BKA - Die Jaeger des Boesen
so effizient sind wie das BKA — können das internationale Verbrechen nicht ohne ihre europäischen Kollegen besiegen. Dessen kriminelle Energie kennt keine Grenzen, und deshalb darf im Zusammenhang mit Organisierter Kriminalität das Wort »Grenze« nur noch eingesetzt werden, um die grenzenlosen Aktivitäten von Kriminellen auf ihren wichtigsten Geschäftsfeldern Rauschgifthandel, Menschenhandel, Betrug, Falschgeld zu beschreiben.
Die Idee eines vereinten Europa ist bei Gangstern jedweder Couleur und Herkunft auf furchtbar fruchtbaren Boden gefallen. Sie sind im Gegensatz zu manchen braven Bürgern nicht europamüde und würden stets mit absoluter Mehrheit für ein grenzenlos
vereintes Europa votieren. Einst lokal oder höchstens national agierende Banden in Rumänien oder in Süditalien, in Polen oder in Kroatien, in der Türkei oder in Serbien, konzentriert auf ein, zwei kriminelle Felder, die sie als ihren Claim betrachteten, haben längst ihre Strategien denen von Konzernen aus der legalen Wirtschaft angepasst. Sie haben überall in Europa Niederlassungen gegründet, ihre Aktivitäten auf mehrere Märkte verteilt und sich nicht wie früher auf nur einen Handelsplatz mit Rauschgift oder Waffen beschränkt. Um des kriminellen Mehrwerts willen kooperieren sie sogar mit kriminellen Global Players aus China, aus Japan, aus Südamerika. Seit die Kontrollen an vielen europäischen Binnengrenzen weggefallen sind, reisen sie für Geschäfte locker von Land zu Land, wie die gesetzestreuen Manager auch.
Ihnen zumindest ein paar virtuelle Schranken zu setzen ist eines der Ziele der supranationalen Behörde mit einem Jahresetat von knapp neunzig Millionen Euro, die fest eingebunden ist in das politische und juristische und finanzielle System der EU. Die Behörde wird gern verglichen mit dem amerikanischen FBI. Doch ähnlich wie der Vergleich des FBI mit dem Bundeskriminalamt hinkt auch dieser. Vieles von dem, was die Amerikaner selbstverständlich dürfen, ist den Europäern selbstverständlich nicht erlaubt. »Wir sind eben nicht das europäische FBI, wir sind aber analytisch sehr gut gerüstet, wir helfen den Mitgliedsländern nur. Die können gern den Erfolg, falls es einen gibt, für sich reklamieren«, sagt Rob Wainwright. EUROPOL hat bekanntlich keine Befugnisse, Gesetzesbrecher zu stellen und zu verhaften. Selbst bei Gefahr im Verzug nicht. Selbstverteidigung bei einer Attacke ist erlaubt. Aber das darf auch jeder Normalbürger. Vergleichbar immerhin ist, was EUROPOL und FBI im Wesentlichen tun – beide sammeln und analysieren alles, was an Daten über das Organisierte Verbrechen bei ihnen aufläuft.
Ihre Erkenntnisse über die Aktivitäten der Kriminellen geben sie weiter an deren Heimatländer. In Fällen, in denen Kriminalbeamte den dringenden Wunsch äußern, die Masterminds aus Den Haag mögen ihnen vor Ort helfen, kommen die tatsächlich angereist.
Bleiben aber bei polizeilichen Aktionen stets in der letzten Reihe, nur kenntlich an der Aufschrift » EUROPOL « auf ihren dunklen Blousons.
Ihre Geheimwaffe, gleichzeitig die einzige und die beste, die sie haben, heißt »Mobile Office«. Ausgestattet mit einer sicheren Datenleitung direkt nach Den Haag, ist Mobile Office ein auf Knopfdruck einsetzbarer Ermittler. Was auch immer am Tatort die jeweilige nationale Spurensicherung feststellt, wird in die Zentrale übermittelt und mit dort gespeicherten Spuren abgeglichen. Ergibt sich eine Übereinstimmung, erfolgt die Antwort ebenso schnell. Gleichzeitig entwirft ein Profi des zuständigen Departments – Rauschgift, Menschenhandel, Betrug, Kinderpornografie – im fernen Holland ein virtuelles Schaubild. Gibt es Verbindungen zu anderen Ländern? Verknüpfungen mit anderen kriminellen Hochburgen? Zu anderen kriminellen Banden? Zu einem anderen Drehkreuz?
Bei aller Wertschätzung von hilfreichen Daten hat stets der Datenschutz oberste Priorität. Würde EUROPOL den verletzen, hätte Direktor Rob Wainwright ein Problem, unter anderem mit den Abgeordneten im Europaparlament. Das weiß er. In seinem Job kommt es nicht nur auf besondere Fähigkeiten als Kriminalist an, sondern auch darauf, die Bedingungen zu kennen, unter denen Politik betrieben wird. Wenn er zum Beispiel den bulgarischen Staatspräsidenten besucht, ist es eher angebracht, den Mann für seine vorbildlichen Bemühungen im Kampf gegen die Korruption zu loben, statt für die Zukunft mehr Engagement einzufordern. Zwar kann sich der Engländer, der
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