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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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den Blutspuren auf seiner Weste absah, wäre man nicht auf den Gedanken gekommen, dass er sie überhaupt verloren hatte.
    Er blickte sie an.
    »Danke«, sagte er leise. »Ich werde darüber nachdenken, was du gesagt hast. Über Ada.«
    Sie nickte und flüchtete.
    ***
    Wie sich herausstellte, war Michael gerade auf dem Weg zur Probe von Eves Stück gewesen und Claire fiel wieder ein, dass auch sie dazu eingeladen war. Michaels Auto parkte am Ende der Sackgasse. Mit einem Schirm schützte er sich vor der Sonne. Das sah irgendwie witzig aus, aber immerhin war es ein riesiger, sehr männlicher Schirm, wie ihn Golfspieler trugen. In seinen Griff war eine Ente geschnitzt.
    Michael öffnete ihr sogar wie ein Gentleman die Beifahrertür, doch anstatt einzusteigen, griff sie nach dem Schirm. »Du bist hier derjenige, der in Flammen aufgeht«, sagte sie. »Du steigst zuerst ein.« Er warf ihr einen seltsamen Blick zu, als sie ihn zur Fahrertür begleitete und ihm beim Einsteigen Schatten spendete. »Was ist?«
    »Ich dachte gerade daran, wie sehr du dich verändert hast«, sagte er. »Du hast dich da drin gerade tatsächlich gegen Myrnin behauptet. Viele Vampire - einschließlich mir - hätten das wahrscheinlich niemals hingekriegt.«
    »Ich hab mich nicht verändert. Ich bin dieselbe Claire wie immer.« Aber sie grinste. »Okay, weniger blaue Flecken als damals, als du mich kennengelernt hast.«
    Er lächelte und machte die Autotür zu. Sie faltete den Schirm zusammen und stieg auf der Beifahrertür ein. Dabei achtete sie darauf, dass sie die Tür nur so weit aufmachte, wie unbedingt nötig; die Sonnenstrahlen fielen so schräg in den Wagen, dass sie Michaels Sitz ungemütlich nah kam. Die Tönung der Scheiben schloss das Licht im Inneren des Wagens beinahe komplett aus. Es war als wären sie wieder in der Höhle, nur dass sie hoffte, dass hier keine riesige, mutierte Spinne wohnte und keine – wie nannte Michael das noch? Kreaturen.
    »Manche Leute, die nach Morganville kommen, brechen zusammen«, fuhr Michael beim Losfahren fort. »Das habe ich Dutzende Male gesehen. Doch ein paar wenige kommen hierher und blühen förmlich auf. Zu denen gehörst du.«
    Claire fühlte sich nicht besonders aufgeblüht. »Damit willst du wohl sagen, dass ich im Chaos gedeihe.«
    »Nein. Damit will ich sagen, dass du mit deinen Herausforderungen wächst. Aber tu mir einen Gefallen, ja?«
    »Da du so schnell gekommen und in eine Höhle gesprungen bist, um mir zu helfen - gerne.«
    Er warf ihr ein Lächeln zu, das so süß war, dass ihr das Herz schmolz. »Lass ihn nie wieder so nah an dich heran. Ich mag Myrnin, aber man kann ihm nicht über den Weg trauen. Das weißt du.«
    »Ich weiß.« Sie nahm seine Hand und drückte sie. »Danke.«
    »Kein Problem. Wenn du umkommst, muss ich deine Eltern anrufen und erklären, wie es dazu kam. Das will ich wirklich nicht machen müssen. Gegen mich spricht ohnehin schon, dass ich ein Vampir bin.«
    Die Unterhaltung füllte die gesamte kurze Fahrt zum Probensaal aus. Da er sich im Vampirteil der Stadt befand, gab es natürlich eine unterirdische Parkgarage. Auch Sicherheitsbeamte gab es dort, wie Claire interessiert zur Kenntnis nahm - in einer abgedunkelten Sicherheitskabine schob ein Vampir Dienst, von dem sie glaubte, dass er zu Amelies persönlicher Sicherheitsgarde gehörte. Schwer zu sagen - sie trugen alle schwarze Anzüge und sahen aus wie vom Geheimdienst, nur mit Vampirzähnen. Michael zeigte seinen Ausweis und erhielt ein Ticket, das er hinter die Windschutzscheibe klemmte. Fünf Minuten später gingen sie schon eine ausladende Treppe hinauf, die zum Hauptauditorium des Bürgerzentrums führte.
    Dort fanden sie den Regisseur in einer YouTube-reifen Szene vor.
    »Was meinst du damit, nicht da?«, bellte er und schmetterte dabei ein Klemmbrett auf den Bühnenboden. Der kleine, gepflegt aussehende Mann sprach mit einem Akzent, - der eventuell deutsch war. Er war schon älter, hatte dünnes graues Haar und ein sehr spitzes Gesicht. »Wie kann sie nicht da sein? Spielt sie nicht in diesem Stück? Wer ist für den Ablaufplan zuständig?«
    Eine aus der Gruppe, die auf der Bühne um den Regisseur herumstand, hob die Hand und winkte. Sie hatte ein Klemmbrett, ein Mikrofon, ein Headset und einen angespannten, besorgten Gesichtsausdruck. Claire kannte sie nicht. »Sir, ich habe schon sechsmal versucht, sie anzurufen. Ich habe ihr auf die Mailbox gesprochen.«
    »Sie sind die Regieassistentin! Finden Sie

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