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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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nachzudenken. Dabei hatte er schon darüber nachgedacht -
ausgiebig sogar. Er war immer davon ausgegangen, dass sie irgendwann Kinder
haben würden, aber angesichts ihrer gegenwärtigen Situation fiel es ihm schwer
zu glauben, dass jetzt der richtige Zeitpunkt dafür war.
    Sie
gingen in ihr Lieblings-Sushi-Lokal. Es war dekadent, aber Amanda flog am
nächsten Morgen wieder nach L.A., und es war gut möglich, dass sie sich drei
Wochen nicht sehen würden. Amanda trug das Kleid, das sie für Ariels Hochzeit
gekauft hatte, dazu neue Schuhe. Rechts von John war die gutbestückte Bar,
deren indirekte Beleuchtung alle fünfzehn Sekunden die Farbe wechselte.
    «Was ist
mit dir?», fragte Amanda. «Du bist so still.»
    John
hatte die ganze Zeit in seinem Sakebecher gerührt. «Verzeih. Ich ertrage den
Gedanken einfach nicht, dass du wieder weggehst. Du fehlst mir so.» Er machte
eine Pause, schaute zu ihr auf und dann wieder auf seinen Becher und fügte
hinzu: «Und ich hasse meinen Job.»
    Sie machte
ein betroffenes Gesicht. «Ach, Schatz ...»
    «Nein,
wirklich. Früher war ich gerne Journalist. Ich hatte das Gefühl, etwas bewegen
zu können. Die Affen-Serie war auf vielen Ebenen bahnbrechend - Sprache,
Begriffsverständnis, Kultur. Evolution, eine grundlegende Neudefinition
unserer Sicht auf andere Tiere, Extremisten auf beiden Seiten, vernünftige
Menschen dazwischen. Ich hatte das Gefühl, Teil einer wichtigen Debatte zu
sein.»Er stieß einen tiefen Seufzer aus. «Weißt du, was mein nächster
Stadtkrieger-Auftrag ist?» Sie schüttelte den Kopf.
    «Ich
schreibe einen Artikel über Hausfrauen mit Kindern, die ein Doppelleben als
Nutten führen. Sie gehen anschaffen, während die Kleinen Mittagsschlaf halten.»
    Amanda
klappte die Kinnlade herunter.
    «Kein
Witz», sagte John. «Ich bin Mittwoch mit einer verabredet. Candy heißt sie.
Angeblich. Sie hat mir nicht geglaubt, dass ich John heiße. Sie meinte, das
sagen alle.»
    «Stimmt
vermutlich», sagte Amanda.
    «Sie hat
mich jedenfalls gebeten, um die Ecke zu parken und über den Hinterhof zu
kommen, damit die Nachbarn mich nicht sehen - oh, und stell dir vor, jetzt
kommt das Beste, sie wohnt drei Straßen von meinen Eltern entfernt -, und dann
soll ich erst durchs Fenster gucken, ob der Kleine noch auf ist. Bevor er ins
Bett geht, guckt er die Sesamstraße und isst
eine Kleinigkeit; wenn der Hochstuhl leer ist, soll ich durch die Hintertür
reinkommen.»
    «Ach du
lieber Gott. Ist ja zum Heulen», sagte Amanda, und einen Moment lang sah es so
aus, als würde sie es tatsächlich gleich tun. «Sie weiß nicht, dass du
Reporter bist?», fuhr sie schließlich fort.
    «Nein,
sie denkt, ich bin ein Freier.»
    «Meinst
du, sie spricht mit dir, wenn sie dahinterkommt?»
    «Das will
ich hoffen. Sonst muss ich eine andere finden und wieder von vorn anfangen.»
    Amanda
rührte ihre Misosuppe um, die in ihre Bestandteile zerfallen war, und blickte
dann auf das Nest aus Meeresalgen und Tofu.
    Er nahm
ihre Hand. «Amanda, du hast nicht viel von L. A. erzählt, nur von dem Arschloch
im Ivy - ist alles okay? Wie läuft's denn so?»
    «Na ja»,
sagte sie achselzuckend, «die Arbeit ist okay. Bloß dass die Produktion dauernd
was am Drehbuch ändert, und das nervt, wenn man einen Handlungsfaden herstellen
will.»
    «Hast du
dich mit jemand angefreundet?»
    «Manchmal
geh ich mit Sean weg.» Auf Johns irritierten Blick fügte sie hinzu: «Keine
Angst. Er ist schwul.»
    «Oh.
Gut.»
    Sie nahm
ihre Handtasche von der Polsterbank und stand auf. «Bin gleich wieder da.»
    «Alles
klar», sagte John. Sobald sie hinter ihm verschwunden war, kippte er seinen
winzigen Becher Sake hinunter. Was er wirklich brauchte, war ein Valium.
    Amandas
Vermieter hatte von ihr verlangt, einen Sechsmonatsvertrag zu unterschreiben,
weshalb sie gezwungen waren, mindestens so lange doppelte Miete zu bezahlen.
Sie hatten sich früher schon mal von Instant-Nudeln ernährt und konnten es
wieder tun. Er wollte nur das Gefühl haben, dass ihr Schritt sie wirklich
glücklich machte; das schien jedoch bislang nicht der Fall zu sein.
    «Oooohhh,
sieh mal einer an!», quiekte eine bekannte Stimme. John drehte sich um und sah
die Kellnerin Li, die sie meistens bediente, hinter der Bar stehen. Ihr ganzes
Gesicht erstrahlte in der Karikatur eines Lächelns. John fuhr herum und sah
Amanda von der Toilette kommen.
    Amanda
blieb stehen und blickte erst über die eine, dann über die andere Schulter, um
zu sehen, ob sie

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