Bittersweet Moon 2
meinen Kindern geschworen, ich habe sie erst
neulich bei der Ausstellung wieder getroffen und zum Glück hat sie mir geglaubt.
Das hat sie irgendwie beruhigt, also müssen wir uns vorerst keine Gedanken
wegen ihr machen. Sie ist natürlich nicht gerade erfreut darüber, dass wir uns
wieder treffen. Bestimmt sind in ihr alte Erinnerung hochgekommen … Sie hat
mich noch gefragt, ob wir nur miteinander schlafen, oder ob es etwas Ernstes
zwischen uns ist ...“ Robin schweigt plötzlich und verschränkt seine Arme über
der Brust.
„Und?
Was hast du darauf erwidert?“, fragt ihn Sally ganz unverblümt, als ob ich im
Raum nicht anwesend wäre. Statt einer Antwort, die er ganz offensichtlich nicht
preisgeben will, schnuppert er genüsslich, als er sich dem Herd nähert. „Mmm,
hier duftet es aber lecker!“ Er scheint gut gelaunt zu sein, als ob ihn das
schwierige Gesprächsthema überhaupt nicht beunruhigt. Ich hätte gerne seine
Nerven und die Gelassenheit!
„Ich
habe Spiegeleier für dich gemacht. Möchtest du einen Teller?“, frage ich ihn
leise, als er den Deckel hebt und in die Pfanne schaut.
„O
ja, sehr gerne! Wie lieb von dir, dass du mir ein Frühstück machst“, beugt er
sich zu mir und küsst mich liebevoll auf den Mund.
Sally
wirkt sichtbar nervös, doch sie stellt ihm keine weiteren Fragen. Während Robin
mit großem Appetit isst, schlägt er noch einmal das Thema von eben an. „Diana,
Sally hat bestimmt schon erwähnt, dass du mich übermorgen zu der Ausstellung
begleiten wirst. Ist das in Ordnung für dich?“
„Ich
denke schon … Nur ... ich habe nichts anzuziehen“, antworte ich zögernd und
zucke hilflos mit den Schultern. Robin und Sally tauschen einige Blicke aus und
wir brechen gleichzeitig in Gelächter aus.
„Wenn
das deine einzigen Bedenken sind, dann finden wir schon eine Lösung, denke
ich“, lächelt Sally belustigt. „Wir beide gehen mit Robins Kreditkarte shoppen,
wenn Robin einverstanden ist.“
„Ich
bin absolut einverstanden“, nickt Robin immer noch lachend.
„Nein,
das kommt nicht in Frage“, wehre ich mich unangenehm berührt. Ich will nicht,
dass Robin mir Klamotten kauft ...
„Diana,
ich bin derjenige, der möchte, dass du mich dorthin begleitest und ich möchte,
dass du besser als alle anderen Frauen aussiehst, also bezahle ich auch gerne
dafür“, sagt Robin entschlossen, als er mein Unbehagen sieht.
„Robin
hat Recht, Diana. Am Montag kaufen wir beide ein schönes Kleid für dich.
Betrachte es als Robins Investition in seine Eigenwerbung. Wenn er am Abend in
Begleitung einer wunderhübschen, gebildeten klassischen Sopranistin erscheint,
sammelt er nur Pluspunkte bei seinem Ansehen in der Gesellschaft“, meint Sally
und zwinkert mir verschwörerisch zu. „Robin hat bloß seinen eigenen Vorteil im
Sinne gehabt, als er dich als seine Begleiterin eingeladen hat.“ Für einen
Augenblick lang weiß ich nicht, ob sie damit nur Robin aufziehen will, oder es
ernst meint. Robins amüsierter Gesichtsausdruck ist mir auch nicht gerade
behilflich, also seufze ich ergeben: „Gut, dann gehen wir am Montag shoppen.“
„Braves
Mädchen“, tätschelt Sally meinen Unterarm und schaut auf ihre Uhr. „Ich gehe in
ein anderes Zimmer, ich muss dringend telefonieren. Bis nachher.“ Sie verlässt
uns und eine Weile sitze ich stumm neben Robin am großen Glastisch und bemühe
mich, ein paar Bissen runterzukriegen.
Robin
mustert mich mit wachsamem Blick und unterbricht mein Schweigen. „Diana, ist
alles in Ordnung?“
„Doch,
es ist alles in Ordnung. Eigentlich habe ich mir schon vor einigen Wochen
gewünscht, zu der Goldmann Ausstellung zu gehen. Aber zur Eröffnung kommt man
als Normalbürger nicht rein.“
„Na,
dann ist ja alles gut! Du wirst die ganze Zeit neben mir stehen, freundlich
lächeln, gut aussehen und belanglosen, aber smarten Small Talk mit
irgendwelchen Kulturheinis führen, bei denen mich Sally vorführen wird“,
lächelt er. „All das wird für dich überhaupt kein Problem sein. Vielleicht
wirst du dich sogar amüsieren und mich links liegen lassen, wenn du dort
interessantere Männer als mich kennenlernst.“
Ich
erwidere sein Lächeln und finde die Idee langsam wirklich gut. Schließlich
kriege ich die Gelegenheit, in die abgehobene Künstlerszene Berlins eingeführt
zu werden und das auch noch als Robins Begleiterin! „Robin, und was wenn
tatsächlich jemand von der Presse nach mir fragt? Was sagen wir dann?“, kann
ich mir die
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