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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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fest.
    »Nein«, sagte er und hob ein kleines Stück Metall vom Boden auf, das er gegen Myrnins Rücken schnippte. An der Stelle, wo es ihn traf, knisterte Elektrizität und Funken sprühten. »Ich kann das Ozon riechen. Sie hat ihn verdrahtet. Wenn du ihn berührst, wird es dich umbringen.«

9
     
    »Ist er tot?« Claires Herz raste, und das lag nicht nur daran, dass sie sich gerade fast selbst gegrillt hätte... Myrnin war gerade auf dem Weg der Besserung, er war gerade wieder er selbst geworden. Dass Ada ihm das ausgerechnet jetzt antun musste.
    Doch Michael schüttelte den Kopf. »Er ist bewusstlos. Ich glaube nicht, dass er sehr schwer verletzt ist. Wir müssen einfach nur den Stromkreis unterbrechen.«
    Claire kauerte sich nieder, um einen Blick auf Myrnins Gesicht zu werfen. Sein Kopf war auf die Seite gedreht, aber sein schwarzes Haar war ihm über die Augen gefallen, deshalb konnte sie nicht erkennen, ob sie offen oder geschlossen waren. Er rührte sich nicht. »Wir brauchen etwas aus Holz oder Gummi, um ihn vom Metall wegzuschieben«, sagte Michael. »Sieh mal nach, ob du etwas finden kannst.«
    Da gingen mit einem Klick die Lichter aus. Claire blieb die Luft weg. Als sie Adas Stimme durch ihren Handylautsprecher flüstern hörte, spürte sie, wie sich ihr Herzschlag auf etwa hundert Schläge pro Minute beschleunigte: »Ich glaube nicht, dass du das tun solltest.«
    »Michael?«
    »Ich bin hier. Der Stromkreis läuft noch immer über die Tastatur, ich kann es fühlen.« Seine Hand berührte sie an der Schulter, und auch wenn sie zusammenzuckte, war es beruhigend. »Hier. Nimm das.«
    Er drückte ihr etwas in die Hand. Sie brauchte einen Moment, bis sie begriff, was es war - ein Stück Holz? Es fühlte sich seltsam an... »Oh, Gott«, platzte Claire heraus, »ist das ein Knochen?«
    »Frag nicht«, sagte Michael. »An einem Ende ist es spitz. Organisch wie Holz, deshalb gibt es eine gute Waffe gegen Vampire ab. Pfähl damit aber nicht mich, okay?«
    Sie versprach ihm nichts. »Hilf mir mit Myrnin.« Sie drehte den Knochen in ihrer Hand vorsichtig um, sodass sie das spitze Ende in der Hand hielt, und schaute mit der Taschenlampe nach, ob Michael ebenfalls etwas nicht Leitendes hatte. Er hatte etwas, und zwar noch mehr Knochen. Eine Rippe vielleicht. Sie versuchte, nicht zu viel darüber nachzudenken. »Du schiebst von dieser Seite, ich von hier. Schieb kräftig! Wir müssen ihn vollständig von der Schalttafel wegdrücken.«
    Claires Handy kreischte so laut, dass man hätte glauben können, der Lautsprecher würde schmelzen; dann löste sich das Geräusch in ein hohes Rauschen auf. Claire holte tief Luft und drückte das eine Ende des Knochens an Myrnins Schulter. Er trug eine schwarze Samtjacke, auf der der Knochen im Lichtkegel der Maglite sehr weiß, beinahe bläulich aussah. Am Rand des Lichtkegels erschien Michael wie ein Schatten. »Fertig«, sagte Michael.
    »Los!«
    Sie schoben. Dank Michaels Vampirkräften hatten sie es im Nu geschafft - Myrnins Körper fiel rückwärts von der Konsole und krachte in der Dunkelheit auf den Rücken. Aus der Tastatur schossen zornig blaue Funken in einem gleißenden Bogen auf Claire zu, verglühten aber, noch bevor sie sie erreicht hatten.
    Claire hätte den Knochen beinahe fallen lassen, als sie ihn in der Hand wieder so drehte, das er mit dem spitzen Ende nach vorne einsatzbereit war, und ging neben Myrnins reglosem Körper in die Knie. Vorsichtig strich sie ihm das Haar aus dem Gesicht, das bleich wie Marmor war. Seine Augen waren offen, sein Blick starr. Sie sahen trocken aus, aber dann erkannte sie, wie sie feucht wurden, und er blinzelte; blinzelte noch einmal, schnappte nach Luft und setzte sich kerzengerade auf. Er heftete seinen Blick auf Claires Gesicht und packte dann ihren Unterarm mit festem, knirschendem Griff.
    »Lassen Sie los«, sagte sie. Er gehorchte nicht. »Myrnin!«
    »Pst«, flüsterte er. »Ich denke nach.«
    »Na, großartig - können Sie das auch tun, ohne mir den Arm zu brechen?«
    »Nein.« Er versuchte, das nicht einmal zu erklären, sondern stand einfach vom Boden auf, wobei er weiterhin ihr Handgelenk umklammerte wie eine menschliche Handschelle. »Das tut weh.«
    »Sie müssen sie abschalten, sie hat gerade versucht, Sie umzubringen!«
    Myrnins Augen flackerten blutrot auf. »Du wirst mir nicht sagen, was ich zu tun habe!« Er schubste sie abrupt in Michaels Richtung und funkelte ihn noch zorniger an als sie. »Was hast du hier zu

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