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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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niedergeschmettert und
mein ganzer Lebenswille schien wie von mir gewichen zu sein.
    Wenn ich
Claire nur hassen könnte! Sie war schuld daran, dass mein ganzes Glück so
schnell und so brutal zerbrach, aber ich hasste sie nicht dafür. Ich konnte
nicht jemanden hassen, der Robin so viel bedeutete! Er liebte sie und ich war
diejenige, die sie und ihr Glück mit ihm bedrohte. Wahrscheinlich hasste sie
mich und das mit gutem Grund.
    Genauso
wenig konnte ich Robin hassen und ihm die Schuld für mein Leid geben. Er
versprach mir nie etwas unerfüllbares und er machte mir keine falschen
Hoffnungen. Von Anfang an wusste ich, dass unsere Affäre nichts an seiner Ehe
mit Claire ändern wird. Sein einziger Fehler war das Verschweigen ihrer
Schwangerschaft, aber auch das konnte ich ihm nicht länger übel nehmen. Wenn
ich ganz ehrlich zu mir war, vermutete ich eigentlich, dass mich diese Tatsache
nicht davon abgehalten hätte, mich mit ihm einzulassen und seine Geliebte zu
werden. Ich hätte dadurch nur noch mit größeren Gewissensbissen zu kämpfen
gehabt, was meinen Liebesrausch mit Robin bestimmt etwas gedämpft hätte.
Letztendlich war ich Robin sogar dankbar, weil er unser kurzes Glück nicht noch
zusätzlich belastet hatte.
    Alles
kam so, wie es kommen musste, und alles endete so, wie es enden sollte. Niemand
hatte Schuld daran, nicht mal ich, versuchte ich mich von dem Schmerz, der mich
so stark in Besitz nahm, mit einer Art stoischer Haltung etwas zu distanzieren
und ihm ein wenig von seiner Schärfe wegzunehmen.
    Am
dritten Tag packte mich auf einmal ein dringendes Bedürfnis aus meiner Wohnung
auszubrechen. Ich sehnte mich wieder nach Tageslicht und frischer Luft und ich
zog meinen roten Mantel an, der mit seiner kräftigen, leidenschaftlichen Farbe
all das symbolisierte, was in mir gerade am Absterben war.
    Auf der
Straße empfing mich ein grauer, bewölkter Himmel, aber wenigstens regnete es
nicht. Erleichtert atmete ich kühle, doch erfrischende Winterluft, die meine
Lunge füllte und meinen wie betäubten Körper in Bewegung setzte.
    Ziellos
schritt ich durch die Straßen und konzentrierte mich nur auf meinen Atem. Es
tat mir gut, wieder tief in Bauch atmen zu können und nicht nur oberflächlich
und zusammen gekrümmt, wie in den vergangenen drei Tagen. Es fühlte sich
irgendwie befreiend an, als ob mein Körper plötzlich beschlossen hatte, in mir
wieder Lebenswillen zu erwecken.
    Auf den
Straßen lagen nur noch vereinzelte Reste von dem Dezemberschnee. Es war
ungewöhnlich warm für Januar und die weiße Schneedecke schmolz bis auf wenige,
schmutzige Klumpen, die in den schattigen Ecken lagen. Die Bäume mit ihren
kahlen Ästen hatten längst schon die weißen Gewänder verloren und boten einen
tristen, deprimierenden Anblick. Ihre Starre und ihr todähnlicher Ruhezustand
passten gut zu mir und meinem inneren Zustand. Die ganze Stadt glänzte längst
nicht mehr in weihnachtlicher Dekoration, sie versank in eine farblose, trübe
Atmosphäre und das war ein Grund, warum ich Januar nicht leiden konnte.
    Januar
ohne Schnee und ohne Lichterketten ist einfach grauenvoll. Es gab für mich
nichts, woran ich mich im Januar erfreuen konnte. Der vorweihnachtliche Zauber
war längst verblasst, die Feiertage und die Silvesternacht schon vergessen, der
leuchtende Schmuck abgenommen und in den Kartons verstaut, die letzten
Weihnachtsbäume lagen ausgedient und abgeworfen auf den Bürgersteigen und sie
verloren nicht nur ihre ganze Pracht, sondern sogar ihre Nadeln; sie
verwandelten sich in magere, bräunliche Skelette, die mit ihrem hässlichen
Anblick Vorbeilaufende unsanft ermahnten, wie wieder mal ein Jahr vorbei war
und sie flüsterten einem unangenehm zu, bloß nicht alle guten Vorsätze zu
vergessen.
    Ich
hatte keine. Das einzige, was mich an diesem tristen Vormittag interessierte,
war das Überleben, das Weiterbestehen ohne Robin, das Ertragen vom Schmerz und
der Einsamkeit, die ich durch den Verlust meiner Liebe erdulden musste. Meine
Füße trugen mich von alleine durch die Straßen, immer weiter, ziellos aber
trotzdem bestimmt.
    Irgendwann
erahnte ich, wohin meine Sehnsucht mich leitete - ich befand mich unweit von
meinem Hotel, in einer Seitenstraße die mich direkt zu dem Park hinter der
Kirche führte und ich konnte mich nicht dagegen wehren. Tief versunken in meine
innere Welt suchte ich nach greifbaren Beweisen für das große Glück, das in
dieser Nacht mein Leben so stürmisch überflutet hatte.
    Als

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