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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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zufrieden
auf, als er mir die Hand um die Schulter legte und mich umarmte. Was für eine
luxuriöse Zeitverschwendung waren diese gemeinsamen Augenblicke ohne jegliche
Eile und Störung!
    „Warum
auch nicht? Wir haben endlich genug Zeit für alles", war Robin einverstanden
und er küsste mich auf den Kopf. Nach einer Weile wanderte mein Blick durch das
Zimmer und blieb auf dem vollen Bücherregal stehen, das meine Interessen
weckte. Was lesen bloß Menschen in solchen Hotelzimmern? "Ich schau
mir kurz die Bücher an, vielleicht finde ich was Interessantes, was meinst du?
Dazu könnte ich noch eine andere CD auflegen", unterlag ich schließlich
meiner Neugier.
    „Wenn du
magst, nur zu", ließ er mich aus seiner Umarmung los. Mit einem Kuss stand
ich auf und wechselte erst die CD. Schon vorher suchte ich die nächste passende
Musik für unseren Abend aus - das zweite Klavierkonzert von Rachmaninoff. Diese
schwermütig romantische, sehnsuchtsvolle Musik mit ihrer sich steigernden
Dramatik und zärtlichen Melancholie spiegelte meine Gefühle an diesem Abend und
eignete sich bestens für unsere Kuschelstunde.
    „Was ist
das für Musik?" fragte Robin, als die ersten Töne das Zimmer füllten.
Wortlos reichte ich ihm die CD und er schaute sie sich an, während ich die
Bücher musterte. Im dem Bücherregal standen unter anderem viele große und dicke
Bildbände, die mich am meisten ansprachen und ich streckte mich nach oben, als
ein bestimmtes Buch meine Aufmerksamkeit weckte. Es war eine großformatige,
reich bebilderte Ausgabe des Kamasutra . Ich zog es heraus und setzte
mich zurück zu Robin. „Schau, was ich gefunden habe", zeigte ich ihm
erwartungsvoll das Buch.
    "Kamasutra ? Das indische Sexbuch?",
wunderte er sich erst und blickte mich schmunzelnd an.
    „Hast du
es gelesen?" fragte ich ihn.
    „Nein,
nur darüber gehört. Und auch schon einige Bilder gesehen. Das sind die
verrücktesten Stellungen darin, stimmt’s?"
    „Stimmt.
Aber es geht nicht in erster Linie um Stellungen, sondern um viel mehr. Hier im
Westen assoziiert man dieses Werk hauptsächlich mit Sexgymnastik oder sogar
Pornographie. Du solltest es lesen, es ist sehr interessant," versicherte
ich ihm.
    „Ich
lese wenig zur Zeit. Auch als ich jünger war, habe ich nicht viel
anspruchsvolle Literatur durchgelesen. Ich bin halt ein Farmerssohn, Baby, und
kein Akademiker wie du. Ich befürchte, du würdest dich mit mir sehr schnell
furchtbar langweilen", gestand er ehrlich und mit Selbstironie.
    „Sei
nicht so hart zu dir!" widersprach ich ihm gleich. "Du bist ein
Künstler, ein Poet, du hast viele sehr gute Songs geschrieben und du malst
tolle Bilder. Abgesehen von deinen Gesangsqualitäten."
    „Ja,
schon, aber das ist alles Popkultur, keine richtige Kunst", wehrte er sich
immer noch selbstkritisch.
    „Was
heißt schon richtige Kunst?!", regte ich mich augenblicklich über seine
Worte auf. "Ich bin zwar Akademiker, wie du es sagst, aber ich höre nicht
nur klassische Musik, sondern viel Rock und Pop. Für mich gibt es keine ernste
und unterhaltende Musik, sondern nur gute oder schlechte Musik! Es gibt einige
bekannte klassische Sänger, die mich völlig kalt lassen, weil sie keine
richtigen Gefühle rüber bringen können, sondern nur narzisstisch ihre
Gesangstechnik und hohen Töne genießen und zur Schau stellen und es gibt Rock-
und Popsänger, die keine geschulten Stimmen besitzen und nicht einmal Noten
lesen können, aber mit ihrem Gesang erreichen sie die Herzen ihres Publikums
und erzeugen eine wahnsinnige Stimmung. Du gehörst sehr wohl dazu! Und was
nützt schon abgehobene, intellektuell anspruchsvolle Poesie, die nur dem Selbstzweck
dient oder eine geschickte, trockene Wortspielerei ist, beim Lesen aber keine
Gefühle erwecken und keine Begeisterung auslösen kann? Ich kann sowas nicht
mehr hören!“ Ich fühlte, wie mich das Thema wirklich bewegte und mein kurzer
fragender Blick auf Robin zeigte mir, dass er mir interessiert zuhörte. Tief
atmete ich ein und fuhr fort: „Robin, fast mein ganzes Leben verbrachte ich mit
dieser abgehobenen akademischen Betrachtungsweise der Kunst und ihrem elitären
Denken und ich sträubte mich immer innerlich dagegen. Oft fühle ich mich fehl
am Platz in diesen „geheiligten" akademischen Hallen, wo nur die „Hohe
Kunst" geduldet und gehuldigt wird. Ich wurde dann ganz rebellisch, fühlte
mich wie ein Punk und wollte am liebsten provozieren. Als ich noch Klavierstudentin
in meiner Heimat war, trug ich

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