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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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und bei Win …« Ich gähnte erneut und schlief ein.

X.
    Ich genese, bekomme Besuch und erfahre Neues über Gable Arsley
    Als ich aufwachte, lag ich in meinem eigenen Bett, und es kam mir fast vor, als hätte die ganze Quälerei niemals stattgefunden.
    Aber nur fast, denn Natty lag neben mir, und Leo döste auf meinem Schreibtischstuhl. So schliefen wir normalerweise nicht.
    »Bist du wach?«, flüsterte Natty.
    Ich erwiderte, ich glaubte schon.
    »Imogen meinte, wir sollten dich in Ruhe lassen«, erklärte Natty. »Aber Leo und ich wollten unbedingt dabei sein, wenn du aufwachst, deshalb waren wir die meiste Zeit hier.«
    »Welcher Tag ist heute?«, fragte ich.
    »Donnerstag«, sagte sie.
    Ich hatte zwei Tage durchgeschlafen. »Musst du nicht in der Schule sein?«
    »Ich war schon. Es ist Nacht.«
    Das machte zweieinhalb Tage.
    Leo rührte sich auf dem Stuhl. »Natty, du sollst nicht reden! Du weckst sie auf –« Dann sah er mich. »Annie!« Er sprang in mein Bett und schlang die Arme um mich. »O Annie, du hast mir so gefehlt!« Er küsste mich auf Stirn und Wangen.
    Ich lachte. »Du hast mir auch gefehlt.«
    Als ich den Arm ausstreckte, um ihn um Leo zu legen, stellte ich fest, dass ich am Tropf hing. »Was ist das denn?«, wollte ich wissen.
    Offenbar hatte Imogen mich für unterernährt und dehydriert erklärt. »Arme Annie«, sagte meine Schwester.

    Am nächsten Tag wollte ich wieder zur Schule gehen – ich hatte viel verpasst –, doch Imogen erlaubte es nicht. »Du bist noch zu schwach«, sagte sie.
    »Mir geht’s schon viel besser«, versicherte ich.
    »Am Montag geht’s dir noch mal besser«, war ihre Antwort.
    Ich erinnerte sie, dass sie Nanas Pflegerin war, nicht meine. Dieses Argument überzeugte Imogen nicht im Geringsten. »Geh wieder ins Bett, Annie.«
    Doch ich beschloss, stattdessen lieber nachzusehen, wie es Nana ging.
    Ich huschte in ihr Zimmer und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Sie erkannte mich sofort, was ich als positives Zeichen wertete. Vielleicht hatte sie einen ihrer guten Tage.
    »Hallo, Anyeschka«, sagte sie und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Du siehst sehr schmal aus.«
    »Weißt du nicht mehr? Imogen hat dir erzählt, dass ich wegen einer Straftat vernommen wurde.«
    »Eine Straftat? Nein, das kann nicht sein. Das warst du nicht. Das war dein Vater«, erwiderte Nana.
    »Man dachte, ich hätte einen Jungen namens Gable Arsley vergiftet.«
    »Gable Arsley! Der Name hört sich doch frei erfunden an. Von so einem hab ich noch nie gehört.« Nana winkte ab, ich sollte gehen.
    »Er war früher mein Freund«, sagte ich. »Du hast ihn mal kennengelernt.« Ich stand auf. Nana wirkte aufgeregt, ich wollte schnell verschwinden, um nicht noch einen Schlag ins Gesicht zu bekommen.
    »Annie?«, sagte sie.
    »Ja.«
    »Hat Leo den Job im Pool angenommen?«
    Ich wunderte mich, dass sie das noch wusste. Die geistige Gesundheit meiner Großmutter stellte mich vor immer neue Rätsel. Ich setzte mich wieder. »Noch nicht«, antwortete ich. »Wir hatten alle ziemlich viel zu tun.«
    »Gut, gut. Ich habe nämlich darüber nachgedacht«, sagte Nana. »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
    Da ich nichts Besseres zu tun hatte, wogen wir länger das Für und Wider von Leos Mitarbeit im Pool ab. Nichts Neues kam dabei heraus. Allmählich wurde ich ziemlich müde, deshalb sagte ich Nana, ich müsse gehen.
    »Hol dir einen Riegel Schokolade«, sagte Nana. »Und teile ihn dir nur mit jemandem, den du liebst.«
    Es gab nichts auf der Welt, was ich weniger gewollt hätte als Schokolade, und ich wusste, dass die Polizei eh unseren gesamten Vorrat beschlagnahmt hatte. Dennoch ging ich zum Schrank und tat Nana zuliebe so, als würde ich einen Riegel herausholen.

    Am Freitagabend durfte Scarlet mich besuchen, eine willkommene Ablenkung. Ich wusste es zwar zu schätzen, wie besorgt Imogen, Leo und Natty um meine Gesundheit waren, doch bei all der Fürsorge kam ich mir vor wie ein Pflegefall. Ich brauchte jemanden, der sich in meiner Gegenwart normal verhielt.
    »Und, was ist in der Zwischenzeit in Holy Trinity passiert?«, fragte ich, als Scarlet es sich auf meinem Bett gemütlich gemacht hatte.
    Sie lachte. »Machst du Witze? Du bist das Einzige, was passiert ist. Du und Gable.«
    »Das ist ja ganz toll«, sagte ich.
    »Im Ernst, ihr seid das einzige Gesprächsthema.« Scarlet schlug die Beine übereinander. »Mit meinem Insiderwissen war ich so gut wie das beliebteste Mädchen an der

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