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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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engagieren sich wie ehrliche Bürger in Stiftungen, Fördervereinen und staatlichen Organisationen. Das ist, so stellten Experten aus vielen Ländern bei einer der traditionell vom BKA veranstalteten Herbsttagungen fest, die Herausforderung für die Zukunft: Scheinbar seriöse Geschäftsleute in den Chefetagen der Finanzwelt, die ihre Steuern bezahlen, aber im Keller immer noch für besondere Fälle ihre Killerkommandos unterhalten.
    Auch das Bundeskriminalamt hat längst erkannt, dass Kriminelle in die legale Wirtschaft wechseln und Geschäfte machen, statt sich wie in der Vergangenheit blutige Straßenkämpfe um Marktanteile zu liefern. Die Zusammenarbeit der Profis von EUROPOL und BKA funktioniert reibungslos. Beider OK-Berichte stimmen zum Beispiel in der entscheidenden Analyse überein, wonach immer mehr kriminelle Banden nach dem Vorbild der italienischen und amerikanischen Mafia ihre schwarzen Gelder in der legalen Wirtschaft nicht nur sauber waschen, sondern selbst als Unternehmer tätig sind. Bürger werden dabei nicht mehr ausgeraubt, sondern benutzt.
    Gangster im Nadelstreifen sind nicht auf den ersten Blick zu unterscheiden von seriösen Geschäftsleuten. Im Zweifelsfall haben sie denselben Schneider, wohnen in denselben besseren Vierteln der Städte, machen Urlaub an denselben beliebten Stränden oder in den Nobelorten Davos und St. Moritz, lassen ihre Kinder ausbilden an teuren Privatschulen – und falls sie aus Russland stammen, wo nach Schätzungen von Fachleuten rund siebzig
Prozent der legalen Wirtschaft von der russischen Mafia kontrolliert werden, sogar an den besten weltweit. Die Strategie der Mafiosi in der vernetzten globalen Wirtschaft lautet, als erfolgreiche Unternehmer in den besseren Kreisen als gleichrangig anerkannt zu werden. Die in jenen Kreisen, zu denen sie eigentlich gehören, traditionell üblichen Methoden der Markteroberung durch Mord und Erpressung haben sie der Unterwelt überlassen. Sie bewegen sich lieber in der Oberwelt, wo zwar auch gelogen und betrogen wird, aber nicht geschossen und gebombt, und wo sie deshalb unter den legalen Geschäftsleuten gar nicht weiter auffallen.
    Roberto Scarpinato, Staatsanwalt in Palermo, auch in Deutschland seit Carmen Buttas TV-Berichten und Reportagen bekannt, Nummer eins auf der Todesliste der kalabresischen Mafia-Organisation ’Ndrangheta, deren Geschäfte sich von der Kokainproduktion in Kolumbien bis zur Geldwaschanlage in Form einer Pizzeria in Sachsen erstrecken, ist überzeugt davon, dass der gefährlichere Teil des Kraken unsichtbar ist. Angesehene Juristen, Ärzte, Unternehmer hätten die Führung der Mafia übernommen und deren kriminelle Geschäfte durch ihre etablierte Position in der bürgerlichen Gesellschaft getarnt. Die klassische alte Mafia ist verglichen damit eine Puppenstube des Verbrechens, ihre einstigen Gewinne sind im Vergleich zu denen ihrer Nachfolger, erzielt im Waffenhandel, in der Prostitution und im Drogengeschäft, gewaschen im legalen Wirtschaftskreislauf, geradezu Peanuts.
    Abrechnungen finden nicht mehr nur wie früher üblich per Kopfschuss oder Autobombe auf den Straßen statt, sondern im Internet, im internationalen Finanzwesen. »Es geht«, erklärte Scarpinato der »Süddeutschen Zeitung« in einem gnadenlos realistischen Interview, »um ganze Staaten, die von der Mafia unterwandert werden«, indem die sich Verbündete suche in der Politik, der Justiz, den Banken. Zwar sei es ihm gelungen, in nur zwei Jahren in der sizilianischen Mafia-Hochburg Palermo drei Milliarden Euro zu beschlagnahmen, die aus illegalen Geschäften stammten, aber seiner Meinung nach war das allenfalls ein Prozent des
geschätzten Gesamtumsatzes: »Von jedem Drogen-Euro nämlich wandern siebzig Cent in den legalen Markt.«
    Die Gefährlichsten von denen, die man landläufig Mafiosi nennt, sind ihrem Wesen nach immer noch brutale Killer, aber sie sitzen dennoch gottesfürchtig »neben dir am Sonntag auf der Kirchbank«, so Scarpinato, und viele haben dieselbe Schule und dieselbe Universität besucht. Ihre Geschäftspartner ahnen meist nicht, woher sie kommen. Die russische und die italienische Mafia investieren ihr Geld am liebsten im westeuropäischen Energiemarkt, Clans aus Osteuropa und Lateinamerika haben parallel zur legalen Wirtschaft längst eine illegale aufgebaut, die oft größere Umsätze erzielt als die offizielle. Bilanzen allerdings werden nicht erstellt.
    Wenn die andere Seite, gegen die sie täglich antreten, alle

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