Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Zumeist ging es um Hochzeiten, Geburten und Todesfälle. Gelegentlich hatte es einen Skandal gegeben, hier und da etwas Kurioses. Bauer Mayhews Frau hatte Drillingen das Leben geschenkt, und die Kinder krabbelten jetzt herum und sprachen ein paar Kinderworte. Bauer Morgans Kuh hatte ein Kalb mit zwei Köpfen geboren, dem es nicht so gut gegangen war wie Frau Mayhews Drillingen. Bauer Horders Sohn Paul war mit Bauer Johnsons Tochter Alice durchgebrannt und hatte damit das ganze Shire verblüfft; nicht nur einmal, sondern sogar zweimal: Als sie wegliefen und dann bei der Rückkehr, als Alice wütend wie eine Hornisse ausgesehen hatte und nicht gewillt war, über die Angelegenheit zu reden, während Paul äußerst verdrießlich dreinschaute, aber ebensowenig gewillt war zu reden.
    Während er so dahintratschte, äußerte er sich niemals zu Clives Rückkehr nach so vielen Jahren oder zu dessen überraschender Jugend nach einer derart langen Abwesenheit.
    Jamie zügelte sein Gespann an den schmiedeeisernen Toren von Haus Tewkesbury. »Wenn es Ihnen und der jungen Dame nichts ausmacht, Herr Folliot. Mein Gespann ist alt, und der Weg von hier an steil. Wenn wir Sie selbst und die junge Dame hier absetzen dürften, Sir, wäre ich Ihnen auf ewig dankbar, Sir.«
    »Natürlich.« Clive und Annie kletterten vom Wagen. »Danke schön, Jamie. Und viel Glück!«
    Der Wagen quietschte davon.
    »Was hältst du davon?« fragte Clive.
    »Er hat uns 'nen langen Marsch erspart.«
    »Ja, das hat er getan. Aber ich kenne den Mann noch als Kind. Ich war wenige Jahre älter als er. Sein Vater - ah, welch ein Mann! Er kam gelegentlich zum Haus, und Neville und ich rannten ihm entgegen. Er konnte uns hochheben, einen in jeder Hand. Und er hatte stets ein Stück Obst für jeden dabei. Dahin jetzt, dahin, und sein Sohn ist ein Mann mittleren Alters, zu sehr geschlagen vom Leben und zu sehr eingeschüchtert von den Folliots, um zu bemerken, daß ich in einem Vierteljahrhundert nicht gealtert bin.«
    »Mach dir nichts draus, Clive. Laß uns weitergehen. Wir sind ja fast da.«
    Die Tore schwangen unter dem Druck seiner Hände auf, und Clive und Annie schlenderten den langen Zufahrtsweg zum Haus Tewkesbury hinauf. Das Haus war ein großes Gebäude, das bis fast zu den Eroberungszügen der Normannen zurückdatierte. Clive hatte dort als Kind gespielt, war die langen Korridore auf- und abgerannt, hatte sich in verborgene Nischen gedrückt, die von Tapisserien und hochlehnigen hölzernen Stühlen verborgen wurden.
    »Warst du schon einmal hier, Annie?«
    Sie zögerte mit der Antwort und bestätigte dann leise.
    »Darüber möchte ich weitere Einzelheiten erfahren«, sagte Clive.
    »Bitte - du weißt so vieles nicht, Clive. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Laß uns erst mal dort sein.«
    »Ich erinnere mich, als war's gestern gewesen«, sagte Clive. »Die große Halle, die Waffenkammer, die Küche, wo Neville und ich niemals hinein durften.«
    »Aber natürlich hast du's getan«, lachte Annie. Sie war offenbar erleichtert darüber, daß Clive sich seinen Erinnerungen hingab. So lange er's tat, müßte sie sich nicht seinen bohrenden Fragen stellen.
    »Stimmt. Es gab weitere Orte, wo wir nicht hineindurften. Verschlossene Zimmer. Der Unterkeller. Die innere Bibliothek.«
    »Du durftest nicht in die Bibliothek?«
    »Das Haus besitzt eine großartige Bibliothek, Annie. Vater hat uns dazu ermuntert, sie zu benutzen. Aber das war nur die äußere Bibliothek. Es gab aber auch eine innere Bibliothek. Deren Tür war stets verschlossen. Vater allein besaß den Schlüssel. Jeder Baron Tewkesbury seit - ach, der Ursprung dieses Brauchs liegt im Dunkel - jeder Baron hat den Schlüssel zur inneren Bibliothek in seiner Obhut, und der Schlüssel wird zusammen mit dem Titel weitergegeben.«
    »Dann hast du die innere Bibliothek niemals gesehen.«
    »Niemals.«
    Sie hatten den großen Eingang des Hauses erreicht. Ein livrierter Diener verbeugte sich und griff nach dem riesigen eisernen Türklopfer, ehe Clive danach greifen konnte. Der Diener schlug mit dem metallenen Instrument an die Platte, und ein Donnern hallte durchs ganze Haus.
    Die Vordertür schwang auf, und Clive überließ Annie den Vortritt.
    »Miß Annabelle.« Der Butler verbeugte sich und ließ sie in die Eingangshalle. »Und Major Clive. Welch eine Freude, Sie wiederzusehen, junger Herr!«
    Clive sah dem Butler ins Gesicht. Der Mann war uralt, das spärliche Haar nur noch ein weißer Kranz um

Weitere Kostenlose Bücher