Bittersweet Moon
mehr." Nach dem wir uns gegenseitig
Guten Appetit gewünscht hatten, setzten wir uns und widmeten uns gespannt dem
Esstisch. Es gab verschiedene Gemüsegerichte, als Beilage Reis, mehrere
Salatsorten, Lasagne mit Sojafüllung und als Nachtisch Schokoladeneis mit extra
großer Portion Schlagsahne. Zum Trinken gab es natürlich eisgekühlten
Champagner.
"O
nein, das Essen reicht für mindestens fünf Personen", lachte ich, als ich
den üppig vollen Tisch betrachtete. Es duftete verlockend und ich kriegte
großen Appetit.
"Alles
ohne Knoblauch zubereitet und mit ganz viel Schlagsahne als Nachtisch, so wie
du es wolltest", betonte Robin lächelnd. "Übrigens, was für Musik
hören wir?", zeigte er mit dem Kopf zu den Lautsprechern, aus welchen
halblaut die ausgesuchte CD klang.
"Gefällt
es dir?" fragte ich rasch.
"Sie
ist sehr interessant, nur ich kann sie nicht einordnen."
"Ist
auch sehr speziell. Das Vokalensemble singt alte Musik überwiegend aus dem 15.
Jahrhundert und der Garbarek improvisiert mit dem Saxophon eine fünfte Stimme
dazu. Das Ergebnis ist sehr außergewöhnlich, eigentlich eine Geschmacksache,
aber ich finde diese seltsame Mischung sehr reizend." Ich stand kurz auf
um ihm die CD-Hülle zu reichen.
„Das
werde ich mir merken. Oft überlege ich, was für Musik ich hören möchte, wenn
ich nicht gerade selber Musik mache. Manchmal will ich auch was ruhiges,
entspanntes hören und nicht nur meine Lieblingsbands." Robin schaute sich
die CD an und blätterte auf die Schnelle in dem Büchlein. „Du kannst mir
bestimmt noch einige musikalische Tipps geben", legte er schließlich die
CD zur Seite.
„Aber
sehr gerne!", erwiderte ich und wir stießen mit unseren edlen Gläsern an.
„Auf diesen Abend!", sprach Robin und schaute mir tief in die Augen.
„Auf
diesen Abend!" wiederholte ich und trank einen Schluck. Unser dritter und
letzter Abend. Jeder gemeinsame Abend übertraf bis jetzt den vorigen, stellte
ich fest. Die schicksalhafte Begegnung am Freitag, als ich mit Musik seine
Aufmerksamkeit geweckt hatte. Die anschließende, zarte Annäherung in dem
verschneiten Park, wo er sich noch gegen seine Gefühle für mich zu wehren
versuchte. Das Konzert am zweiten Abend, als die Leidenschaft zwischen uns
nicht mehr zu stoppen war und die darauf folgende, unvergessliche Liebesnacht.
Und am dritten Abend saßen wir in diesem märchenhaften Hotelzimmer wie ein
echtes Liebespaar, so nah und vertraut, dass mir der Gedanke an den baldigen
Abschied in seiner Unvorstellbarkeit fast irreal und frei von Schmerz erschien.
In der völlig abgedichteten Glücksblase, in der ich schwebte, hörte ich nicht
die Schicksalsuhr, die schon meine Mitternacht zu schlagen angefangen hatte…
Eingetaucht in Robins blaue Augen, die mich die ganze Zeit während wir aßen
aufmerksam anschauten, hing ich an seinen Lippen als er zu mir sprach. Unsere
Hände berührten sich am Tisch immer wieder, als ob wir Angst hätten, den
Körperkontakt auch nur für einen Augenblick zu verlieren. Während ich das
Schokoladeneis mit Schlagsahne löffelte, schmeckte ich seine Küsse auf meinem
Mund und der prickelnde Champagner machte mich nur noch durstiger nach seiner
Haut und nach seinem Geschmack. Wenn er mir verspielt seinen Löffel mit dem Eis
zum Mund führte, spürte ich dabei seine leckere Zunge. Als sich unsere Knie
unter dem Tisch zufällig trafen, erzitterte mein ganzer Körper in Erinnerung an
seine heißen Liebkosungen. Mein ganzes Wesen war auf ihn eingestimmt und
vibrierte wie eine hoch empfindliche Saite, die er vor zwei Tagen so virtuos in
Bewegung gesetzt hatte. Alle meine Sinne waren von ihm erfüllt und befriedigt
und ich konnte das köstliche Essen auf meinem Teller schließlich nicht richtig
genießen. Wie erwartet, wurden wir beide schnell satt und ich bedeckte die
silbernen Schüsseln wieder mit den Deckeln. „Wir könnten später noch mal Hunger
kriegen".
„Bestimmt,
die Nacht wird noch lang, oder?" Robin lächelte mich vielversprechend an,
als wir vom Tisch aufstanden und zum Sofa wechselten. Gemeinsam warfen wir uns
darauf und versanken tief in die weichen Polster. "Ich bin jetzt satt und
faul, und du?" gestand Robin und machte es sich noch bequemer. "Es
geht mir genau so", gab ich auch zu.
„Gut,
dann lassen wir uns noch Zeit mit dem Whirlpool."
„Wir
können auch einfach eine Weile sitzen, kuscheln und Musik hören, oder?"
schmiegte ich mich an ihn wie eine verschmuste Katze und seufzte grenzenlos
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