Bittersweet Moon
verließ. Nickend verfolgte ich ihn mit meinem scharfen Blick, der
seine schöne Gestalt detailgetreu in sich absorbieren wollte. Für all die Tage
und Nächte ohne ihn, die auf mich warteten...
Auch ich
zog mich an- meine Bluejeans mit aufgestickten Rosen und Herzen am Hosenbein
und ein enges, schwarzes Sweatshirt mit Robins Foto drauf, das ich mir vor
vielen Jahren gekauft hatte und nur selten trug, aus Angst, beim häufigen
Waschen könnte das Bild zu schnell verblassen.
Als ich
mich im Spiegel betrachtete, lächelte ich. Die Situation fand ich irgendwie
lustig, ich sah aus wie ein eingefleischter Fan. Robin prustete vor Lachen, als
er aus dem Bad kam und mich in diesem Outfit erblickte. "O nein, willst du
mich in Verlegenheit bringen?" lachte er. "Dieses Bild ist furchtbar
und überhaupt, du solltest nicht solche Sachen tragen, nicht jetzt wo
wir..." Er suchte bemüht nach dem passenden Wort und beendete schließlich
den Satz: "...wo wir Geliebte sind".
"Wieso
nicht? Ich bin aber trotzdem ein Fan von dir, auch wenn wir Geliebte sind. Und
ich wollte was witziges tun, um die Stimmung zu lockern. Es hat funktioniert,
du hast laut gelacht!", verteidigte ich mein geliebtes Kleidungsstück, das
ich früher oft mit ins Bett nahm. Robin war auf dem Bild mit nacktem Oberkörper
abgebildet und er schaute sehr einladend, wie geschaffen, um jungen Mädchen
feuchte Träume zu bescheren. Das tat er auch, lächelte ich frech bei den Erinnerungen.
Robin
kam zu mir und umarmte mich liebevoll. "Du hast recht, es ist lustig, wenn
du dieses Shirt anhast. O.k., du bist ein Fan, auch wenn mir das mittlerweile
irgendwie peinlich ist und ich werde jetzt für dich singen, also passt es doch.
Aber meine Frisur und die aufreizende Pose finde ich echt schlimm", lachte
er wieder.
"Ja,
du gefällst mir jetzt auch noch mehr als damals. Damals hatte ich auch nur
dieses Shirt und meine Fantasie, wenn ich mit dir ins Bett ging, jetzt habe ich
dich aber aus Fleisch und Blut und du übertriffst gewaltig alle meine
Träumereien", sprach ich mit sinnlicher Stimme und schaute ihn
verführerisch an.
"Nein,
hör bitte auf, das ist mir sowas von peinlich!" Robin sah tatsächlich wie
beschämt aus.
"Wieso
ist dir das peinlich? Dir ist doch bewusst, dass wir Frauen dich nicht nur
wegen deiner Stimme mögen, ganz viele würden dich auch liebend gerne mit ins
Bett nehmen." Ich genoss es, Robin so verlegen zu sehen, ich fand das sehr
süß.
"Ja,
schon, aber nicht wenn du so sprichst. Ich würde am liebsten vergessen,
wie du mich früher als einen Rockstar und Sexsymbol gesehen hast. Wenn ich mit
dir zusammen bin, bin ich nicht Robin S., sondern ich selbst, ich denke dabei
nicht an meinen Beruf und an die Illusion, die ich verkörpere. Ich möchte, dass
du mich liebst und begehrst, und nicht diese Scheinperson, die auf
deinem Shirt abgebildet ist. Verstehst du mich?" Er schaute mir in die
Augen und es war ihm offensichtlich ernst.
"Natürlich
Robbie, ich liebe nicht diese Scheinperson, wie du sie nennst. Nicht mehr. Ich
liebe und begehre dich, so wie du wirklich bist. Aber ich liebe trotzdem noch
deine Musik und deine Stimme und das wird sich nicht ändern, nur weil ich deine
Geliebte bin". Ich wollte noch sagen, ich bin nicht wie Claire, die sich für
seinen Beruf nur noch mäßig interessierte, aber ich biss mir noch rechtzeitig
auf die Zunge.
"Ich
verstehe. Damit kann ich leben", lächelte er wieder.
"Singst
du jetzt? Was von deinen neuen Stücken?" bat ich ihn, nachdem wir uns
innig küssten.
"Nein,
das kann ich noch nicht, die sind noch nicht vollständig fertig und ich möchte,
dass du sie erst hörst, wenn sie perfekt sind."
"Gut.
Dann wünsche ich mir was anderes." Ich akzeptierte seine Erklärung und
nach kurzer Überlegung nannte ich ihm einen alten Song aus den Anfangszeiten
der Band.
"Du
machst es uns nicht gerade leicht mit dieser Ballade", seufzte Robin leise
und führte mich an der Hand zum Flügel. Ja, ich machte es uns nicht leicht, als
ich mir dieses Stück wünschte. Die Ballade war tief melancholisch und
wunderschön, sie erzählte von einer unglücklichen Jugendliebe, die nie
vergangen war und die für immer in der Erinnerung weiter bestehen wird, egal
wie viel Zeit noch vergehen möge. Sie war traurig, aber trotzdem mutmachend;
sie verbreitete auch in mir einen Hoffnungsschimmer, auch ich glaubte, dass
meine Liebe für Robin die Zeit und Umstände überstehen würde und einen festen
Platz in meinem Leben einnehmen wird, auch
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