Bittersweet Moon
Schultern ausweinen. Er war
der einzige Mensch, mit dem ich offen über meine Beziehung mit Robin sprechen
durfte.
"Robin
konnte wenigstens mit dir darüber reden, ich war aber ganz alleine, niemand von
meinen Freunden weiß über Robin und mich bescheid", seufzte ich.
"Robin
hat mir nur kurz erzählt, was passierte und das war's schon. Aber ich merkte
hin und wieder, wie ihn das bedrückte. Ich stellte keine Fragen, er war
offensichtlich nicht bereit darüber zu reden. Dafür schreibt er lieber Songs
und singt und diesmal hat er sich wirklich selbst übertroffen. Das Album ist
unser bestes, wenn du mich fragst. Kann gut sein, dass es nicht so einen
kommerziellen Erfolg haben wird wie die Vorgänger, aber es ist verdammt
gut", sprach Tony mit Stolz in seiner Stimme.
"Ja,
das ist es, bin ganz deiner Meinung", stimmte ich ihm zu, mit der
Begeisterung eines Fans.
Wir
waren mittlerweile in die obersten Etage angekommen und gemeinsam stiegen wir
im leerem Flur aus.
"Hier
ist Robins Suite", zeigte Tony auf die vorletzte Tür und gab mir den
Schlüssel, als wir vor der Zimmertür stehen blieben.
"Ich
weiß nicht, was Robin vor hat, seit einer Woche ist er ganz geheimnisvoll und
gleichzeitig gut gelaunt. Irgendwas ist los. Ich hoffe nur, er wird dich nicht
noch einmal aus der Ruhe bringen", klang Tony plötzlich besorgt und
bestärkte noch meine Aufregung.
"Ich
weiß auch nicht, er sagte, es sei sehr wichtig und er muss mich unbedingt
sehen", zuckte ich mit den Schultern und spielte nervös mit dem Schlüssel.
Tony
lehnte sich an die Wand und zündete sich eine Zigarette an. Dabei wirkte er
leicht bedrückt, als ob ihm was am Herzen lag.
"Ist
schon eigenartig, nicht nur Robin, auch die ganze Band macht gerade schwere
Zeiten durch", begann er schließlich zu erzählen. „Andy überlegt
ernsthaft, die Band nach der Herbsttour zu verlassen, weil er mit dem
chaotischen Leben eines Rock Musikers nicht länger klar kommt. Seine Frau hat
dazu im Februar ein Baby gekriegt und er möchte viel mehr Zeit mit der Familie
verbringen. Dann Bruce… Nun, er hat wieder mal ein Alkohol- und Koksproblem und
will nicht einsehen, dass er einen Entzug machen müsste, um weiter in der Band
spielen zu können. Jason wiederum versucht an einer Solokarierre zu basteln,
er und Robin haben schon längere Zeit verschiedene Vorstellungen über die
Stilrichtung unserer Band und streiten sich deswegen immer öfter.
Und ich bin seit Dezember ein Single, meine Frau hat mich verlassen,
als wir durch Europa tourten".
"Oh,
das wusste ich nicht, es tut mir leid!", sagte ich schnell und berührte
mitfühlend seinen Arm.
"Wir
halten es noch geheim, wie auch die internen Probleme in der Band. Bitte, rede
mit niemandem darüber", bat mich Tony.
"Natürlich,
ich bin es schon gewöhnt, die Geheimnisse für mich zu behalten", versuchte
ich zu scherzen. "Wie ist es dazu gekommen, dass Cindy dich verlassen hat?
Ihr seid doch glücklich miteinander gewesen, oder?", fragte ich.
"Das
dachte ich auch“, nickte Tony. „Aber scheinbar merkte ich nicht rechtzeitig,
wie es Cindy wirklich ging. Ihr ist das Ganze einfach zu viel geworden - die
Konzerte, die Arbeit im Studio, die Fernsehauftritte, lange Tourneen. Sie
fühlte sich immer einsamer und sie warf mir öfter vor, ich bin mehr mit der
Band verheiratet als mit ihr. Damit hatte sie nicht unrecht, die Musik ist für
mich mehr als nur ein Beruf und welche Frau kann das schon auf die Dauer
ertragen. Jason will aus diesem Grund nicht noch einmal heiraten, seine erste
Ehe ist auch hauptsächlich wegen seiner ewigen Abwesenheit auseinander
gegangen. Und natürlich wegen seiner notorischen Untreue während der Tourneen",
fügte er noch dazu. "Claire scheint die Einzige zu sein, die sich wegen
der Band nicht all zu sehr beschwert und die gut damit leben kann." Er
merkte, wie ich bei Claires Namen zusammen zuckte und er entschuldigte sich
sofort: "Es tut mir leid, es war ziemlich unpassend von mir Robins Ehefrau
zu erwähnen. Das war nicht gerade etwas, was du hören wolltest."
"Ich
schon gut, Tony. Robin hat nun mal eine Ehefrau und das will ich auch nicht
mehr verdrängen", beruhigte ich ihn und er umarmte mich kräftig.
"Ich
muss jetzt wieder zurück zu den Anderen, die Reporter warten. Ich wünsche dir
alles Gute und pass auf dich auf, ja?"
"Mache
ich, Tony. Auch dir wünsche ich alles Liebe, wer weiß, wann wir uns wieder
begegnen", verabschiedete ich mich von Tony und schaute ihm fast wehmütig
nach. Ich
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