bK-Gruen, Sara
Stunde rausgegangen. Mach dich locker.»
John
beugte sich wutentbrannt zu ihr hin. «Du hast wohl gedacht, ich hätte gar
nichts vorzuweisen, was?»
«Hast
du?»
«Die
Universität hat die Affen verkauft. Ist dir das bekannt?»
Cat
runzelte die Stirn.
«Und eine
Laborpraktikantin ist in Untersuchungshaft. Hast du das gewusst?»
Cat sah
ihn verärgert an, wandte sich dann ab. «Ich schick einen Anhang.»
«Nein»,
sagte John bestimmt. «Ich schicke
den Anhang. Ich nehme an, du hast mir eine Kopie deines Berichts geschickt?»
Cat
richtete den Blick auf ihre Finger, die wieder im Wasser kreisten. «Leite ich
dir weiter.»
John war
fassungslos. Das Ganze war eine derartige Unverschämtheit, dass es ihm die
Sprache verschlug. Wurde sein Name in dem Artikel überhaupt erwähnt?
Ein
älterer Herr tauchte am Rand des Whirlpools auf. «Ist noch ein Plätzchen frei?»,
fragte er.
Amanda
rutschte ein Stück.
Er stieg
die erste Stufe hinunter, guckte die drei im Wasser an und zwinkerte John zu.
«Sie sehen mir überfordert aus. Soll ich Ihnen eine abnehmen?»
«Nur zu.»
John wies mit dem Kinn auf Cat.
Cat
wandte langsam den Kopf und taxierte den Mann mit einem so kalten,
vernichtenden Blick, dass er die Stufen rückwärts wieder hinaufging und sich
in einen Sessel setzte.
«Perversling»,
sagte Cat.
«Ich
glaube, er wollte bloß freundlich sein», sagte Amanda.
«Und ich
glaube, Sie finden jeden nett», sagte Cat.
«Ja, fast jeden»,
antwortete Amanda giftig und stand auf. Wasser tropfte von ihren Hüften in den
dampfenden Whirlpool. «Ich geh aufs Zimmer.» Als sie die Stufen hochstieg,
schaute John ängstlich zu der Väter-Clique hinüber, die wieder ungeniert
starrte.
John
sprang auf, was das Wasser kurz ins Schaukeln brachte. Er nahm zwei Stufen auf
einmal, schnappte sich das erstbeste Handtuch und legte es Amanda um.
«Oh,
danke, Baby.» Sie steckte das Handtuch fest und ging zur Tür.
John
folgte ihr. Als er die Tür aufzog, sah er zurück zu den Männern, die immer noch
hinterherglotzten. Er deutete zuerst auf Amanda, dann auf seinen Ehering und
formte lautlos das Wort «Meine».
In dieser
Nacht liebten sie sich so heftig, dass John danach keuchend und zitternd auf
das Laken zurücksank. Ein bestialisches Begehren, ein verzweifeltes
Besitzverlangen war über ihn gekommen, und sie hatte darauf reagiert.
Bis zu
diesem Abend hatte es John mit Stolz erfüllt, dass andere Männer seine Frau attraktiv
fanden. Heute Abend hätte er die Kerle umbringen können. Noch nie war ihm so
lebhaft bewusst gewesen, wie sie Amanda mit den Augen auszogen. Verheiratete
Männer, Männer mit Kindern, Männer, deren Frauen und Kinder unmittelbar
danebensaßen. Wie konnte er Amanda allein nach L. A. gehen
lassen?
Aber
etwas ängstigte ihn noch mehr, so sehr, dass sich ihm allein bei der
Vorstellung die Nackenhaare sträubten. John hielt sich für treu und anhänglich,
und es gab nichts, was er nicht für Amanda tun würde. Sollte sie seine Leber
brauchen, sie könnte sie haben. Einen Augapfel? Geschenkt. Und doch, in diesem
Moment, da seine schöne, vollkommene, begehrenswerte Frau nackt neben ihm lag,
konnte er seine Gedanken nicht davon abhalten, quer durch die Stadt zu Isabel
Duncan zu schweifen.
***
Bonzi
hockte in einer dunklen Ecke, Lola klammerte sich an ihre Brust. Sie war die
Erste, die das Schlüsselklimpern hörte, und warnte schreiend den Rest der
Familie: Die Männer waren zurück.
Das
Neonlicht flackerte und sprang surrend an.
In dem
Käfig gegenüber von Bonzi und Lola kreischte Sam «Whah!» und hüpfte aufgeregt
hin und her. Er blieb stehen, um Böse Besuch! Böse Besuch! zu
signalisieren, machte dann in seinem Käfig aus stranggepresstem Metall einen
Satz nach vorn und rüttelte heftig mit Händen und Füßen an der Tür. Als er
zurücksprang, blutete sein rechter Daumen. Ohne die Verletzung zu beachten,
hockte er sich in den vorderen Teil des Käfigs, das Fell gesträubt, den Kopf
zurückgeworfen, voll auf der Hut. Die anderen Bonobos saßen da, warteten,
lauerten.
Menschenschritte,
schwere Schritte auf dicken Sohlen, hallten im Betonflur wider. Als sie näher
kamen, geriet Bonzi in Panik, denn sie konnte nur sehen, was sich direkt vor
ihrem Käfig befand.
Die
Käfige von Jelani, Sam und Makena standen gegenüber, sodass die drei zwar
Bonzi, aber einander nicht sehen konnten, weil ihre Zellen durch Betonmauern
voneinander getrennt waren. Mbongo konnten sie lediglich hören. Er war
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