bK-Gruen, Sara
der sie sich trennen mussten, rückte immer näher. Amanda drehte sich
ruckartig zur Seite und drückte sich fest an ihn.
Er
umfasste ihr Gesicht und hob es zu sich hoch. Er sah, dass sie mit den Tränen
kämpfte.
John
strich ihr mit seinen Daumen über die Augen. «Bist du dir wirklich sicher, dass
du klarkommst?»
Sie schniefte
und nickte. «Aber hallo», sagte sie allzu munter. «Alles bestens.» Sie kramte
ein Papiertaschentuch aus ihrer Handtasche und putzte sich die Nase. «Wir
werden uns nicht jedes Wochenende sehen können, oder?»
John
zögerte, schüttelte dann den Kopf. Er hätte alles darum gegeben, ihr eine
andere Antwort geben zu können, aber er hatte die vergangene Nacht lange wach
gelegen und ihre finanzielle Situation durchdacht. Sie hatten ohnehin schon
kaum von seinem Gehalt leben können. Auf die Ersparnisse waren sie angewiesen,
auch ohne dass Reisekosten obendrauf kamen. «Außer wir gewinnen im Lotto. Aber
wir telefonieren jeden Tag, und Ariels Hochzeit ist schon in zweieinhalb
Wochen.»
Amanda
war jetzt die Zweite in der Schlange.
«Wir
kriegen das schon hin», sagte John aufmunternd. «Bis dahin knobel ich was aus.
Vielleicht können wir uns alle zwei bis drei Wochen besuchen. Das wäre machbar,
solange es nur vorübergehend ist.»
Amanda
strich sich mit den Händen über Stirn und Wangen. Dann meinte sie: «Mache ich
das Richtige?»
«Ich
glaub schon», sagte John. «Ich hoffe es. Jedenfalls stecken wir beide zusammen
drin. Vergiss nicht, wir sind ein Team.»
Der Mann
vor Amanda betrat die Sicherheitsschleuse. «Bordkarte und Ausweis, bitte»,
sagte die Kontrollbeamtin. Amanda reichte sie ihr und drehte sich wieder zu
John um. «Jetzt ist es so weit», sagte sie und küsste ihn. «Mach's gut.»
«Mach's
gut, Baby», sagte er und drückte sie innig. «Ruf mich sofort an, wenn du
angekommen bist.»
«Klar
doch.»
Die
Kontrollbeamtin blickte von Amandas Führerschein in ihr Gesicht, kritzelte mit
einem Textmarker etwas auf ihre Bordkarte und gab ihr beides zurück. Amanda
setzte ein knappes, tapferes Lächeln auf und verschwand.
John
umrundete die gläserne Wand, bis er Amanda wieder im Blick hatte. Er
beobachtete, wie sie die Stiefel auszog und Handtasche und Laptop in einen
grauen Behälter auf das Beförderungsband legte. Sie wurde angewiesen, Stiefel
und Handtasche aus den Behältern zu nehmen und direkt auf das Band zu legen.
John sah, wie sie auf Strümpfen am Metalldetektor wartete, bis sie
durchgewinkt wurde, und dann war sie endgültig verschwunden.
«Mach's
gut, Baby», sagte er leise.
Sein
Handy klingelte, als er gerade auf den Parkplatz des Residence Inn fuhr. Einen
flüchtigen Augenblick lang wagte er zu hoffen, Amandas Flug sei annulliert oder
zumindest verspätet. Selbst wenn ihnen dadurch nur ein letztes gemeinsames
Essen vergönnt wäre ... «Hallo?»
«Hey, ich
bin's, Elizabeth.»
«Hi»,
sagte er und versuchte, nicht allzu enttäuscht zu klingen. «Hast du den Anhang
gekriegt?»
«Ja. Hör
zu, ich brauch dich hier in Philly. Wie schnell kannst du hier sein?»
«Was?
Warum?»
«Ich
brauch dich für eine Sache.»
«Ich bin
schon an einer Sache dran.»
«Ja, aber
diese Affengeschichte ist wohl mehr was für Cat...»
«Von
wegen!»
«... und
eure Zusammenarbeit scheint ja ohnehin nicht so der Hit zu sein ...»
«Was hat
sie dir erzählt?»
«Spielt
keine Rolle. Ich brauch dich hier.»
«WAS HAT
SIE DIR ERZÄHLT?»
«Tut
nichts zur Sache. Offen gesagt, ich habe nicht die Mittel, euch beide dort zu
halten, und sie ist mehr als tüchtig. Und ich brauche jemand für eine andere
Geschichte. Also komm her, so schnell du kannst.» Sie legte auf.
John
klappte sein Telefon zu und warf es auf den Beifahrersitz. Er parkte das Auto
und blieb sitzen, umklammerte das Lenkrad mit beiden Händen, knirschte mit den
Zähnen und guckte auf den Hundetütenspender direkt vor dem Hoteleingang.
Sie ist
mehr ah tüchtig.
Und du,
mein Lieber, bist es nicht. John war noch nie in seinem Leben so nahe daran
gewesen, jemanden zu ermorden. Es war seine Artikelserie, seine Story, und Cat hatte sie ihm
entrissen, so geschickt wie ein Faxenmacher, der ein Tischtuch unter einem
Thanksgiving-Mahl wegzieht.
Tataa!
Frans und
Tims Mietwagen stand nicht in der Zufahrt, aber erst als John einen Blick ins
Gästezimmer warf, wusste er mit Bestimmtheit, dass sie abgereist waren.
Überall
hatte Frans Wirken Spuren hinterlassen: Sessel- und Sofaschoner, mit Papier
ausgelegte
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