim. »Warum? Willst du mal sehen?«
»Nein. Hat mich nur interessiert. Was hast du damit vor?«
»Hast du Borat gesehen? Na
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