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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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Masken mit einem lachenden und einem weinenden Gesicht
um uns herum. Ich wehrte mich immer schon, diese Dualität in jedermanns Leben
zu akzeptieren und erst durch meine Liebe zu Robin verwirklichte und
verinnerlichte ich sie als ein mächtiges Gesetz, dem wir alle unterworfen waren
und über das sich niemand erheben konnte. Nichtmal die größte Liebe kann einen
davon beschützen, wie ich es mir immer gewünscht und erhofft hatte. Der Preis
für die glücklichsten Gefühle war die Bereitschaft, auch die schmerzlichsten
zuzulassen. Aber war es nicht gerade diese Verletzlichkeit, die es mir
ermöglicht hatte Robin so sehr zu lieben und ihn so nah zu fühlen? Ohne sie
würden wir uns nur oberflächlich berühren, wie zwei Fremde, die sich zufällig
über den Weg gelaufen sind und ihre Schutzmauer nicht abgelegt hatten; wir aber
scheuten uns nicht, jegliche Distanz aufzugeben, um das Zusammensein in vollen
Zügen zu erleben. Die kurzen Zeitintervalle, die uns gegönnt wurden,
verbrachten wir meistens nackt, im wahrstem Sinne des Wortes. Oft wunderte ich
mich, wie offen und impulsiv sich Robin in unsere Affäre gestürzt hatte, obwohl
er so viel zu verlieren hatte. Das schmeichelte mir zwar unglaublich, aber
trotzdem wiegte ich mich nicht zu naiv in dem Glauben, er täte das nur, weil er
mich so sehr liebte. Es war mir bewusst, dass er mich auch benutzte, um seine
kreativen Batterien neu aufzufüllen und sich von unserer Leidenschaft als
Künstler befruchten zu lassen. Aber das störte mich nicht mal im Geringsten,
ich liebte es, seine Muse zu sein. Auch ich benutzte Robin auf eine gewisse Art
- ich sonnte mich in seiner magischen Aura, auch wenn ich dabei mein einziges
Publikum war. Die Geliebte von Robin S. zu sein, war der berauschendste
Zustand, den ich je erlebt hatte. Er machte nicht nur meine langjährigen,
sehnlichsten Fantasien wahr, mit seinen Gefühlen für mich übertraf er alles,
was ich mir je wünschen konnte. Ich träumte nicht mehr diese Träume, ich lebte
sie, weil er sie zum Leben erweckt hatte.
    Trotz
teilweise egoistischer Motiven war unsere Beziehung echt und einmalig und ich
glaubte unerschütterlich daran, dass wir längst schon auch öffentlich ein
Liebespaar wären, wenn Robin ungebunden wäre. Wir passten so gut zusammen -
körperlich, emotional, als Musiker... Welch ein Paar könnten wir nur werden!
    Bevor
ich mir den Abschied noch schwerer machte, verbannte ich diese verführerischen
Gedanken, die zu nichts führten und nur unnötigerweise weh taten. Auch Robin
unterbrach im richtigen Augenblick die schwermütige Stille zwischen uns.
"Bist du sicher, dass du Weihnachten ganz alleine verbringen willst? Das
gefällt mir gar nicht."
    "Ich
werde Tom fragen, ob er mich zu seiner Familie mitnimmt", antwortete ich.
"Er wird sich bestimmt freuen. Seinen Eltern fällt es immer noch schwer zu
akzeptieren, dass er schwul ist und wenn ich mitkomme, werden sie sich alle
Mühe geben, unangenehme Gesprächsthemen zu vermeiden."
    Robin
hatte Recht, ich sollte Weihnachten nicht alleine verbringen und riskieren, in
Depressionen zu versinken. Außerdem mochte ich Toms Eltern, sie waren trotz
ihrer leicht konservativen und spießigen Art liebevolle und herzliche Menschen.
    "Gut,
das freut mich", atmete Robin erleichtert auf. "Ich hätte mich noch
schuldiger gefühlt, wenn du wegen mir an so einem Tag ganz alleine geblieben
wärest. Dieser Gedanke wäre mir unerträglich gewesen."
    "Du
bist so ein Schatz ", schmiegte ich mich verliebt an ihn.
    "Nein,
bin ich nicht, ich bin nur ein Egoist", seufzte Robin und verzog seine
Lippen. Wir schwiegen eine Weile und ich überlegte, wie wir diese letzten
gemeinsamen Minuten noch nutzen könnten.
    "Robin,
sing für mich noch ein Abschiedslied", verspürte ich immer stärker den
Wunsch, noch etwas ganz besonderes von Robin erhalten zu dürfen. Was wäre
passender als ein Song, nur für mich?
    Robin
richtete sich auf und musterte mich mit einem ernsthaften, fast traurigen
Blick. "Gerne, aber nur wenn du mir versprichst nicht zu weinen".
    "Ich
verspreche es", versuchte ich zu lächeln. Wenn er mich schon wieder
verlassen musste, dann sollte er mir den Abschied mit seiner Stimme versüßen.
Das Privileg, Robin S. nur für mich singen erleben zu dürfen, wollte ich als
ein kostbares Trostpflaster für alle kommenden Tage, an denen ich das Loch in
meinem Herzen flicken würde, genießen.
    "Ich
ziehe mich erst an, ja?", beugte sich Robin mit einem Kuss zu mir, bevor
er das Zimmer

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