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Bittersuesser Verrat

Bittersuesser Verrat

Titel: Bittersuesser Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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Marlon Brando.
    Aus der Seitenkulisse der Bühne trat Eve hinter dem Vorhang hervor, Michaels Hand fest umklammert. Sie trug eine enge schwarze Jeans, ein schwarzes Babydoll-Shirt, auf dem ein Pentagramm abgebildet war, und als Accessoires haufenweise Ketten und Spikes.
    Dem abrupten Schweigen des Regisseurs und Heathers Luftschnappen nach zu urteilen, trug Eve nicht das, was sie eigentlich tragen sollte. »Oh, nein«, flüsterte Heather. »Das passiert jetzt nicht wirklich.«
    »Was?«
    »Er besteht darauf, im Kostüm zu proben, damit man sich in den Charakter einfühlen kann oder so. Sie sollte eigentlich im Slip sein.«
    Der Regisseur stampfte auf Eve zu und blieb nur Zentimeter von Ihr entfernt stehen. Er sah sie von oben bis unten an und sagte dann kalt: »Was glaubst du eigentlich, was du da machst?«
    »Ich muss gehen«, sagte sie. Sie umklammerte Michaels Hand so fest, dass ihre Knöchel ganz weiß wurden, aber sie sah dem Regisseur direkt in die Augen. »Tut mir leid, aber ich muss.«
    »Keiner verlässt meine Proben, es sei denn in einem Leichensack«, sagte er. »Würdest du das bevorzugen?«
    »Willst du vielleicht, dass es so läuft?«, fragte Michael ruhig. »Denn es könnte jemand in einem Leichensack hier rausgehen, aber das wäre dann nicht sie.«
    Der Regisseur zog eine Grimasse und bleckte dabei die Zähne - es sah aus, als hätte er Schmerzen beim Lächeln. »Willst du mir etwa drohen, Junge?«
    »Ja«, sagte Michael vollkommen ungerührt. »Ich weiß, dass das etwas Neues für mich ist. Ich weiß, dass ich keine tausend Jahre alt bin und eine Spur aus Leichen hinter mir herziehe. Aber ich sage dir, dass sie gehen muss, und du wirst sie gehen lassen.«
    »Sonst?«
    Michaels Augen begannen zu leuchten - nicht rot, sondern beinahe weiß. Es war unheimlich. »Lass es uns nicht herausfinden. Du kannst sie heute mal entbehren.«
    Der Regisseur fauchte sehr leise und starrte ihn so lange an, bis Claire glaubte, das alles würde gleich sehr, sehr schiefgehen ... und dann trat plötzlich ein gutmütig blickender Mann in einem Retro-Bowlingshirt vor und sagte: »Gibt es ein Problem? Ich bin in Amelies Abwesenheit nämlich für die beiden verantwortlich.«
    Claire blinzelte und merkte, dass es Oliver war. Nicht wirklich Oliver, denn er sah... anders aus - nicht nur die Kleider, sondern die ganze Körpersprache. Sie hatte das schon einmal an ihm beobachtet, nur nicht ganz so dramatisch. Auch sein Akzent war anders - er klang eher, als wäre er aus dem mittleren Westen, gar nicht mehr exotisch.
    Der Regisseur warf ihm einen finsteren Blick zu, dann blinzelte er und schien seine Position noch einmal zu überdenken. »Ich glaube nicht«, sagte er schließlich. »Ich kann diese Art von Unterbrechung nicht leiden, verstehst du? Wir leisten hier wichtige Arbeit.«
    »Ich weiß«, sagte Oliver. »Aber auf einen Tag wird es nicht ankommen. Lass das Mädchen gehen!«
    »Wir suchen Kim«, sagte Eve. »Eigentlich sind wir ja dann trotzdem im Dienst des Ensembles unterwegs, nicht wahr?«
    Das Gesicht des Regisseurs spannte sich wieder an, er war kurz vor einem erneuten Ausbruch, aber er schluckte die Worte hinunter und sagte schließlich: »Ihr könnt Miss Magness ausrichten, dass sie noch eine einzige Probe als Gnadenfrist bekommt. Wenn sie sich noch ein Mal auch nur eine Sekunde verspätet, wenn ich sie rufe, dann gehört sie mir.« Damit meinte er nicht, dass sie dann gefeuert wäre. Damit meinte er, dass sie als sein Mittagessen enden würde.
    Claire schluckte. Heather schien nicht überrascht zu sein. Sie schrieb etwas auf ihr Klemmbrett, schüttelte den Kopf und hielt ihn dann etwas schief als erneut ein Schwall Worte aus ihrem Kopfhörer kam. »Verdammt«, seufzte sie. »Willst du mich auf den Arm nehmen? Großartig. Nein, es ist mir gleichgültig, wie du es anstellst. Sorg einfach dafür, dass es passiert.« Sie schaltete das Gerät aus und sah Claire an. »Wünsch mir Glück.«
    »Ähm, viel Glück?«
    Heather stieg die Treppe zur Bühne hinauf und näherte sich dem Regisseur, um ihm etwas zuzuflüstern. Er brüllte zornig los und stürmte davon, wobei er mit den Armen herumfuchtelte.
    Michael und Eve ergriffen die Gelegenheit, zu entwischen und zu Claire zu kommen.
    Oliver folgte ihnen.
    »Hübsches Shirt«, sagte Claire, ohne die Miene zu verziehen.
    Er sah auf sie herunter, beließ es aber dabei und sagte: »Erzählt mir, was los ist. Sofort.«
    »Kim wird vermisst«, sagte Eve. »Ich habe vor der Probe

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