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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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für diese glatte, reine Haut.
    Sie lachte in den Spiegel. Noch etwas verzerrt, aber ihr Mund war schön. Die Lippen glänzten rot.
    Peter muß blind sein, dachte sie gehässig.
    Wenn ich ein Mann wäre, würde ich mich in mich verlieben.
    Es dämmerte schon, als Sabine Sacher von einem Spaziergang über die Strandpromenade und am Strand zurückkehrte.
    Ein Kellner wies ihr ihren Tischplatz an, den sie jetzt sechs Wochen lang behalten würde. Eine Serviettentasche lag bereits auf ihrem Platz. S. Sacher stand darauf. Nicht Frau S. Sacher. Das beruhigte sie. Es war ja möglich, daß ein interessierter Mann schon die Aufschrift gelesen hatte.
    Der Tisch stand an einem großen Fenster. Ungehindert ging der Blick über das im Abendrot orangeflimmernde Meer. Als sie sich setzte, warf der Widerschein einen roten Schimmer auch auf ihr Haar.
    Sabine schielte zu den anderen Tischen. Sie sah, wie man sie anblickte. Sie war die Neue, die Fremde, die Interessante, die noch vom Geheimnis der Anonymität Umgebene. Ein Herr im mittleren Alter, der in der Ecke saß, bewegte leicht nickend den Kopf. Die erste Annäherung, das erste Zeichen.
    Lächelnd senkte Sabine Sacher den Blick. Der Kellner servierte das Gedeck. Im Radio am Büfett spielte ein kleines Streichorchester ein Menuett von Scarlatti.
    Das Leben ist doch so einfach, dachte Sabine. Nur unsere dummen Gedanken komplizieren es so.
    Um diese Stunde fuhr der letzte Bäderdampfer des Tages im Hafen von Borkum ein. Es war die ›Kaiser Wilhelm‹, ein altes, aber immer noch tapferes Schiff, das durch die Abendflut schlingerte und keuchend festmachte.
    An Deck stand der Italiener Ermano Ferro alias Assessor Bornemeyer. Er schwitzte reichlich und sah sehr zerknittert aus. Das rollende Meer war ihm nicht sympathisch. Um es sympathischer zu finden, hatte er getrunken und gegessen. Das wirkte sich jetzt nachteilig aus. Nicht, daß er seekrank war, aber das Gefühl, über etwas hinwegzufahren, das im Notfälle keine Balken hatte, erzeugte in seinem immer auf Vorsicht eingestellten Gemüt unangenehme Schauer.
    Auch die Inselbahn, die auffordernd pfiff, erweckte Mißtrauen in ihm. Sogar die Insel selbst kam ihm feindlich vor. Sie war dunkel, einsam, drückend.
    Eingedenk seiner neuen gesellschaftlichen Stellung aber bewahrte er Haltung. Mit hochmütigem Nicken ließ er sein Gepäck zum Zug tragen und geriet an den gleichen Träger, der von Sabine Sacher den Geldschein zugeworfen bekommen hatte. Daß ein so vornehmer Herr ihm nur zwanzig Pfennig Trinkgeld gab, begriff er gar nicht. Ehe er sich von diesem Schock seiner Menschenkenntnis erholt hatte, pfiff die Lok zum drittenmal und zog an.
    Ermano Ferro hatte viel Platz im Zug. Nur wenige Gäste waren mit diesem letzten Schiff gekommen. Meistens wurden jetzt Konservenkisten, Postsäcke, Bierkästen und Gemüsekörbe befördert.
    Der Schaffner leuchtete die Karte Ferros an und verbeugte sich leicht.
    »Bitte, der Herr«, sagte er. »Prego, signore …«
    Ferro nickte gnädig. Er lehnte sich an das Fenster und sah hinaus auf die Dünen, die dunkel und voller Geheimnisse an ihm vorbeiglitten. Seine bisher gehemmte Fantasie blühte auf. Er dachte an Liebespaare an einsamen Stellen, an heiße Küsse im Büschelgras, an Seufzer, die der warme Seewind wegtrug. Ihm wurde schwül unter der Kopfhaut. Er öffnete das Fenster und steckte den Kopf in den Zugwind.
    Wie wird es erst am Strand sein, grübelte er. Glänzende Strandfeste, schöne Frauen in knappen Badeanzügen, weiße Sandburgen mit lockenden Sirenen, Wind, Sonne, blaues Meer und eine Frau Sacher, die er bewachen mußte.
    Er nahm sich vor, von der Bewachung soviel Zeit abzuzweigen, um eigene Sehnsüchte im Rahmen des Erlaubten befriedigen zu können. Die Firma zahlte es ja. Solch eine Gelegenheit fällt einem Bornemeyer nur einmal in den Schoß.
    Der Lichtfinger des Leuchtturmes glitt über den Nachthimmel. Dort, wo der Strand mit den Luxushotels lag, war die Nacht fahl. Tausendfaches Licht verscheuchte die Dunkelheit.
    Ermano Ferro strich sich über sein Menjoubärtchen. Er fing die Blicke einiger Mädchen auf, die mit ihm im Abteil saßen und tuschelten. Als er sie anblickte, wurden sie rot und nestelten an Taschen, Rocksäumen, Haaren und taten sonstwas Dummes.
    In Bornemeyer-Ferro blühte eine Riesenblume auf. Die Blume des Selbstbewußtseins. Ich muß doch ein interessanter Mann sein, frohlockte er innerlich. An Abenteuern wird es nicht fehlen. Teufel auch, daß man das nicht früher

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