bK-Gruen, Sara
hier.»
«Waren
sie hier?»
Sie
taxierte ihn, bevor sie sprach. «Kurz. Mitten in der Nacht ist ein Lastwagen vorgefahren,
die Männer haben sie ruhiggestellt, und weg waren sie.»
«Sie
haben ihnen wieder eine Spritze verpasst?»
«Ging
wohl nicht anders. Wir haben hier ja keine Zwangskäfige. Wir bekommen
überwiegend Hunde und Katzen. Das Verrückteste, was wir vor den Affen je hier
hatten, war ein Alligator. Ein Typ hatte ihn in Florida als Baby gekauft, und
ehe er sichs versah war es zwei Meter lang, und er warf Truthahnschenkel die
Kellertreppe hinunter und füllte mit einem Schlauch mehrere
Kinderplanschbecken, die er unten aufgestellt hatte. Das funktionierte, bis
sein Heizkessel kaputtging und er einen Mechaniker brauchte.»
John sah
sie mit großen Augen an. Dann schüttelte er den Kopf. «Die Affen - waren Sie
hier, als sie abgeholt wurden?»
«Ja. Wir
haben zu wenig Personal. Eine Anzahl von unseren Ehrenamtlichen wurde gestern
obendrein zur Befragung abgeholt. Jemand von denen macht gerade ein Praktikum
im Labor.»
John
wurde ganz aufgeregt. «Tatsächlich? Kann ich seine Telefonnummer haben?»
«Ihre Nummer.
Weil ja sowieso alles im Internet ist, wüsste ich nicht, warum nicht. Ich
glaube aber, sie ist noch in Untersuchungshaft.» Sie nahm ein Heft aus einer
Schublade und blätterte es durch, dann schrieb sie einen Namen und eine Nummer
auf einen Zettel. Sie schob ihn durch den Schalter.
Celia
Honeycutt. Sie war in dem ELL-Video genannt worden, was nicht dazu passte, dass
sie unter Verdacht stand. Hatte die ELL sie einbezogen, um die Spuren zu
verwischen? Er faltete den Zettel zusammen und steckte ihn ein. «Wissen Sie,
warum man sie abgeholt hat?»
«Keine
Ahnung. Wie spät ist es eigentlich?» Sie sah auf ihre Uhr und seufzte. «O Gott,
ich bin schon sechzehn Stunden hier.»
«Wer hat
die Affen mitgenommen?»
Sie
schüttelte den Kopf. «Keinen Schimmer. Die hatten sogar das Nummernschild
verdeckt. Ich weiß nur, dass Kaufverträge vorlagen, darum musste ich sie
aushändigen.»
«Was?»
Als John begriff, was das bedeutete, schloss er die Augen. Mit einem Mal ergab
die Erklärung der Universität einen Sinn, in der es hieß, man habe Vorkehrungen
getroffen, um zu gewährleisten, dass so etwas nicht wieder passierte. Er fragte
sich, ob Isabel Bescheid wusste, und der Gedanke an sie versetzte ihm einen
Stich.
Familie, hatte sie
gesagt.
Er
stützte sich auf den Schalter und fuhr sich übers Gesicht. «Sie haben doch
sicher den Namen des Käufers auf dem Vertrag gesehen.»
«Es war
ein Firmenname.»
«Dann
haben Sie doch bestimmt eine Kopie behalten.»
«Sie
haben mich anscheinend nicht verstanden - ich war allein hier. Ich hatte mich
um sechs Affen zu kümmern, zusätzlich zu allen
anderen Tieren. Die Typen hatten einen Anwalt und jemanden von der Universität
bei sich. Was hätte ich machen sollen? Sie waren berechtigt, sie mitzunehmen.»
Sie schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: «Hören Sie, manchmal, wenn
ich gerade bei Starbucks Pause machte, kam Celia oder jemand anders vom Labor
rein und bestellte Magermilch-Macchiato für die Affen. Sie hatten eine
Videokamera dabei. Offenbar haben sich die Affen das hinterher gerne angeschaut.
Die Leute hinter dem Tresen haben immer in die Kamera gesprochen, als hätten
sie die Affen direkt vor sich. Ich fand das irgendwie cool. Vermutlich
verstehen sie Englisch.»
«Das tun
sie. Ich habe sie kennengelernt», sagte John leise und hob den Kopf. Er seufzte
und klopfte mehrmals mit den Fingerknöcheln auf den Schalter. «Okay. Schön.
Danke, Sie haben mir sehr geholfen.»
Im Auto
rief John Celia Honeycutt an, aber wie erwartet meldete sich niemand. Als er
wieder ins Hotel kam, stieg ihm schon in der Lobby der Duft von Amandas Kochkunst
in die Nase.
Als er
die Tür zu ihrer Suite öffnete, blickte er direkt auf die Küchenzeile. Amanda
stand über die Spüle gebeugt und entfernte sorgfältig die äußeren Häutchen von
Pilzkappen, während es auf einer Elektroplatte in einem riesigen Topf
blubberte. Auf der Anrichte war ein Teppich aus Sellerieblättern,
Zwiebelschalen, Hühnergerippe, Gemüsefond-Dosen, Weinflaschen, Seihtüchern,
Porreeresten und mehreren Bund glatter Petersilie ausgebreitet.
Er küsste
sie in den Nacken. «Was machst du da?»
«Füllung
für Hühnerpastete. Ich dachte mir, man kann sie auch mal ohne Teighülle essen.»
«Okay.»
Einen Moment später fügte er hinzu: «Aber der Teig ist mir das Liebste
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