Bittersweet Moon
alleine in den nahe
gelegenen Wald spazieren. Mit fast euphorischer Begeisterung empfing ich die
herrliche, beruhigende Stille, die auf dem Land herrschte. Einige Stunden am
Tag wollte ich nur mit mir und meinen Gedanken an Robin verbringen, ungestört
und unbeobachtet in meiner Sehnsucht und tief versunken in die Erinnerungen.
Zwischen den einsamen Bäumen in dem verschneiten Wald, wo ich nur hin und
wieder einem entschlossenen Läufer begegnete, fiel mir das nicht schwer. Das
Knirschen vom Schnee unter meinen Füßen und das laute Krähen der hungrigen
Krähen hoch über den Tannengipfeln waren die einzigen Geräusche, die ich
vernahm. Diese wohltuende Ruhe, die im Wald herrschte, übte einen positiven
Einfluss auf mich aus und erfüllte mich mit einem tiefen inneren Frieden.
Zurück
in meiner Wohnung begrüßte mich Robins Anruf auf dem Anrufbeantworter, den ich
nur um knappe drei Stunden verpasst hatte. Seine Stimme erfüllte mich mit
wildem Verlangen nach ihm und gleichzeitig wärmte sie mich wie eine Umarmung
aus weiter Entfernung. Robin vermisste mich und dachte viel an mich, lautete
seine Nachricht, die gleich meinen postweihnachtlichen Blues aus mir vertrieb.
Zwei
Tage später rief er noch mal an und wir sprachen lange miteinander. Er befand
sich im sonnigen Florida, wohin er von dem nassen, kalttrüben und schneelosen
Wetter der Ostküste flüchtete. So klang er auch - sonnig, gut gelaunt,
strahlend, entspannt und optimistisch. Er schrieb weiter an den neuen Songs,
die er schon fast fertig hatte und er konnte kaum erwarten nach dem ersten
Januar mit seinen Bandkollegen ins Musikstudio zu gehen, um sie aufnahmereif
einzustudieren.
Ende
Januar erwartete sie in Kalifornien ihr Produzent, mit dem sie schon einige
Alben produziert hatten und in seinem Musikstudio wollte die Band noch die
restlichen Songs aufnehmen.
So
deutlich spürte ich Begeisterung und Enthusiasmus in seiner Stimme, als er mir
über seine Arbeit erzählte. Hatte er überhaupt Zeit an mich zu denken, bei all
dem Arbeitseifer und seiner Familie dazu? Gab es in der Welt, in der er lebte
und die so anders war als die Meine, auch ein Platz für Erinnerungen an mich?
Scheinbar doch...
Wir
beendeten unser Gespräch mit verliebten Albernheiten und Robin widmete sich
wieder seiner Musik. Fast beneidete ich ihn um sein bis zur letzten Minute
ausgefülltes und erfülltes Leben, während ich am anderen Ende der Welt mit
aufsteigender Winterdepression, Einsamkeit, Ziellosigkeit und teilweise
Selbstmitleid kämpfte.
Nach der
vergangenen Opernaufführung fiel ich in ein kreatives Loch. Der Rausch des
Erfolges verblasste, nach der Aufregung der letzten Wochen kehrte der Alltag
zurück und neue Ziele sah ich vor meinen Augen noch nicht. Ich lief Gefahr, die
nächsten drei Monate passiv und lustlos totschlagen zu wollen und das erlaubte
ich mir auf keinen Fall. Mit strenger Selbstdisziplin zwang ich mich dazu, im
kreativen Fluss zu bleiben und mich vorwärts zu bewegen. Ich meldete mich für
noch übrig gebliebene Prüfungen an, die ich für meinen Diplomabschluss
benötigte und studierte und übte von morgens bis abends. Auch mein Job in der
Bar half mir, mich weiter als aktive Künstlerin zu fühlen, die offen und bereit
für neue Möglichkeit war. So vergingen die Tage doch schneller als ich
befürchtet hatte und die Hälfte des Januars lag hinter mir.
Robin
rief mich weiter ein bis zweimal pro Woche an. Mit seinen Worten voller
Inspiration und Zärtlichkeit belohnte er mich für mein Warten, für die
anstrengenden und einsamen Tage und Nächte, die ich ohne ihn verbringen musste.
Es war fast schon ein Monat vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen hatten und
ich vermisste ihn immer noch schmerzhaft.
Besonders
die Nächte waren oft unerträglich. Ohne seine Nähe brannte ich im Feuer der
Erinnerungen an unsere heißen Umarmungen und ich verzehrte mich nach seinen Berührungen.
Noch zwei lange Monate lagen zwischen uns, ehe wir uns wieder in die Arme
fallen durften. Mit jedem seiner Anrufe stärkte Robin in mir das Vertrauen in
diese verbotene Fernbeziehung, die nicht komplizierter sein konnte. Seine
positive, lebensbejahende Art nährte meine Hoffnung und füllte mich mit
Optimismus. Nur meine körperliche Sehnsucht nach ihm konnte er mit seinen
Anrufen nicht stillen. Sie schürten noch mehr meine Leidenschaft, die schon so
lange unerfüllt blieb, besonders wenn er mich durch den Hörer mit seinen
heißen, lüsternen Worten liebkoste. Robin hatte ja
Weitere Kostenlose Bücher