Bittersweet Moon
kriegte ich Hilfe. Als ich auf
der Seebrücke stand, fiel mir plötzlich ein kleiner Hippieladen mit Schmuck,
indischen Bildern, Düften und ähnlichem Zeug auf. Ich ging einfach hinein und
die Verkäuferin fragte mich gleich, ob sie mir helfen könnte. Sie war ein älter
gewordenes Blumenmädchen, ganz in Weiß und mit langem, ergrautem Haar.
Wahrscheinlich war sie früher mal sehr hübsch. Sie wirkte vertrauenswürdig,
also traute ich mich, ihr die Wahrheit zu sagen. Ich erzählte ihr, dass ich ein
passendes Geschenk für eine junge Dame suche und sie wollte wissen, was für ein
Typ du bist. Ich habe dein Äußeres beschrieben und erzählt, dass du Künstlerin
bist, aber auch spirituell interessiert, besonders in die Richtung Göttinnen
Religion. Ich scherzte sogar und sagte, ich halte dich für eine kleine Hexe.
Sie nickte freundlich und sie wusste sofort, was zu dir passen würde. Aus der
Glasvitrine holte sie dann diese Halskette und zeigte sie mir. Leider wusste
ich nicht, wann du Geburtstag hast, aber sie meinte, der Beschreibung nach
müsstest du ein Mondstein Typ sein. Mir gefielen die Steine auch und ich konnte
mir die Halskette gut an dir vorstellen. Also kaufte ich sie und ließ sie
weihnachtlich verpacken. Die ganze Zeit war ich überzeugt, dass die Frau mich
nicht erkannt hatte. Ich trug meine schwarze Sonnenbrille und Kapuze, die mein
Gesicht gut verdeckte, aber als ich bezahlte und mich von ihr verabschiedete,
sagte sie plötzlich: „Robin, schenk ihr die Halskette nicht in einer
Neumondnacht!“ Damit verwirrte sie mich so, dass ich nicht mehr fragen konnte
warum und ich verließ schnell das Geschäft." Robin schaute mich fragend
an. "Was denkst du, was wollte sie damit sagen?"
"Oh,
bestimmt meinte sie damit, dass Mondsteine in verschiedenen Mondphasen bei
magischen Ritualen eingesetzt werden und man darauf achten sollte, wofür man
die Steine verwendet", antwortete ich unbekümmert, aber mein Herz schlug
dabei höher. Wir haben gerade eine Neumondnacht!
"Ach
so, verstehe", erwiderte Robin nicht richtig durchblickend und half mir die
Halskette anzulegen.
"Mondmagie
interessiert dich bestimmt nicht, oder?", lächelte ich ihn an und stellte
mich vor den großen Spiegel, um mich darin zu bewundern. Die Halskette stand
mir ausgezeichnet, stellte ich fest.
"Nicht
richtig, darüber weiß ich einfach nicht genug. Wahrscheinlich bin ich auch zu
unsensibel für solche Sachen", schüttelte Robin lächelnd mit dem Kopf und
folgte mir. Er umarmte mich von hinten und betrachtete mich im Spiegel.
"Du siehst schön aus. Wie eine Königin der Nacht", meinte er und
küsste mich auf die Schulter. Oder wie eine Priesterin der Artemis, der
Mondgöttin. Aber ich werde über die Symbolik dieser Halskette und der Mondmagie
nachdenken, wenn Robin wieder weg ist. Heute reicht mir die Magie zwischen uns,
unsere eigenen Liebesrituale, die wir gerade so ekstatisch zelebrierten und die
keine zusätzlichen Hilfsmittel außer unserer Gefühle und Leidenschaft
füreinander benötigten.
"An
was denkst du?", unterbrach Robin meine Gedanken.
"Ach,
an nichts, ich bewundere nur mein Geschenk", erwiderte ich schnell und
drehte mich zu ihm. Ich wärmte mich in seiner festen Umarmung, als wir uns noch
eine Weile im Spiegel betrachteten, eng umschlungen und verliebt. Die
Mondsteine fühlten sich kühl an meiner Haut an und mich schauderte es kurz.
"Ist
dir kalt?" fragte Robin fürsorglich.
"Ein
bisschen", antwortete ich.
"Dann
zieh dir was an. Ich muss was trinken, du auch?" Robin löste sich aus
unserer Umarmung und begab sich in die Küche.
"Ja,
auch. Ich komme gleich", sagte ich und berührte vorsichtig die Halskette.
Warum sagte die Frau, er sollte sie mir nicht in einer Neumondnacht schenken?
Weil sich die Mondgöttin in den schwarzen, mondlosen Nächten zurückzieht und
nicht ihre Segnungen erteilen kann? Oder weil alles, was beim Neumond seinen Beginn
hat, besonders fest und stark wächst? Wollte sie Robin damit warnen, sich nicht
zu sehr an mich zu binden? Sie erkannte ihn, also wusste sie auch, dass die
Halskette nicht für seine Ehefrau bestimmt war, sondern mit Sicherheit für eine
heimliche Geliebte. Auf die Schnelle fand ich keine Erklärung für diese
merkwürdige Aussage und ich wollte auch nicht länger darüber nachdenken. Ich
versuchte sie nicht als ein schlechtes Omen zu interpretieren. Vielleicht
wollte sich die Frau einfach nur wichtig machen und sich vor Robin besonders
interessant und geheimnisvoll
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