Bittersweet Moon
der Ferne und
ich verstand, was er mir sagen wollte. Er denkt immer noch an mich!
Er hat mich nicht vergessen ! Wir wollten den Valentinstag gemeinsam in
Kalifornien feiern und mit diesem anonymen Anruf erinnerte er mich daran und
zeigte mir, wie er in seinen Gedanken diese Pläne in Erfüllung gebracht hatte.
O
Große Göttin, es ist noch nicht vorbei ! Dieser Anruf klang für mich wie eine
Szene aus der Twilight Zone , wo sich ein Verstorbener aus dem Jenseits
bei der Geliebten meldete, um ihr ein Zeichen von sich zu geben, als Beweis
dafür, wie die Liebe zwischen den Beiden weiter lebt, obwohl sie in diesem
Leben für immer voneinander getrennt bleiben werden.
Robin
versuchte aus der Ferne meinen Schmerz zu lindern, aber das tat mir nur noch
mehr weh. Verzweifelt wünschte ich mir, er würde mich für immer in Ruhe lassen,
um endgültig das aus und vorbei akzeptieren zu können und es irgendwann auch zu
überwinden. Zu wissen, dass er mich noch liebte, half mir nicht. Wenn ich ihm
gleichgültig wäre, könnte ich meinen Verlust schneller und einfacher
verarbeiten. So wusste ich aber, dass seine Gefühle für mich immer noch weiter
bestanden, nur durfte ich sie nicht mehr empfangen und erwidern und diese
Aussichtslosigkeit fand ich unerträglich.
Dass das
Ende einmal so aussehen würde, hatte ich mir nicht vorgestellt. Lebendig
begraben. Ja, so kamen mir unsere Gefühle vor. Oder verflucht wie ein
sagenhaftes Geisterschiff, das rastlos herumirrend niemals einen sicheren Hafen
erreichen kann. Der fliegende Holländer, der auf eine wundersame Erlösung
hoffen darf. Wir hatten aber keine Hoffnung, nur unsere unerfüllte, untersagte
Sehnsucht, die uns nicht zur Ruhe kommen ließ. Besonders mich nicht. Robin
hatte ja seine Familie, seine Karriere, seine innere Befriedigung. Und was
hatte ich? Spätestens an diesem Tag erlaubte ich es mir, im Selbstmitleid zu
versinken.
Am Abend
trank ich mit Tom eine teuere Champagnerflasche aus, die wir aus der Hotelbar
geschmuggelt hatten und wir versuchten unseren Liebeskummer zu ertrinken. Tom
trauerte seiner kurzen Liebschaft mit einem untreuen Schauspieler nach und ich
bedauerte in der Version für Tom immer noch, dass ich Robin nicht unter anderen
Umständen kennengelernt hatte. Sie entsprach sogar der Wahrheit, lächelte ich
bitter, als wir auf eine bessere Zukunft anstießen. Die lag irgendwo jenseits
der dichten Nebelwolke, die mich umgab und die mir mein Leben nur schattenhaft
zu erkennen erlaubte.
Meine
für März geplante Abschlussprüfung verlegte ich auf Juni und nahm spontan ein
Urlaubssemester, um mir eine Auszeit zu gönnen. Ich fühlte mich noch nicht
stark genug für die knallharte Realität, in der ich mich wieder befand und die
so anders als die letzten sieben Wochen aussah. Es lagen viele wichtige
Entscheidungen und Überlegungen vor mir, die Klarheit und Zuversicht von mir
abverlangten. Weil ich in den vergangenen Jahren so konzentriert studiert
hatte, kam meine unerwartete Pause schließlich für niemanden besonders
überraschend.
Nicht
mal Tom brachte Robin in einen Zusammenhang mit dieser Unterbrechung. Er fand
mein Urlaubssemester als eine gute Lösung, um in Ruhe und ohne Druck überlegen
zu können, wie mein berufliches Leben nach dem Studium weiter gehen sollte.
Mein
Studium interessierte mich nicht mehr. Ich fühlte, dass ich mir von der
Hochschule das nahm, was ich brauchte, und die Diplomprüfung erschien mir wie
eine lästige, nicht übermäßig wichtige Formalität, die ich zwar ablegen sollte,
die aber in mir keinen Ehrgeiz weckte.
Lieber
übte ich ein besonders reizvolles, wunderschönes Konzertprogramm, das meine
Lieblingsstücke aus verschiedenen Stilepochen vereinte und die ich teilweise in
Begleitung des Gitarristen Oliver sang, den ich schon am Anfang meines Studiums
während eines Kirchenkonzertes kennen gelernt hatte. Es fehlte mir nur noch ein
geeigneter Pianist. In den letzten zwei Jahren hatte ich fast immer zusammen
mit Max musiziert, mit dem ich mir aber so früh nach unserer Trennung keine
Zusammenarbeit vorstellen konnte. Ende Februar fand ich den idealen Pianisten
in Laszlo, einem ungarischen Austauschstudenten, der gerade an unserer
Hochschule ankam und der sich als angenehmer musikalischer Partner erwies. Er
teilte sogar meine Vorliebe für Liszt, was ich besonders erfreulich fand. Mit
gemeinsamem Musizieren versuchte ich mir meinen Schmerz und meine Sehnsucht von
der Seele weg zu singen und wie schon so oft fand ich in der
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