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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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Autounfall ums Leben gekommen, als ich fünfzehn war. Mein
vier Jahre jüngerer Bruder und ich sind bei der Oma aufgewachsen, die vor fast
einem Jahr auch verstorben ist", erzählte ich trocken und wich endlich
Robins Blick aus. Er legte seinen Arm um mich und küsste mich auf den Kopf.
"Jetzt verstehe ich einiges besser", murmelte er leise.
    "Was
verstehst du besser?", drehte ich mich zu ihm.
    "Dich.
Dein ganzes Wesen. Ich habe mich oft gefragt, woher diese plötzliche
Melancholie kommt, die dich manchmal überfällt, obwohl du gerade unbeschwert
gelacht hast. Oder diese Gier nach dem Leben, als ob es kein Morgen geben
würde. Gleichzeitig suchst du aber nach Sicherheit und flüchtest dich in deine
Traumwelt. Dieser frühe Verlust hat dich stark geprägt." Robin drückte
mich noch näher an seine starke Brust, als ob ich in ihm einen beschützenden
Instinkt ausgelöst hätte. Er durchschaute mich besser, als ich vermutete! "Wie
hast du es geschafft, mit diesem Verlust klarzukommen?"
    Ich
zuckte stoisch mit den Schultern: "Keine Ahnung. Man überlebt fast alles.
Ich hatte die Musik, meine Träume, meine Spiritualität und meinen Bruder, um
den ich mich kümmern musste."
    "Ich
verstehe." Robin nickte und küsste mich nochmal auf den Kopf.
"Trotzdem bewundere ich dich, Baby."
    "Robin,
ich möchte nicht länger darüber reden", fing ich an, mich ungemütlich zu
fühlen. "Ich will nicht, dass ich dir leid tue oder dass du denkst, ich
suche bei dir Schutz oder ähnliches."
    Die Zeit
mit ihm war mir zu kostbar, um sie mit meinem Trauma aus der Vergangenheit
belasten zu wollen. Unsicher stand ich vom Sofa auf, nachdem ich mich aus
seiner Umarmung befreit hatte. Robin griff entschlossen nach meiner Hand und
hielt mich damit auf. "Du darfst Mitgefühl nicht mit Mitleid
verwechseln", sagte er ernst. "Ich liebe dich, also geht mir dein
Schicksal nahe, aber ich bemitleide dich nicht. Auch denke ich jetzt bestimmt
nicht, dass du bei mir nur Schutz suchst. So ein Bullshit! Sei nicht so
überempfindlich und renne nicht immer gleich weg, wenn du dich bedroht
fühlst!" Gerne ließ ich mich von Robin aufhalten und bei seinen vorwurfsvollen
Worten sank ich zurück in seine Umarmung.
    "Robbie,
es tut mir leid, ich wollte nur nicht, dass irgendwas unsere einzige Nacht
belastet."
    "Und
deswegen wolltest du lieber wegrennen?", lächelte Robin verständnisvoll
und ich nickte reumütig.
    "Rennst
du immer weg, wenn du Angst kriegst oder wenn dich etwas stört?"
    "Ja,
meistens. Ich denke, wenn ich rechtzeitig abhaue, kann ich nicht verletzt
werden", seufzte ich und setzte mich auf Robins Knie.
    "Du
benimmst dich wie ein kleines, unreifes Mädchen, weiß du das?" lächelten
mich Robins Augen immer noch an, so sanft und liebevoll, dass ich mich meines
Benehmens schämte und meinen Blick senkte.
    "Bin
ich aber heilfroh, dass du vor mir nicht weggerannt bist, als wir uns kennen
gelernt haben", machte Robin einen erleichterten Gesichtsausdruck.
    "Oh,
ich wollte sehr wohl wegrennen, einige Male sogar!", gab ich zu und
lächelte erheitert über mich und meine Torheit.
    "Nein,
wann denn?"
    "Nachdem
ich für dich im Hotel gesungen hatte. Tom sagte, dass du mich gerne kennen
lernen möchtest und vor lauter Panik wollte ich abhauen. Und danach, als wir
uns vor der Hintertür verabredet haben, vor unserem nächtlichen Spaziergang. Da
sagte ich zu mir, es ist noch nicht zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Und
besonders noch vor dem Abflug, da kriegte ich echt kalte Füße und es fehlte
nicht viel und ich hätte dich versetzt", gestand ich Robin meine kleinen
Fluchtversuche und brachte ihn zum Lachen.
    "Wow,
habe ich aber Schwein gehabt! Und was hat dich letztendlich überzeugt, doch
dieses Risiko einzugehen und dich mit mir einzulassen?", belächelte er
mich immer noch.
    Mit der
Hand tauchte ich in seine blonde Mähne und betrachtete einige Sekunden lang
sein geliebtes Antlitz, seine leuchtenden, meerblauen Augen, in deren Klarheit
ich mich immer aufs neue verlor, seine wunderschön geschwungenen Lippen, seine
gerade Nase und es überfiel mich wieder eine wilde Zärtlichkeit für diesen
Mann, der meinen dicken Panzer in einem einzigen Augenblick zerbrach und
unwirksam machte. "Es sind die Gefühle, die ich für dich empfinde",
sprach ich schließlich mit ergriffener Stimme. "Die waren schon von Anfang
an stärker als meine Schutzmechanismen. Für dich war ich bereit, einen
gefährlichen Sprung aus meinem sicheren Turm zu wagen. Ich hoffe nur, ich

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