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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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die Bücher von Joshua Ferris nur wegen seiner alphabetischen Nähe zu
Jonathan Safran Foer so gut verkauften). Sie hätte selbst eine richtige
Lesereise organisieren und, mit einem Navigationssystem bewaffnet, an der
Ostküste alle Exemplare ihres Buches signieren können. Sie hätte eine interaktive
Website einrichten, Wettbewerbe veranstalten, ein Blog starten können. John sah
hilflos zu, wie sich ihr Kummer zur Raserei steigerte. Dann hörte die
Selbstgeißelung so plötzlich auf, wie sie begonnen hatte. Sie rief ihren alten
Chef an, wurde wieder in ihr Kabäuschen gesetzt und machte sich von neuem
daran, die Vorzüge von Goretex zu rühmen, was sich als ihrer beider finanzielle
Rettung erwies, weil John kurz darauf seinen Job verlor.
    War Johns
Entlassung auch tragisch, war sie doch nicht ungewöhnlich: Bei allen großen
Zeitungen hatte es massive Kündigungswellen gegeben, und bei der New York
Gazette war die Situation besonders schlimm. Die Geschäftsleitung
verkündete ihre Absicht, die Redaktion um ein Viertel zu verkleinern, nur
wenige Monate nachdem sich alle mit «Lohnzugeständnissen» einverstanden
erklärt hatten, um genau das zu verhindern. Dem folgte ein aufmunterndes kurzes
Memo mit der Versicherung, wenn sie alle an einem Strang zögen, könnten sie
«mit weniger mehr bewegen!». Im nächsten Memo wurden sie aufgefordert, «die
Ärmel hoch- und den Laden umzukrempeln», «Zufriedenheit zu erzeugen» (John
fragte sich, ob die Reporter in den Augen der Geschäftsleitung nichts anderes
zu tun hatten) und sich auf die «Aufmachung» zu konzentrieren. Diagramme!
Anschauliche Beispiele! Gestaltung! Dies sei der Weg in die Zukunft. Ein
Hanswurst von Geschäftsführer erklärte doch tatsächlich, die perfekt gestaltete
Seite würde dafür sorgen, dass die Leser ihren Kaffee verschütteten. John
sehnte sich nach der Zeit zurück, als Ken Faulks noch am Ruder war, doch
Faulks, ein Medienmogul mit rotblonden Haaren und schiefem Lächeln, graste
schon lange auf den satteren Wiesen der Pornographie. John hatte den Mann nicht
besonders gemocht - wie John sich erinnerte, hatte er die soziale Kompetenz
eines Dschingis Khan -, aber bei ihm war der Betrieb wenigstens solvent
geblieben.
    Nach
mehrmonatiger Suche bekam John eine feste Stelle beim Philadelphia
Inquirer oder The Inky, wie die
Zeitung von den Mitarbeitern genannt wurde. Es war ein toller, ein großartiger
Job, aber es beschämte John fast zu Tode, ihn anzunehmen, weil er allein der
Tatsache zu verdanken war, dass sein Vater ein anderes Mitglied der Moose Lodge
um einen Gefallen gebeten hatte. John wurde genommen und Elizabeth unterstellt,
der seine Anwesenheit ein Dorn im Auge war, zumal anderen Inky- Angestellten
nahegelegt worden war, sich in den Vorruhestand zu verabschieden.
    Unter
anderen Umständen hätte seine Arbeit für sich selbst gesprochen. Johns
Untersuchung eines Brandes im Affenhaus eines Tierparks im Jahr 2008 -
ausgerechnet am Heiligen Abend - hatte grobe Mängel und schweres Fehlverhalten
aufgedeckt. Feuermelder hatten Alarm gegeben und waren ignoriert worden. Eine
Sprinkleranlage war nicht vorhanden. Insgesamt starben dreiundzwanzig Tiere,
darunter eine vollzählige Bonobo-Familie. Vor einer Woche, am Jahrestag des
Feuers, war ein Kleinkind auf eine Mauer geklettert und sieben Meter tief in
das neue Gorillagehege gestürzt. Das einzige Gorillaweibchen, das den Brand
überlebt hatte und dessen Baby an Rauchvergiftung gestorben war, stürmte durch
die aufgebrachte Schar der anderen neugierigen Gorillas, nahm den Kleinen in
die Arme und trug ihn zum Tor des Geheges, wo sie ihn den Tierpflegern übergab.
Dieser erstaunliche Beweis von Einfühlungsvermögen, auf Video festgehalten und
im ganzen Land ausgestrahlt, wurde von etlichen rechtsgerichteten Medien und
vermeintlichen Experten als simple Abrichtung abgetan. Simple Abrichtung
worauf?, fragte sich John. Wollten sie damit sagen, der Tierpark hätte
Babypuppen ins Gorillagehege geworfen, um die Tiere für genau diesen Fall zu
dressieren? John fand diese reaktionäre Ignoranz fast so faszinierend wie die
Reaktion des Gorillaweibchens - war Einfühlungsvermögen denn nur Menschen
gegeben? Ging es in der Diskussion tatsächlich um Evolution? -, und das führte
dazu, dass er einen Artikel über die im Menschenaffen-Sprachlabor
durchgeführten Kognitionsstudien vorschlug. Elizabeth bestimmte kurzerhand,
dass er sich den Artikel mit Cat Douglas teilen müsse. Ohne Erklärung. Aber
John hatte

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