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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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gehofft, du könntest für ihn vielleicht irgendeine Einrichtung ausfindig machen, wo er beaufsichtigt werden kann. Er hat den Verstand verloren. Er kann seine Fähigkeiten und Behinderungen überhaupt nicht mehr einschätzen. Ich glaube, dass dieser Mitarbeiter, vor dem du mich gewarnt hast, dieser Jacks, dass er ihn angestachelt hat, obwohl ich noch nicht weiß, zu welchem Zweck.«
    »Ich werde den Transport und eine Unterbringung für deinen Bruder organisieren«, sagte Yuji.
    »Vielen Dank. Ich werde natürlich für alles aufkommen, nur jetzt sofort geht das noch nicht.«
    »Kein Problem.«
    »Ich … Das klingt jetzt vielleicht ein wenig berechnend, wenn ich das sage, nachdem ich dich gerade um so einen großen Gefallen gebeten habe, aber ich wollte mich für die Blumen und insbesondere für deine nette Karte bedanken.«
    »Gerne, Anya. Darf ich dich etwas fragen?«
    »Ja.«
    »Hast du irgendeine Idee, wann und wie du Leo aus der Schule herausbekommen willst? Ich meine, du hast gesagt, sie wäre von Journalisten und Polizisten umlagert. Und einfach mit nach Hause nehmen kannst du ihn ja wohl nicht.«
    »In zwei Wochen haben wir hier einen Ball. Ein ganz großes Fest. Mit Buffet und schicken Klamotten und unzähligen Gästen, die ein und aus gehen. Ich denke, dass ich ihn dann rausschmuggeln kann, auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie ich es mache«, sagte ich.
    »Ich halte es für das Beste, wenn er von deiner Schule auf direktem Wege nach Japan kommt. Dann gibt es nicht so viele Möglichkeiten, ihn zu gefährden.«
    Ich stimmte Yuji zu. Wir beschlossen, in genau einer Woche wieder miteinander zu telefonieren und dass Yuji Ono mir dann sagen würde, wo Leo untergebracht werden würde. Ich würde wieder von der Schule aus in Japan anrufen. Ich konnte mir nicht sicher sein, dass unsere Leitung zu Hause nicht verwanzt war.
    »Danke«, sagte ich vielleicht schon zum vierten Mal.
    »Keine Ursache. Vielleicht werde ich dich irgendwann auch mal um einen Gefallen bitten, auch wenn ich hoffe, dass dieser Tag nie kommen wird.«
    Ich verstand schon, was er damit sagen wollte. »Ach, Yuji, versuch doch bitte, einen Ort für Leo zu finden, der so schön wie möglich ist. Er hat etwas Furchtbares getan, aber er hat eine sanfte Seele. Er ist doch noch ein Kind.« Bei dem letzten Wort zitterte meine Stimme leicht und verriet mehr Gefühl, als mir recht war.

    Ich ging zum Fechten. Seit Scarlet mir das mit Gable erzählt hatte, hatte ich nicht mehr mit ihr gesprochen, deshalb war sie überrascht, als ich sie in der Mädchenumkleidekabine abfing.
    »Scarlet, bist du noch im Planungsausschuss für den Ball?«, flüsterte ich.
    »Ah, jetzt möchte Miss Balanchine auf einmal mit mir sprechen! Nun, ich weiß aber nicht, ob ich auch mit dir sprechen will«, gab sie zurück.
    »Scarlet, für so was habe ich jetzt keine Zeit. Ich brauche deine Hilfe in einer wichtigen Angelegenheit. Aber du musst mir versprechen, dass du Arsley nichts davon erzählst. Wenn du ihm etwas sagst, könnten Menschen verletzt werden oder sogar sterben.«
    »Ich erzähle Gable nicht alles, weißt du?« Sie senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Geht es um Leo?«
    Ich vergewisserte mich, dass uns niemand beobachtete oder belauschte, dann nickte ich.
    »Was kann ich tun?«, fragte sie.
    »Leo ist hier«, sagte ich. »In der Schule. Ich organisiere gerade, ihn weit wegbringen zu lassen, aber ich muss mir etwas einfallen lassen, damit ich ihn aus dem Gebäude bekomme. Ich habe gedacht, der Schulball wäre eine gute Möglichkeit. Außer uns soll aber niemand Bescheid wissen. Ich erzähle es nicht mal Win und Natty.«
    Scarlet nickte. »Du vertraust mir also noch, auch wenn ich mit Gable zum Ball gehe.«
    »Ich bin überzeugt«, sagte ich diplomatisch, »dass du niemals etwas tun würdest, was Leo, Natty oder mir schadet. Du bist meine älteste Freundin, und ich brauche deine Hilfe.«
    Scarlet verstand, was ich ihr sagen wollte. Sie nahm mich in die Arme. »Du hast mir so gefehlt!«
    Ich erwiderte ihre Umarmung. Sie hatte mir auch gefehlt.

    In der folgenden Woche besprachen wir unsere Pläne flüsternd beim Fechten. Beim Mittagessen setzten wir uns aber nicht wieder zusammen. Auf diese Weise käme niemand auf die Idee, dass Scarlet mich unterstützte.
    Einige Pläne, die wir schmiedeten, waren viel zu aufwendig. Zum Beispiel überlegten wir, zur Dekoration eine Piñata in Form eines Pferdes auf Rollen zu fertigen, in dem wir Leo verstecken wollten. Piñatas

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