Bittersweet Moon
Jeans wieder
an und augenblicklich bereute ich es, dass ich keine bequemere Hose angezogen
hatte. Doch zu Hause hatte ich nicht an solche praktischen Details gedacht,
meine Aktion war einfach zu spontan und unüberlegt gewesen. Ich bezahlte mit
dem noch übrig gebliebenen Geld von Robin, das ich auf dem Hinweg bei der Bank
umgetauscht hatte und mit dem Gefühl der Befriedigung verließ ich den Laden.
Durch diese Tätowierung fühlte ich mich mit Robin noch mehr verbunden, sie war
für mich eine symbolische Handlung, mit der ich für die Ewigkeit meine Liebe
für Robin bezeugen wollte. Es war wichtig für mich, die Tätowierung sofort
machen zu lassen, ohne zu überlegen und ohne zu zweifeln, die Entscheidung
dafür traf ich spontan und mit voller Überzeugung und ich wusste, ich würde es
niemals bereuen. Sowohl die Tätowierung wie auch meine Verliebtheit in Robin
waren leichtsinnig und unvernünftig, jedoch real und ein wichtiger Teil meiner
selbst. Ich ahnte es schon damals, dass Robin für immer ein Teil meiner
Vergangenheit bleiben würde und niemals in Vergessenheit geraten wird, genauso
wie die Tätowierung auf meinem Körper niemals ganz verblassen wird.
Als ich
zurück nach Hause kam, rief ich Tom an. Ich musste ihn sprechen, ich hatte
Angst, ganz alleine den Abend zu verbringen und noch tiefer in mein schwarzes
Loch zu versinken.
"Tom",
meldete er sich mit übertrieben tiefer Stimme.
"Tommy!
Was machst du?"
"Diana!
Geht es dir besser?" freute er sich sichtbar, dass ich mich mal melde und
seine Stimme modulierte sofort in eine höhere, natürlichere Tonlage.
"Ja,
bin wieder gesund. Magst du heute Abend vorbei kommen und mir Gesellschaft
leisten?" fragte ich hoffnungsvoll.
"Mach
ich gerne, ich arbeite heute nicht. Ist alles in Ordnung mit dir?"
"Nicht
ganz... Bitte, bring was zum Trinken mit. Heute will ich mich betrinken",
sagte ich halb im Scherz, aber eigentlich meinte ich es ernst.
"Mensch,
das klingt aber nicht gut! Bin in zwanzig Minuten bei dir. Bis gleich!"
Tom legte auf, um schnell loszurennen. Er war wirklich ein Schatz. Aber ich
ahnte, dass er auch wahnsinnig neugierig war, ob nicht etwa Robin was mit
meinem Zustand zu tun hatte... Er wusste noch gar nichts und ich überlegte, wie
viel ich ihm über Robin erzählen durfte, um nicht zu viel zu verraten. In der
Küche steckte ich den Kopf in meinen Kühlschrank, der mir ziemlich leer
entgegen gähnte. Kein Wunder, ich war seit Donnerstag nicht mehr einkaufen
gewesen. Schnell verließ ich die Wohnung und kaufte noch das Notwendigste in
dem kleinen Tante Emma Laden zwei Häuser weiter. Kaum packte ich die Sachen in
den Kühlschrank, klingelte es schon an der Tür. Tom gab sich wirklich Mühe, um
mich nicht lange alleine zu lassen. Wir begrüßten uns mit einem Küsschen auf
den Mund und als wir uns auf das Sofa setzten und Tom mich erwartungsvoll
anschaute, brach ich einfach in Tränen aus. "O Gott, was ist denn
passiert?", erschrak sich Tom und umarmte mich tröstend.
"Robin!
Ich habe mich noch schlimmer in ihn verliebt!", schluchzte ich und spürte,
wie gut es mir tat, endlich mit jemandem über Robin zu sprechen.
"Ich
wusste einfach, dass das nicht gut gehen wird", murmelte Tom unmutig und
ließ mich los, um die mitgebrachten Flaschen aus der Tüte zu holen. "Was
willst du trinken? Ich habe Wodka und Rotwein", bot er mir die
Alternativen an.
"Wodka,
mit Saft bitte", entschied ich mich gleich für härtere Variante. Tom
machte uns beiden volle Gläser und setzte sich wieder zu mir. "Hier, trink
ein wenig und dann erzähl mir was los ist", reichte er mir mein Glas und
wir tranken, ohne anzustoßen. Für einen Augenblick vergaß ich, dass ich nur auf
einer Pobacke sitzen konnte und ich stöhnte laut vor Schmerz, als ich mich
unvorsichtig zurück in das Sofa warf. "Was ist los???", sprang Tom
besorgt hoch. "Hast du Schmerzen?"
"Ist
nichts schlimmes, ich habe mir heute nur ein Tattoo stechen lassen",
erklärte ich ihm mit zusammengebissenen Zähnen und setzte mich so hin, dass
mein Gewicht nur auf einer Seite ruhte.
"Waaas?
Du hast dir ein Tattoo machen lassen? Sag mal, hast du noch alle?"
wunderte sich Tom und schaute mich an, als ob ich ein Verbrechen begangen
hätte.
"Ich
weiß, bei mir würde niemand ein Tattoo erwarten, aber ich habe es mir gut
überlegt", versuchte ich mich trotzig zu rechtfertigen.
"Ach
wirklich?", fragte er mich leicht ironisch. "Ich kann mich nicht
daran erinnern, dass du je erwähnt hast, dass du auf Tattoos
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