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Bittersüßes 7. Jahr

Bittersüßes 7. Jahr

Titel: Bittersüßes 7. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück über die Promenade zu ihrer Zeltburg. Seitlich des Hotels, in dem Sabine wohnte, blieb Peter Sacher wieder stehen und starrte auf das Portal. Heinz zerrte an seinem Arm.
    »Komm!«
    »Man sollte sie herausholen!«
    »Morgen!«
    »Was mag sie jetzt machen?«
    »Sie nimmt vielleicht italienischen Sprachunterricht.«
    Wütend rannte Peter weiter.
    Hinter der Gardine stand Sabine am Fenster und sah hinunter auf die Straße. Sie hatte Peter und Heinz gesehen, zufällig, weil sie das Fenster öffnen wollte. Sie sah, wie Peter stehenblieb und zurückblickte. Er guckt wieder einem Mädchen nach, dachte Sabine und fühlte einen Stich im Herzen. Er benimmt sich wie ein Jüngling, wenn er allein ist. Zu Hause war er immer müde und sagte: »Huh, war der Tag anstrengend. Ich falle gleich ins Bett!« Hier fiel er nicht ins Bett, sondern in die Arme der Mädchen. Er benahm sich, gelinde gesagt, ekelhaft.
    Wütend wandte sie sich ab und rief über das Haustelefon Ferro an.
    Bornemeyer saß in seinem Zimmer und schrieb an seiner Rechtfertigung. Es war ein langer Schriftsatz, den er Dr. Portz einreichen wollte. Es war eine Beichte, vollgestopft mit Komplexen und seelischen Enthüllungen. Wer die Rechtfertigung Bornemeyers las, mußte ihm verzeihen, ihm über den Kopf streicheln und sagen: Nun weine nicht, armer Junge.
    »Wann fängt der Maskenball an?« rief Sabine ihm durchs Telefon zu. Ferro seufzte tief. Er war bereit gewesen, sein Spiel aufzugeben. Nun gingen die Verstrickungen weiter.
    »Um 22 Uhr.«
    »Haben Sie einen Tisch bestellt?«
    »Alles, Madonna.« Es tat ihm jetzt fast weh, so zu sprechen. Der kleine, arme, schüchterne, blasse Bornemeyer war mit dem Schriftsatz wiedergeboren worden.
    »Wir werden tanzen, bis uns die Füße brennen! Ich freue mich so, Ermano.«
    »Ja, Madonna.«
    Er legte den Hörer auf und zerwühlte verzweifelt seine Haare. Er kam sich wie in einen Teufelskreis eingeschlossen vor. Es gab kein Entrinnen. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn Sabine Sacher erfuhr, daß der Genueser Ferro ein kleiner Assessor aus Düsseldorf war, der zur Bewachung ihrer Moral an sie herangeführt worden war. Es gab überhaupt keine Bilder, die nur annähernd die Folgen schildern konnten.
    Er schrieb mit zitternden Fingern seine Rechtfertigung zu Ende. Der letzte Satz war ein Aufschrei: »Helfen Sie, Herr Dr. Portz! Ich weiß, ich habe mich schuldig gemacht, aber der Aufgabe, die Sie mir anvertraut haben, war ich einfach nicht gewachsen. Was soll ich tun?«
    Sabine Sacher stand wieder am Fenster und sah hinaus auf die Promenade.
    Heinz und Peter waren weitergegangen. Wenn man nur wüßte, wo sie wohnen, grübelte Sabine. Und ob sie allein wohnen?
    Es war ein häßlicher Gedanke, aber Sabine nährte ihn, weil er weh tat und sie dadurch spürte, wie lieb sie Peter hatte.

SECHSTES KAPITEL
    Die Nacht lag fahl über dem Meer, als vor dem Kurhaus die blitzenden Wagen des Reichtums vorfuhren und Herren im Frack oder bizarren Kostümen und Damen in wundervollen, aus wenig Stoffen bestehenden Fantasiemaskeraden sich den Blicken der die Auffahrt säumenden Neugierigen freigaben. Für eine halbe Stunde wehte mit den süßlichen Parfums auch ein Hauch der ganz großen Welt über die Gaffenden. Die Ansammlung von Brillanten war atemberaubend.
    Peter und Heinz kamen zu Fuß. Sie hatten das Geld für eine Taxe gespart, als sie erfuhren, daß der Tarif für diese Nacht um das Dreifache erhöht worden war.
    Peter Sacher hatte sich bei einem Kostümverleiher das Gewand eines Seeräubers geliehen. Da es nur aus zusammengesetzten Lumpen bestand, war es billig gewesen. Das teuerste war die Gesichtsmaske. Sie mußte groß sein, um keinen Anhaltspunkt zu geben. Heinz v. Kletow nahm ein Spanierkostüm. Es stand ihm blendend und kostete 50 Francs.
    So ausstaffiert gingen sie die Treppen zum Kursaal hinauf, lösten eine Karte, 20 Francs pro Person, erwarben eine Tischkarte mit Sektzwang, 100 Francs pro Person, und betraten den Saal als arme, aber um so besser aussehende Männer.
    Ein Gewimmel von Masken und Kostümen empfing sie. Musik schlug ihnen wie eine heiße Sturmwelle entgegen. Die ersten Frauen himmelten sie an. Heinz v. Kletow schob seinen Spanierhut in den Nacken. »Wenn ich darüber nachdenke, daß ich noch 30 Francs in der Tasche habe, könnte ich weinen«, flüsterte er Peter ins Ohr. »Man müßte 10.000 haben. Die Frauen hier sind es wert!«
    In diesem Augenblick ging eine herrliche Frau an ihnen vorbei. Sie trug

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