Bittersweet Moon
Ballade mit solcher Zärtlichkeit und Sehnsucht, dass ich nur mit großer
Mühe mein Versprechen hielt und die Tränen erfolgreich unterdrückte. Seine
Augen strahlten hell und sein Gesichtsausdruck war erschütternd. Robin tauchte
völlig in die Musik ein, er war wieder Robin S. und nicht mein Geliebter, er
beeindruckte mich mit seiner Ausdruckskraft in der Stimme, mit seinem feinen,
musikalischen Gespür, das mehr instinktiv als angelernt war und das ihn zu
einem Meister in seinem Fach machte. Ich kriegte Gänsehaut, als er mich bei dem
letzten Ton mit einem schmachtenden Blick fixierte und durchdrang. Mit diesem
Lied und diesem Blick vertrieb er auf einmal mein Gefühlschaos und die
verwirrenden Gedanken, die so besitzergreifend in mir aufstiegen. Ich empfand
wieder nur noch Glück und unermessliche Freude, Geliebte dieses fantastischen
Mannes sein zu dürfen, der mir so viel schenkte, der mich so einmalig machte,
der mich zu den Sternen erhob! Er beherrschte und besänftigte mich mit diesem
Abschiedslied und verhinderte damit, dass ich möglicherweise noch einen dummen
Fehler begangen hätte.
Er erhob
sich vom Flügel und breitete seine Arme aus, als ich mich ihm näherte.
"Robbie,
ich danke dir, ich danke dir tausendmal!", flüsterte ich in seiner festen
Umarmung und verwendete meine ganze Kraft, um nicht loszuheulen. Ich bedankte
mich nicht nur für das Lied, sondern auch dafür, dass er mich wieder zu
Verstand gebracht hatte.
"Willst
du nicht auch was für mich singen?", fragte Robin, während ich in seiner
Umarmung wegschmolz.
"Was?
Du willst es wirklich?", überraschte er mich mit seiner Frage. Wenn Robin
sang, vergaß ich, dass ich selber auch Sängerin war.
"Klar
will ich es. Ich werde dich lange nicht hören können, ich habe keine CD von
dir", lächelte Robin und streichelte mir mein zerzaustes Haar vom Gesicht.
"O.k.
Hast du einen besonderen Wunsch?"
"Nein,
wähle etwas, was du selber gerne singen würdest."
Ich
musste nicht lange überlegen, der passende Song bot sich mir wie von alleine
an.
"Was
singst du?", wollte Robin noch wissen, als ich mich zum Flügel setzte und
meine Hände an die Klaviatur legte.
"Einen
Song von den Wilson Sisters, Alone . Du kennst ihn bestimmt, oder?"
"Natürlich!
Ein sehr schönes Lied. Ich freue mich schon", antwortete er und setzte
sich im Schneidersitz auf das Sofa.
Die
Rockgruppe Heart hatte diesen großen Hit zum gleichen Zeitpunkt, als Robins
Band sich in der Musikwelt endgültig einen Namen machte. Ich liebte Ann's
gewaltige, gefühlvolle Stimme und auch Nancy begeisterte mich immer wieder. Sie
war eine ausgezeichnete Gitarristin, die bestimmt Weltruhm erlangt hätte, wäre
sie als Mann zur Welt gekommen. Als Frau wurde sie aber leider immer
hoffnungslos unterschätzt, obwohl sie eine Meisterin auf ihrem Instrument war.
Dieser
Song, der von einer geheimen, unerfüllten Liebe erzählte, könnte auch meiner
sein... Die Zweideutigkeit des Textes berührte mich während des Singens
zutiefst und brachte mich innerlich zum Weinen. Es war noch so vieles in mir,
was ich Robin gerne sagen würde, jedoch durfte und konnte ich nicht...
Robin
wich nicht meinem Blick, als ich wiederholt How do I get you alone am
Ende des Liedes sang und ihn wieder aus meinem Leben verabschiedete. Es war die
Magie der Musik, die uns zusammenführte und sie sollte auch unseren Abschied
begleiten. Auch die Zeit, die uns bis zum nächsten Wiedersehen bevorstand,
wollten wir mit Musik füllen, um sie zu verkürzen und sie erträglicher zu
machen.
Der
letzte Akkord verstummte und erst dann erhob sich Robin von der Couch und
setzte sich neben mir auf die Klavierbank. Er legte den Arm um mich und ich
lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
"Du
hast wunderbar gesungen, Baby. Mit so viel Gefühl und Leidenschaft",
unterbrach er leise die Stille um uns.
"Danke.
Mit dir in der Nähe ist mir das nicht besonders schwer gefallen...",
erwiderte ich einfach.
"Diana,
ich gehe jetzt weg, aber ich verlasse dich nicht." Wir schauten uns an bei
diesen Worten und Robin fuhr fort: "Erfülle mir bitte noch einen letzten
Wunsch", nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände, eine Geste, die mich
immer wieder zerfließend vor Zärtlichkeit für ihn machte und die ich
mittlerweile so wahnsinnig liebte.
"Alles
was du willst, Robbie", flüsterte ich und schluckte verräterische Tränen,
die schon die ganze Zeit nur darauf warteten, mich ganz schwach und wehrlos zu
erwischen.
"Bitte
Diana, akzeptiere es, dass
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