bK-Gruen, Sara
könnte. Wie es scheint, hat sie mal bei den
Tierschutz-Aktivisten mitgekämpft. Leider kann ich nicht sagen, dass mich das
überrascht.»
Isabels
Gedanken rasten in die Vergangenheit und durchleuchteten Celias Zeit im Labor.
Isabel
hatte zwar Peters Bedenken wegen ihrer Ausdrucksweise geteilt, aber nie an
ihrer Zuneigung für die Bonobos gezweifelt.
Nein. Die
Irren Sich. Das Kann Nicht Sein.
Peter
schaute traurig drein. Isabel schloss die Augen, Tränen liefen ihr über die
Wangen.
Zwischen
ihnen dehnte sich Schweigen, gebrochen von Hagelprasseln und allem, was dies
für die Affen auf den Bäumen bedeutete. Als sie die Augen wieder aufmachte,
spürte sie Peters Blick auf sich ruhen. Er atmete hörbar aus und fuhr sich mit
der Hand durch die Haare.
Zeig Es
Mir.
Er nickte
zögernd. «Ganz sicher?» Ja.
Er sah
sich im Zimmer um, dann im Bad, ging in den Flur. Nach wenigen Minuten kam er
mit einem Handspiegel zurück. Er stellte sich ans Bett und drückte die Vorderseite
des Spiegels an seinen Pullover.
«Es ist
alles ganz frisch - das weißt du, ja? Die besten plastischen Chirurgen der
Stadt kümmern sich um dich. Du wirst gut aussehen. Du wirst dich gut
fühlen.»
Isabel
sah ihn an und wartete.
Peter
räusperte sich und hielt den Spiegel vor sie. Er neigte die blinkende
Vorderseite, bis ein Gesicht ins Blickfeld kam.
Eine
vollkommen fremde Person blickte sie an. Kopfhaut und Wangen waren in Mull
gewickelt. Die Nase war breit und platt, unter dem Sauerstoffröhrchen saß eine
absurde «Nasenwindel», um den blutigen Schleim aufzufangen. Die geschwollene
Haut war blau angelaufen, mit rötlich-lila Flecken. Die Augen waren Schlitze
zwischen geschwollenen Fleischwülsten, und das Weiße von einem Auge war
scharlachrot. Neben dem Gesicht erschienen zitternde Finger, und die gehörten
unbestreitbar zu ihr. Der Spiegel verschwand.
Isabel
brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie gesehen hatte. Sie schaute
Peter trostsuchend an, der immer noch seinen Kiefer ver- und entkrampfte.
Meine
Haare? Weg?
«Bloß
vorübergehend. Du hast mehr als fünfzig Stiche in der Kopfhaut.» Zähne?
«Du hast
fünf verloren, glaube ich. Das kann man mit Implantaten richten. Und die
Stiche, alle unterm Haaransatz. Wenn die Haare wieder wachsen, sieht man die
nicht. Ehrlich, es hätte viel schlimmer sein können. Du hättest verbrennen
können.»
Die Uhr
tickte, die Hagelkörner prasselten.
Hast Du
Meine Mutter Angerufen?
«Ja.»
Und?
Peter
antwortete nicht gleich und nahm ihre Hand. Er führte ihre Fingerspitzen an
seine Lippen. «Ach, Süße. Es tut mir so leid. Wirklich.»
Die
Polizei kam am Nachmittag, zwei Beamte in Zivil in triefnassen
Funktionsjacken. Sie blieben in einigem Abstand vom Bett stehen, während sie
auf den Dolmetscher für Gebärdensprache warteten, und fühlten sich sichtlich
unwohl. Isabel dachte an das, was sie im Spiegel gesehen hatte, und verstand
die Befangenheit der Männer.
Als der
Dolmetscher eintraf, schüttelte Isabel den Fingerclip ab, der Sauerstoff und
Puls maß, und begann, aufgeregt mit beidhändigen Zeichen zu erzählen.
Der
Dolmetscher beobachtete ihre Hände und sprach. «Sind die Affen noch auf den
Bäumen? Haben sie Wasser oder Futter bekommen? Es ist zu kalt für sie. Sie sind
empfindlich. Anfällig für Lungenentzündung. Grippe. Eine ist trächtig. Wer
kümmert sich um sie?»
Die
Polizisten sahen sich an. Der ältere von beiden fragte den Dolmetscher: «Können
Sie ihr bitte sagen, dass wir ein paar Fragen haben?»
«Sprechen
Sie mit ihr», erwiderte er und wies mit dem Kopf auf Isabel.
«Na gut»,
sagte der Polizist. Zögernd richtete er seinen Blick auf Isabel, die ungeduldig
blinzelte. Er räusperte sich und schrie beinahe, mit Pausen zwischen den
Wörtern: «WIE VIELE ... PERSONEN ... HABEN ... DAS LABOR ... NACH
DER EXPLOSION ... BETRETEN?»
Ich Bin
Nicht Taub, erwiderte sie. Und fügte kurz darauf hinzu: Vier,
Vielleicht Fünf.
«Haben
Sie jemanden erkannt?» Die Stirn des Polizisten glänzte, sein Blick wechselte
zwischen Isabel und dem Dolmetscher, sichtlich unsicher, ob er auf die Hände
schauen sollte, die die Wörter bildeten, oder auf den Mund, der sie aussprach.
Nein. Sie
Hatten Gesichtsmasken Auf.
Der
andere Polizist fragte: «Stimmt es, dass Celia Honeycutt das Labor kurz vor der
Explosion verlassen hat?»
Ja.
«Hat sie
sich in irgendeiner Weise merkwürdig verhalten?» Nein.
«Nervös?
Fahrig?» Nein. Nichts.
«Die
Leute, die nach der Explosion
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